SLAM (German Edition)
Blonden hatte sich ein vertikaler Riss aufgetan, Fleisch klaffte auseinander, Blut ran n ihm an Gesicht und Hals hinab, in dem Spalt glänzte es met allisch. Das Knurren verwandelte sich in ein gequältes Winseln, von dem glotzenden Auge war nur noch das Weiße zu erkennen. D er R iss vergrößerte sich immer mehr und tei lte das Gesicht in zwei Hälften, d ie von herausgleitendem Metall verdrängt wurden . E in Schädel mit nach vorne spitz zulaufenden Kiefern, aus denen messerähnliche Zähne blitzten, schob sich ins blaue Licht. Wieder erklang dieses grässliche Reißen, der Mantel des Mannes wogte, als sei sein ganzer Körper in einer wilden Wellenbeweg ung. Es – was immer es inzwischen geworden war – erhob sich vom Stuhl. Sein Mantel, seine Haut, sie sprengten sich mit dem Knall e iner reißenden Sehne von ihm ab. Blut und Fleischlappen spritzten den anderen auf ihre Körper und entsetzt stierende n Gesichter. Schreckensstarr blickten sie auf e in blutiges, metallenes Skelett und dessen Gliedmaßen, die mit scharf wirkenden Klingen bewehrt waren. Das Haupt mit der spitzen Schnauze glich ein bisschen dem eines Tieres, welches vor Hunderten Jahren einmal gelebt hatte und längst ausgestorben war, und das Karim nur aus dem Archivmaterial kannte: einem Hund.
Karim taumelte rückwärts. Er hörte einen Schrei, es war sein eigener, stolperte über den Stuhl und landete auf seinem Hintern. Was er sah, diese albtraumhafte Unwirklichkeit, lähmte s eine Gedanken. Was passierte hier? Es konnte nic ht real sein, er musste träumen. Ja, so musste es sein. Er war noch immer ohnmächtig von dem Schlag, den ihm die Männer im Institut verpasst hatten. Nein, auch das musste ein Traum gewesen sein, ebenso das geheimnisvoll riechende Taschentuch in der Unterführung. In Wahrheit lag er zu Hause im Bett, ne ben Soli, und träumte verrückten Kram . So verrückt wie die runden Dinger, die er sich da zusammenfantasiert ha tte, diese geschwollenen Brüste, die Wölbungen und das übrige Zeug. Und wenn der Traum zu Ende war, würde er aufwachen, »Das Geschenk des Lebens« empfangen und endlich Vater sein.
Das Klirren, mit dem das Metallskelett sich auf ihn zubewegte, nahm ihm seine Illusion. Alles in ihm schrie: Lauf weg! U nd er rannte. R annte auf ei ne der Säulen zu, passierte sie und erreichte die nächste. Ein schmerzverzerrter Schrei ließ ihn innehalten. Er wandte sich um , und was er sah, ließ ihn erst ickt j apsen.
Das blaue Licht glomm auf den blanken Stellen des Metallskeletts, seinen Stangen, G elenken, den Rippen und auf dem Schädel . Es sp iegelte sich auf seinen blutverschmierten Klingen, die sich wie gekrümmte Säbel durch einen der anderen Männer bohrten und ihn vom Bauch bis zum Hals aufschlitzten, während sie ihn vom Boden hievten wie eine Puppe. Der Mann kreischte, bis seine Lunge kollabierte, dann sc hleuderte ihn das Ding von sich. E r glitt von den Sä belklingen und klatschte auf den Boden wie eine riesige, blutende Wurst.
Der aufrecht stehende Metallhund schüttelte sich, Blut und kleinere Fleischfe tzen fielen mit schmatzenden Geräuschen zu Boden. Er öffnete seine Kiefer und brüllte wild . Danach drehte er sich zu den anderen. Sie standen wie angewurzelt da und starrten auf ihren toten Kameraden. Der metallene Skelettkörper wirkte in die Länge gezogen, und das, was seine Wirbelsäule sein musste, war etwas stärker gebogen als be i einem Menschen. Karim dachte, dass es seine Arme wahrscheinlich ebenso gut als Beine benutzen konnte und so verdammt schnell sein würde.
Ein Schütteln durchlief das Hunded ing, seine Säbel schepperten, als es sich auf sie stützte und sich hastig um die eigene Achse schwang. Es öffnete seine Kiefer und kreischte, ein Klang wie aneinanderreibendes Metall . Im nächsten Augenblick vollführte einer sei ner Säbelarme eine rasante Bewegung. Eine Sekunde lang passierte nichts. Dann neigte sich der Kopf des Mannes, der am dichtesten bei ihm stand, wie in Zeitlupe vornüber und fiel mit einem dumpfen Poltern zu Boden . Blutfontänen spritzten in roten Stößen aus dem Hals des Enthaupteten, wurden schwächer, und seine Knie gaben nach. Er fiel zur Seite in den See aus Blut, der sich unter seinen Füßen gebildet hatte.
Endlich schienen die verbliebenen beiden Männer zu begreifen , was sich vor ihren Augen abspielte. Sie wichen zurück, einer drehte sich um und rannte drauflos. Mit ein paar Schritten war das Ding bei ihm und schlug einen seiner Säbel
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