Skylark 3 - Die Skylark und die Sternenwanderer
sie ein. Er umarmte ihre zitternde Gestalt.
»Ruhig, Mädchen, es ist alles in Ordnung – alles ist bestens. Beruhige dich, mein Liebes! Du brauchst dich wirklich nicht aufzuregen! Hör auf, Rotschopf!«
»Aber Dick! Das ist alles so ... schrecklich!« Dorothy hatte am Rande der Hysterie geschwebt, doch Seatons Worte schenkten ihr wieder Mut. »In mancher Hinsicht kommt mir alles in Ordnung vor, aber es ist so ... so ... ach, ich weiß nicht ...«
»Halt!« befahl er. »Du läßt dich schon wieder gehen! Auch ich habe so etwas nicht erwartet, aber wenn man darüber nachdenkt, muß es einem ganz logisch erscheinen, daß die Verhältnisse hier so sind. Unser Körper und unser Gehirn ist zwar anscheinend vierdimensional geworden, doch unser Intellekt ist nach wie vor dreidimensional, was uns das Leben sehr erschwert. Wir vermögen Gegenstände zu erkennen. Doch wir können ihre äußeren Formen nicht begreifen oder sie auch nur in Worten oder Gedanken ausdrücken. Das ist seltsam und entnervend, besonders für euch Mädchen, aber ganz normal – verstehst du?«
»Also, na ja ... vielleicht. Ich hatte im ersten Augenblick Angst, daß ich den Verstand verloren hätte, aber wenn du denselben Eindruck hast, ist ja alles in Ordnung. Allerdings hast du gesagt, wir würden nur eine Millionstelsekunde lang in der vierten Dimension bleiben – und wir sind jetzt schon mindestens eine Woche hier!«
»Falsch, Dottie – wenigstens zum Teil. Die Zeit läuft hier anscheinend schneller ab, so daß wir den Eindruck haben, schon ziemlich lange in der vierten Dimension gewesen zu sein; doch soweit es unsere eigene Zeit betrifft, sind wir kaum länger als eine Millionstelsekunde hier. Siehst du den Plungerschalter dort? Der bewegt sich noch immer nach innen – er hat noch kaum Kontakt. Die Zeit ist relativ, wie du weißt, und bewegt sich hier so schnell, daß der Plungerschalter, dessen Bewegung das Auge normalerweise kaum wahrnimmt, stillzustehen scheint.«
»Aber es muß länger gedauert haben, Dick! Überleg doch, wie lange wir uns schon unterhalten! Ich rede ziemlich schnell, aber doch nicht so schnell!«
»Du redest gar nicht – hast du das noch nicht gemerkt? Wir denken und empfangen unsere Gedanken als Worte, das ist alles. Du glaubst mir nicht? Gut – hier ist deine Zunge. Oder nehmen wir dein Herz – das seltsam aussehende Ding hier. Es schlägt nicht – das heißt, in diesem Universum braucht es wahrscheinlich Wochen oder vielleicht auch Monate, um einen Schlag zu tun. Faß es mal an – fühl selbst!«
» Anfassen? Mein eigenes Herz? Das steckt doch ganz tief in mir, hinter den Rippen – das geht doch gar nicht!«
»O doch! Du redest wieder mit dem Intellekt, nicht mit deinem Gehirn. Vergiß nicht, daß du jetzt vierdimensional gebaut bist. Was früher dein Körper war, ist hier nur die dreidimensionale Oberfläche eines Hyperkörpers. Du kannst dein Herz oder deinen Magen in die Hand nehmen – das ist nicht schwieriger als ein Griff zur Nase in der normalen Dimension.«
»Also, ich tu's trotzdem nicht – nicht für eine Million Dollar!«
»Also gut. Schau her, wie ich mein Herz anfasse. Siehst du, es rührt sich absolut nicht, ebensowenig wie meine Zunge. Und da ist noch etwas, das ich nie zu sehen erwartet hätte – mein Blinddarm. Nur gut, daß er noch gut in Schuß ist, sonst nähme ich eine Schere und schnitte ihn ab, solange das ohne ...«
»Dick!« rief Dorothy. »Um Himmels willen ...«
»Beruhige dich, Dottie, beruhige dich. Ich will dich ja nur mit diesem Durcheinander vertraut machen. Laß mich mal etwas anderes versuchen. Hier, du weißt, was das ist – eine neue Tabaksdose, der Deckel ist fest zugeschraubt. In der normalen Dimension gibt es keine Möglichkeit, an den Inhalt heranzukommen, ohne das Metall zu durchstoßen – du hast schon viele Dosen geöffnet. Aber in dieser Welt lange ich einfach am Metall des Behälters vorbei, siehst du, und stopfe das Zeug in meine Pfeife, so. Die Dose ist noch immer fest geschlossen, es sind keine Löcher darin, aber der Tabak ist draußen. In unserem dreidimensionalen Raum wäre das unerklärlich und hier für uns eigentlich nicht begreifbar, doch physikalisch ganz einfach und natürlich, wenn man sich daran gewöhnt hat. Vielleicht hilft dir das weiter.«
»Vielleicht ... na, ich werde mich jedenfalls nicht mehr aufregen, Dick. Trotzdem ist mir das alles viel zu unheimlich. Warum ziehst du nicht einfach den Schalter zurück und bremst uns?«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher