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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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außen mit Stickereien aus komplizierten goldenen Schlangenmustern versehen. Sie reichte ihr bis unter die Knie. Lediglich die Waden waren nackt und schimmerten bronzefarben und glatt im Licht der sich immer weiter gen Westen neigenden Sonne.
    Die Schöne griff neben das aufgeschichtete Brennholz und zauberte einen tönernen Wasserkrug hervor. Sie entkorkte ihn und trank einen kräftigen Schluck, dann reichte sie Karim das Gefäß.
    »Mein Name ist Hayat«, sagte sie dabei.
    »Ich bin Karim«, erwiderte er und nahm den Krug mit beiden Händen.
    »Ich weiß«, sagte sie.
    Er trank ebenfalls, und als seine Zunge sich wieder besser anfühlte und das lauwarme Wasser seine Kehle hinabgelaufen war, sprudelten die Fragen, um die sich seine Gedanken während des Weges hierher gedreht hatten, aus ihm heraus: »Wie kommt es, dass du dich zwischen dieser Welt und der Stadt so frei bewegen kannst? Und was hat es mit diesen sogenannten Weibern auf sich? Wohin wird uns unsere Reise führen?«
    »Eins nach dem anderen«, sagte sie kühl. »Als Erstes nimmst du jetzt mal ein gründliches Bad in dem See dort.« Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die spiegelnde Wasseroberfläche, neben der das Lager errichtet war. »Ich hab zwar noch nie mit einer Frau über so etwas gesprochen, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendeine auf dieser Welt gibt, die es mit einem so nach Scheiße stinkenden Mann lange aushalten würde.«
    Der Windelberg! Und ihr von Tausenden von Babys produzierter Inhalt! Peinlich berührt starrte Karim an Hayat vorbei.
    »Nun stell dich nicht so an. Zieh dich aus und mach dich sauber! Ich werde die Zeit nutzen, um uns etwas Anständiges zu essen zu besorgen.«
    Sie wandte sich ab und verschwand zwischen den hohen Stämmen der Wedelbäume. Karim wartete so lange, bis sie nicht mehr zu sehen war. Dann zog er sich aus und schnupperte an seiner Brust, seinen Armen und Händen. Er roch wirklich nach Scheiße. Und nach Schweiß und Dreck. Er schämte sich. Er s chämte sich in Grund und Boden!
     
    In seinem ganzen Leben hatte sich Karim nicht so erfrischt und wohlig gefühlt wie jetzt bei diesem Bad. Das kristallklare Wasser des Sees umspülte ihn mit warmen Fängen, er tauchte darin ab, preschte wie ein Fisch mit kräftigen Schwimmbewegungen unter seiner Oberfläche entlang und drehte sich dann auf den Rücken. Er öffnete die Augen und sah, wie sich das schon kupfern gewordene Sonnenlicht in den zahmen Wellen brach und schillerte. Keine der Badeanstalten der Stadt hatte je auch nur annähernd eine solche Faszination auf ihn ausgeübt wie dieses Nass. Es war nicht wie üblich von chemischen Substanzen durchsetzt, die es rein halten sollten, sondern duftete wie die Reinheit selbst, wie die Freiheit, die Grenzenlosigkeit. Er durchschwamm den See einmal in seiner ganzen Länge und wieder zurück. Die Anstrengungen dieses langen, ereignisreichen Tages wurden mitsamt dem Dreck u nd Gestank von ihm abgewaschen.
    Als er wieder herausstieg, drehte er sich um und spürte fast etwas wie Wehmut, nicht für den Rest seines Lebens in diesem Element bleiben zu können. Wie gerne hätte er mit Hayat zusammen darin gebadet, wie gerne diese wundersamen Empfindungen mit ihr geteilt.
     
    Hayat war zurückgekehrt und hatte in einem grob gewebten Säckchen ihre Beute mitgebracht. Sie wies Karim an, Zündholz zu sammeln. Er tat, wie ihm geheißen und klaubte rings um ihr Lager am Boden verstreut liegende Rindenstücke der Palmen auf. So nannte Hayat die Wedelbäume. Später beobachtete er sie wissbegierig wie ein kleiner Junge dabei, wie sie das Feuer entfachte. Sie schichtete etwas Brennholz lose aufeinander, nahm einige Stückchen der Rinde und schob sie dazwischen. Anschließend packte sie eine Büchse aus. Aus ihr holte sie eine pulverartige Masse hervor und steckte ein wenig davon in eine Seite des Holzstapels. Dann kramte sie einen würfelförmigen und einen gewöhnlichen Stein aus der Büchse und schlug diese gegeneinander. Funken sprangen auf, entzündeten die Masse, die sie zuvor zwischen die Holzscheite gesteckt hatte, worauf diese wiederum die Rindenstücke in Brand setzte, und das Feuer zu züngeln begann. Nach wenigen Minuten stand das Holz in Flammen.
    Als das Feuer sich zu einer schönen Glut reduziert hatte, gab Hayat Karim einen Spieß, auf dem ein langes Stück Fleisch steckte. Wie sie drehte er ihn in der Hitze und betrachtete hingerissen, wie das Fleisch zu brutzeln begann und dabei einen köstlichen Duft

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