Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
hatten sie nicht damit begonnen, die Leichen herauszuschaffen. Sie wollte nicht mehr da sein, wenn es soweit war.
Skulduggery redete gerade mit den Leuten, nickte, gestikulierte und gab Anweisungen. Sie verstand überhaupt nichts mehr. Am liebsten hätte sie die Zeit zurückgedreht bis zu dem Punkt, bevor sie die Wahrheit erfahren hatte. Wenn sie nur Kranz nicht gefolgt wäre und sich damit zur Zielscheibe gemacht hätte. Dann hätte Tenebrae nie eine Chance gehabt, alles zu verderben. Skulduggery drehte sich um und kam herüber und Walküre wurde plötzlich übel. Es war, als würde sie von innen her faulen.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Sie nickte.
»Kranz und Craven werden vermisst - wir wissen nicht, wie viele insgesamt entkommen sind. Es sind Suchtrupps unterwegs, aber ich fürchte, unsere Chancen stehen nicht gut. Wir gehen zurück zum Sanktuarium und erstatten dem Rat Bericht.«
»Ich nicht«, entschied Walküre.
»Was?«
»Ich nicht, habe ich gesagt. Ich bin müde und mir tut alles weh und ich will einfach nur nach Hause. Mich interessiert das alles nicht mehr. Diesmal sollen andere die Welt retten.«
»Hör zu, ich weiß, dass du eine Menge durchgemacht hast, aber -«
»Genug«, korrigierte sie ihn und stand auf. »Ich habe genug durchgemacht. In den letzten paar Tagen wurde ich halb totgeschlagen, ich wurde von einem Monster, das mich schon einmal seziert hat, zusammengeflickt, ich wurde betrogen und angegriffen von Solomon Kranz, den ich für einen Freund gehalten habe, und dann ... du.«
»Walküre ...«
»Du kannst sagen, was du willst, es ändert nichts. Am besten, du versuchst es erst gar nicht.«
»Du musst verstehen
»Ich will nicht mehr mit dir reden«, unterbrach sie ihn und ging davon.
Sie hätte Fletcher anrufen können, aber sie hatte absolut keine Lust, sich zu überlegen, mit welcher Lüge sie ihm ihre Laune erklären sollte. Ein Zauberer, den sie kannte, nahm sie ins Stadtzentrum mit und dort stieg sie in einen Bus. Da saß sie dann, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf an die Scheibe gelehnt. Wenn der Bus über eine Unebenheit fuhr, hob es sie leicht vom Sitz. Sie dachte an gar nichts. Sie stierte auf die Rückenlehne des Vordersitzes und ließ sich von dem Bus nach Haggard bringen.
Dort stieg sie aus und nahm die Abkürzung durch den kleinen Park. Sie ging lieber durch die Dunkelheit als über die hell erleuchtete Hauptstraße. Sie wollte mit niemandem reden, nur noch ihre kleine Schwester auf den Arm nehmen und fest an sich drücken.
Bei ihr zu Hause waren alle Lichter aus und es stand kein Wagen in der Auffahrt, also schloss Walküre die Vordertür auf. Ihre Familie war nicht daheim. Sie ging hinauf in ihr Zimmer, doch ihr Spiegelbild war nicht da. Stirnrunzelnd zog sie ihr Handy heraus, wählte eine Nummer und wartete.
Es wurde abgenommen und sie hörte ihre eigene Stimme. »Hallo?«
»Ich bin’s. Wo bist du? Wo sind die anderen?«
»Wir sind im Krankenhaus«, antwortete ihr Spiegelbild.
Der Schreck durchzuckte Walküre wie ein elektrischer Schlag. Sie umklammerte das Handy fester. »Was? Was ist passiert? Ist etwas mit Alison?«
»Nicht mit Alison«, antwortete das Spiegelbild ruhig. »Mit deiner Mutter. Sie wurde heute Nachmittag überfallen.«
Walküre überlief es eiskalt. »Überfallen?«
»Ja.«
»Von wem? Von einem Sterblichen?«
»Ja. Auf der Hauptstraße. Alle sind der Ansicht, dass es eine bescheuerte Idee ist, dort jemanden zu überfallen. Kein Mensch wird in Haggard überfallen. Es ist viel zu klein. Er hat sie geschlagen. Es geht ihr gut, aber sie wurde trotzdem ins Krankenhaus gebracht, zur Sicherheit. Deshalb sind wir alle hier.«
»Ist sie verletzt?«
»Sie hat einen blauen Fleck auf der Wange.«
Walküre stand mitten im Zimmer und versuchte, aus dem Gehörten schlau zu werden. »Wer war es?«, fragte sie. Sie wunderte sich selbst, wie sanft ihre Stimme klang.
»Ich habe nur seinen Nachnamen gehört. Moore. Er ist nicht aus Haggard. Die Polizisten haben gesagt, sein Wagen hätte den Geist aufgegeben. Dad stand gerade in der Apotheke an der Kasse und Mum hat draußen mit Alison im Kinderwagen gewartet. Moore kam angerannt und hat sich ihre Handtasche gegriffen. Sie hat nicht losgelassen, da hat er sie ins Gesicht geschlagen, ihr die Tasche weggerissen und ist direkt in Dad hineingelaufen. Dad hat ihn ins Schaufenster der Apotheke geworfen. Die Leute vom Rettungsdienst haben ihn verpflastert und der Polizei übergeben.«
»Dann
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