SLAM (German Edition)
dem Stab in die Flanke zu stechen. Diesmal war es schneller. Es drehte sich in seiner Flugbewegung weg und hieb mit beiden Säbeln nach der Hand, die den Stab hielt. Der Berber riss sie zurück, fuhr dabei mit dem Stab über beide Klingen , und wieder blitz t en weißblau gezackte Lichtbögen um das Metallskelett. Funken stoben auf, die Monstrosität jaulte laut. Sie riss ihre Klingen auseinander, warf sich zur Seite und weg von dem Stab, der sie wie ein Magnet festzuhalten schien. Als es ihr gelang, sich aus seiner Fessel aus Strom zu befreien, sprang sie mit einem niedrigen Satz wie ein über den Boden schlitternder Stein auf den Berber zu. Eine ihrer Säbelklingen erwischte ihn auf Höhe der linken Brust. Mit einem Zischen glitt die Klinge durch den Stoff und riss ihn zentimeterweit auf, offenbar nicht sehr tief. Kein Blut trat aus dem Riss in der Kutte, stattdessen drehte der Berber seinen Stab mit einer spielerisch wirkenden Handbewegung einmal um seine eigene Achse und stach, ohne sein Ziel dabei anzusehen, hinter sich. Ein ohrenbetäubendes Kreischen zeriss Karim fast die Trommelfelle. Er konnte nic ht sehen, wo der Berber die Kreatur getroffen hatte, denn der M ann stand direkt vor ihr . Er packte den Stab mit beiden Händen un d stieß ihn erneut hinter seinem Rücken senkrecht hinab. Mit einer Drehbewegung wandte er sich um, ohne die Hä nde von seiner Waffe zu nehmen.
Jetzt erst sah Karim, was geschehen war. Der Stab hatte sich in den Kopf der Monstrosität gebohrt. S ie sank in sich zusammen , und das Klirren ihrer Metallglieder wurde vom Brummen des Lichtbogens um ihren Schädel übertönt. Sie zuckte, ihre Säbel zitterten, elektrische Kontraktionen schüttelten ihren Körper. Dann erlosch da s gezackte Flackern um den Stab. D as Hunded ing hörte auf, sich zu bewegen, seine Säbel fielen scheppernd herab.
Der Kämpfer drehte sich zu Karim. Die Kapuze gestattete keinen Blick auf sein Gesicht. Er ging auf ihn zu. Wortlos griff er in die Falten seiner Kutte und holte eine runde, silbern schimmernde S cheibe hervor. Er streckte ihm den handtellergroßen Gegenstand entgegen. Karim sah auf die schmale Gestalt, die kleiner war als er, dann auf die Scheibe. »Was ist das?«, fragte er. »Und wer sind Sie?«
Die Gestalt streckte ihm die Scheibe noch weiter entgegen. Er nahm sie. Eine Antwort erhielt er nicht. Stattdessen wandte sich die Gestalt ab, und in dieser Bewegung öffnete sich der Riss in ihrer Kutte.
Karim wurde von einem leichten Schwindel erfasst . Was er unter dem Stoff sah … eine Wölbung, eine fleischliche, runde, apfelsinengroße Wölbung, von deren Spitze eine blasse , aber fest wirkende Erhebung abstand. Eine Brustwarze! Sein Herz raste. Es sah genauso aus wie in seinem Traum. Und genauso erregte ihn dieser Anblick, schien sich von dem Sekundenbruchteil, den er andauerte, zu einem beinahe ewig währenden Moment hinzuz iehen. E r wollte nach dieser Wölbung greifen, sie berühren , doch a ls er seine Hand nach ihr ausstreckte, hatte sich die Gestalt bereits in Bewegung gesetzt , und verschwand im blauen Licht zwischen den Säulen, so geheimn isvoll, wie sie erschienen war.
»Warten Sie«, flüsterte er. Aber er wusste, dass sie das nicht mehr hören konnte.
5
S ein Blick fiel auf die sonderbare Scheibe in seiner Hand. Sie war silbern, sehr leicht und aus irgendeinem glänzenden Kunststoff , auf dessen Oberfläche sich das Licht in unterschiedlichen Farben brach . In der Mitte enthielt sie ein Loch. Karim hielt sie gegen die blau leuchtende Kerze . Schwach konnte er seine Finger hindurchscheinen sehen. Was war das? Wieso hatte der Berber es ihm gegeben? W as sollte er damit anfangen? Enthielt es vielleicht eine Botschaft? Seine Augen suchten das Ding nac h Schriftzeichen ab, aber er konnte nichts entdecken. Er würde es mit in das Zentralarchiv nehmen und dort genauer untersuchen. Vielleicht wusste BEY, um was es sich dabei handelte.
Aber erst mal musste er hier raus. Er warf einen letzten Blick auf die vier verstümmelten Leichen, dann auf die Monstrosität. Wenn der Berber nicht gekommen wäre, läge er jetzt vermutlich auch hier. Allah allein wusste, warum das Biest ihm nicht wie den anderen s ofort den Garaus gemacht hatte.
Karim marschierte los. Doch binnen K urzem stellte sich heraus, dass d ie Säulenhalle noch viel größer war, als er zunäch st vermutet hatte. Er hatte denselben Weg eingeschlagen wie der Berber , aber an statt einen Ausgang zu finden, begann er bloß
Weitere Kostenlose Bücher