Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
mich wird?“
„Oh ja. Serpine glaubt immer noch, dass du diesen Schlüssel hast, nach dem er sucht. Sobald er herausbekommt, wer oder wo du bist, wird er wieder jemanden schicken. Ich glaube, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass du in sehr, sehr großer Gefahr bist.“
„Dann wollen wir die Sache jetzt ein für alle Mal klarstellen, ja? Ich kann hier nicht mehr raus. Ich kann nicht mehr zurück in mein ödes Leben, selbst wenn ich es wollte. Ich hab zu viel gesehen. Die Sache hat mit mir zu tun, es ist mein Onkel, der ermordet wurde, mein Leben war bedroht, und ich habe nicht vor, jetzt einfach wegzulaufen. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen.“
„Du hast mich überzeugt.“
„Warum stehen wir dann noch hier rum?“
„Das frage ich mich auch“, sagte Skulduggery und schloss den Bentley auf. Sie stiegen ein, und der Motor sprang sofort an. Skulduggery schaute in den Rückspiegel, dann in die Seitenspiegel, dann fiel ihm ein, dass er keine Seitenspiegel mehr hatte, und er fuhr los.
„Dann können wir uns die Sammlerstücke seiner Familie also nicht ansehen?“, fragte Stephanie.
„Grässlich ist ein guter Kerl und ein guter Freund und genau die Sorte Mensch, die man an seiner Seite haben will, aber er ist auch einer der größten Dickköpfe, die ich kenne. In vier Tagen, wenn er Zeit gehabt hat, darüber nachzudenken, wird er seine Meinung ändern und uns ganz vergnügt zeigen, was wir wissen müssen. Doch bis dahin haben wir keine Chance.“
„Finden wir die Bücher nicht auch in Chinas Bibliothek?“
Skulduggery gab ein Geräusch von sich, das wie eine Mischung aus Lachen und Grunzen klang. „China ist schon seit Jahren hinter diesen Büchern her, doch da, wo Grässlich und seine Familie sie weggeschlossen haben, kommt selbst sie nicht dran.“
„Weißt du denn, wo sie sind?“
„Im Gewölbe.“
„In einem Gewölbe? Ja, und?“
„Nicht in einem Gewölbe, in dem Gewölbe. Das sind eine Reihe von Kammern unter der Städtischen Kunstgalerie in Dublin. Sie werden bestens bewacht, und Unbefugte sieht man dort gar nicht gern.“
Stephanie überlegte kurz, bevor sie fragte: „Grässlich wird also seine Meinung in vier Tagen ändern?“
„So lange dauert es gewöhnlich, ja.“
„Aber wir haben keine vier Tage Zeit, stimmt's?“
„Stimmt.“
„Dir ist klar, was wir tun müssen, richtig?“
„Leider.“
„Wir müssen uns unbedingt die Sammlung ansehen.“
Er schaute sie an. „Ich wusste, dass du gut bist. Vom ersten Augenblick an wusste ich, dass du einen Instinkt hast für diesen Job.“
„Dann brechen wir also in das Gewölbe ein?“
Er nickte widerstrebend. „Wir brechen in das Gewölbe ein.“
*
Die Städtische Kunstgalerie Dublin lag in einer der wohlhabenderen Gegenden der Stadt. Der triumphale Bau aus Stahl und Glas stand allein und stolz auf weiter Flur, der weitläufige Park hielt die anderen Gebäude in gebührendem Abstand.
Skulduggery parkte den Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das gehörte zu den vorbereitenden Maßnahmen, wie er es nannte. Sie würden nicht sofort in das Gewölbe einbrechen, versicherte er Stephanie, sie waren nur hier, um sich einen allgemeinen Eindruck von den Gegebenheiten zu verschaffen, mit denen sie es zu tun hatten. Gerade hatten die Museumsangestellten und ein halbes Dutzend Wachmänner, deren Schicht zu Ende war, das Gebäude verlassen. Ein Mann und eine Frau in blauen Overalls waren ins Museum hineingegangen und hatten die Tür hinter sich abgeschlossen.
„Ah“, murmelte Skulduggery hinter seinem Schal, „es gibt da möglicherweise ein Problem.“
„Was für ein Problem?“, fragte Stephanie. „Die beiden? Wer ist das?“
„Die Nachtschicht.“
„Zwei Leute? Mehr nicht?“
„Es sind nicht direkt Leute.“
„Wer sind sie denn?“
„Die Frage ist nicht wer, sondern was.“
„Entweder du gibst mir jetzt eine richtige Antwort, oder ich suche mir den größten Hund, den du je gesehen hast, und lass ihn ein Loch buddeln, in dem ich dich dann vergrabe. Das schwör ich dir, Skulduggery.“
„Sehr liebenswürdig“, erwiderte Skulduggery. Dann machte er ein Geräusch, als hätte er einen Frosch verschluckt, obwohl es natürlich nichts gab, das er hätte verschlucken können, und auch nichts, womit er hätte schlucken können. „Hast du gesehen, wie sie sich bewegen?“
„Sehr ... ich weiß auch nicht ... elegant. Vielleicht sind es Tänzer. Kann es sein, dass das Gewölbe Tänzer als
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