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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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und dennoch weich aus ihrem Körper reckten. Dann jedoch riss er sich zusammen. Das war der falsche Augenbli ck für Liebkosungen. Er brachte sich wieder in eine aufrechtere Position, achtete darauf, dass seine Hände genu g Halt hatten, um zu verhindern, dass er bei einem erneuten Ausweichmanöver von der Rei tapparatur fiel.
    Das Bild der Archivhalle hatte sich in der Zwischenzeit verändert. Es ging imm er weiter nach oben. Bald sah man keine Greifer mehr. D ie Wände waren von Rissen durchsetzt und teilweise offen. Auch in der Decke klafften gewaltige Löcher, wie von monströsen Kiefern hineingerissen. Zunehmend mehr Schutt lag auf den Halden und bedeckte sie mit grauem Staub. Hi er und da entlockten wie spitze Finger hereingreifende Sonnenstrah len den vergessenen Schätzen ein geheimnisvolles Glühen . Je weiter sie emporritten, desto natürlicher wurde das Licht. Die Deck enlampen waren ohne Leuchtkraft und glotzt en wie tote Augen auf sie herab. M it gelbem Staub bedeckte Maschinen walzten durch die immer heller einfallenden Sonnenstra hlen, stopften Löcher und Risse. A ndere stellten Streben und Platten auf, und in diese Verschalungen wurden zähe Substanzen ge gossen . E in lautes Dröhnen und Hämmern erfüllte die s ich stetig erweiternde Halle im geschäftigen Rhythmus. Hier lagen noch Riesenmengen von Artefakten, benötigten Raum und nochmals Ra um, einen Hort für die Ewigkeit. Es war ein Bauwerk, das nie mals aufhören würde , zu wachsen.
    Dann jedoch wurden die Mauern niedriger, genau wie die Halden mit all dem seltsamen Zeug , die Zwischenräume der Streben breiter, und das Dach verlor sich gänzlich. Gelbe Berge zeichneten sich bald hinter wie Skelettbeine in den Himmel ragenden, einsa men Stahlpfählen ab. Über alle m lag eine so warme und trockene Luft, dass sie Karims Lungen zu reize n begann. Schließlich wurde die Wärme zu Hitze. Un gemildert brannte eine von Karim nie zuvor derart flammend erlebte Sonne vom azurblauen Himmel herab, den k ein noch so dünnes Wölkchen bedeckte.
    Karim wandte sich um. Er sah einen Hügel aus ungeordnet aufragenden Pfählen, aus dessen Bauch das immer schwächer werdende Dröhnen von Maschinen drang. D ie gleißende Sonne ü ber ihm brannte wie ein zu gut geschürter Ofen und trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Zum erst en Mal im Leben wurde ihm bewusst , wie sich ohne die Wetterkontrolle natürliche Hitze anfühlte. Das war ihm zu warm! Er fühlte sich von seinen Kleidern wie erstickt. Die Hitze kam nicht nur von oben, auch der gelbe Boden unter ihm reflektierte sie, weicher Boden, in dem die staksigen Beine des Reitapparat e s tief e Abdrücke hinterließen. Gleich dem Boden eines erloschenen Glutofens, dessen Asche noch immer glomm.
    Der Hitze zum Trotz war die Faszination, die die se unbekannte Umgebung auf ihn ausübte, einzigartig. Das Blau des Himmels war so leuchtend wie das von Kornb lumen, d ie Sonne ein Quell purer Energie. Nie hat te sie je seine Haut so gewärmt. Und nie hatte die Luft so rein geschmeckt, nie war die Stille der Welt um ihn herum so vollkommen gewesen. Nie hatte n seine Augen über eine sol ch imposante Landschaft geschweift.
    Es gab hier nichts, absolut gar nichts, das geradlinig oder gar eckig war. Wundersam gewachsene Baumreihen reckten vertrocknete Äste gegen gewaltige gelbe Hügel, als streckten sie ihre toten Zweige aus, um sie zu berühren. Über dem Boden flimmerte die Luft in Spiegelbildern, warf das Beige des toten Holzes gegen den merkwürdig nachgebenden Untergrund und vermischte ihn mit dem Blau des Himmels. Als fließe Wasser über den brennend heißen Boden.
    Die Hitze war so enorm, dass Karim es nicht länger aushielt und sich seines Mantels entledigte. Erst behielt er ihn noch bei sich, dann überkam ihn der Drang, ihn loszulassen, hinter sich zu lassen wie die Stahlpfähle , all das alte Zeug, die Stadt, die ganze SLAM-Welt. Er fühlte sich wie ein Gefangener, dem die Flucht gelungen war. Er hielt den Mantel ers t noch mit der ganzen Hand, danach nur mit drei Fingern, und dann ließ er ganz los. Das Kleidungsstück fiel so unspektakulär zu Boden, dass es Karim beinahe wehtat   – gleichzeitig erfüllte es ihn mit einem unglaublichen Gefühl von Freiheit. Es war, als habe er so , ohne jede Anstrengung , all die Fesseln seines bisherigen Lebens gelöst.
    Dann plötzlich gab es einen spektakulären Wechsel. Die Bäume begannen sich mit Grün zu füllen. Im Sch atten eines Tales trugen sie so lch sattes Laub,

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