Skylark 3 - Die Skylark und die Sternenwanderer
noch gesteigert, und nun raste sie viele ereignislose Tage und Wochen lang durch die intergalaktische Leere.
Nach den ersten Tagen der hektischen Jagd auf das fenachronische Schiff hatte sich Seaton schließlich in die freundliche Routine des Fluges gefügt. Aber Untätigkeit widerstrebte seiner lebhaften Natur, und da er auch keine körperliche Bewegung bekam, begann er immer tiefer in die noch unergründeten Tiefen seines neuen Geistes vorzustoßen – eines Geistes, in dem das angesammelte Wissen vieler tausend Generationen von Rovol und Drasnik angesammelt worden war – Generationen von Fachwissenschaftlern zweier völlig verschiedener Wissensgebiete.
So kam es, daß Seaton eines Morgens die Hände tief in den Taschen vergraben hatte und gedankenverloren herumwanderte, während aus seiner Pfeife dicke Rauchwolken aufstiegen, die einer weniger wirksamen Klimaanlage Schwierigkeiten gemacht hätten. Er stapfte dahin und hastete plötzlich quer durch den Kontrollraum zu den gewaltigen Kontrollen seines Projektors fünfter Ordnung.
Dort saß er dann viele Stunden lang. Seine Hände schufen unglaublich komplizierte Integrale auf der unerschöpflichen Anzahl von Tasten und Skalen; seine grauen Augen starrten blind ins Leere; er war taub und stumm und blind; er sah nur das faszinierend unergründliche Problem, mit dem er sich beschäftigte.
Die Zeit des Abendessens rückte heran und verging, dann war Schlafenszeit, und Dorothy näherte sich zielstrebig der Konsole, wurde aber von dem wachsamen Crane zur Seite geführt.
»Aber er ist heute noch keine Minute ansprechbar gewesen, Martin!« protestierte sie, als sie sich im Wohnraum der Cranes befanden. »Und hast du mir nicht damals in Washington gesagt, daß ich ihn zu sich bringen soll, wenn er mal wieder eine seiner Marathon-Arbeitssitzungen anfängt?«
»Ja, gewiß«, sagte Crane nachdenklich. »Aber die Umstände sind jetzt doch etwas anders als damals. Ich habe keine Ahnung, womit er sich beschäftigt, aber es ist ein so kompliziertes Problem, daß er für einen Rechenvorgang gut siebenhundert Faktoren eingegeben hat – und wenn er jetzt gestört würde, könnte sein Gedankengang für immer unterbrochen werden. Außerdem darfst du nicht vergessen, daß er jetzt körperlich ausgezeichnet in Form ist. Für ihn besteht also keine Gefahr. Ich schlage vor, daß wir ihn noch eine Weile in Ruhe lassen.«
»Also gut, Martin. Ich hätte ihn sowieso nur ungern gestört.«
»Ja; soll er sich noch eine Weile konzentrieren«, sagte Margaret. »Seit Wochen hat er keinen richtigen Arbeitsanfall mehr gehabt – Rovol hat es nicht zugelassen. Wirklich schade – denn wenn er sich so in eine Sache verbeißt, wenn er wirklich nachzudenken beginnt, zaubert er meistens ein überraschendes Ergebnis hervor. Ich begreife nicht, wie die Norlaminer jemals Fortschritte machen konnten, wenn sie immer nur nach der Uhr gedacht und bei Feierabend pünktlich Schluß gemacht haben, auch wenn sie gerade mitten in einem wichtigen Gedanken waren.«
»So wie Dick jetzt arbeitet, schafft er in einer Stunde mehr als Rovol von den Strahlen in zehn Jahren!« rief Dorothy überzeugt. »Ich werde ihm weiter Gesellschaft leisten – es ist sicher störender für ihn, wenn ich fort bin, als wenn ich bei ihm bleibe. Auch ihr solltet mitkommen – als wenn nichts geschehen wäre. Wir wollen ihm noch eine Stunde geben.«
Das Trio kehrte in den Kontrollraum zurück.
Aber Seaton beendete seine Berechnungen ohne Unterbrechung. Kurz nach Mitternacht übertrug er seine integrierten und gesammelten Kräfte in einen Ankerstromkreis, erhob sich aus dem unbequemen Stuhl, reckte sich ausgiebig und wandte sich triumphierend an die anderen.
»Leute, ich glaube, ich habe etwas gefunden!« rief er. »Es ist schon ziemlich spät, aber der Test dauert nur ein paar Minuten. Ich lege euch diese Netze über die Köpfe, und dann schaut ihr alle in den Sichtkasten hier.«
Seaton schob sich ein feingesponnenes Netz aus silbrigem Metall über den Kopf, das durch ein Kabel mit seinen Kontrollen verbunden war. Nachdem er seine Freunde ähnlich versorgt hatte, begann er die Kontrollen zu bedienen.
Gleich darauf begann es im dunklen Innenteil des Kastens sanft zu glühen – ein Schimmer, der sich zu Farben und Formen auflöste – in ein dreidimensionales Bild. Im Hintergrund ragte ein schneebedeckter Vulkanberg auf, herrlich symmetrisch geformt; im Vordergrund erschienen blühende Kirschbäume. Zwischen den Stämmen erhob
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