Slant
will ihm nicht von Crest erzählen, also belässt sie es bei Verallgemeinerungen.
»Irgendjemand schlägt vor, ich sollte dies tun oder dorthin gehen und ich gehe in die andere Richtung. Aber ich habe keine Entscheidungsgewalt. Alle anderen entscheiden. Dazu müssen sie mir nur vorschlagen, das Gegenteil von dem zu tun, was sie von mir erwarten.«
Tim schüttelt den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich bin ein wenig verzweifelt und mehr als nur ein wenig verloren«, sagt Alice. »Und du hast niemanden.«
Sie starren sich gegenseitig mit diesem intensiven, augenscheinlich bedeutungsvollen Blick an, der ewig anzuhalten scheint, aber keinerlei nützliche Information übermittelt.
Das Brennen ist bohrend und glühend zum Zentrum ihres Gehirns unterwegs. Wenn Tim so reagiert, wie sie es jetzt braucht, ist sie gerettet; wenn nicht, könnte sie sich genauso gut hinlegen, die Augen schließen und das Atmen einstellen.
»Nein, Alice«, sagt Tim mit sehr sanfter Stimme. »Ich muss mich mit einer Menge ungelöster Probleme herumschlagen. Ich bin verbittert. Ich bin nicht der, für den du mich hältst, und ich bin bestimmt nicht mehr der, der ich einmal war.«
»Es könnte vielleicht einen Versuch, eine gewisse Anstrengung wert sein«, schlägt Alice vor.
»Es schmerzt mich, dass sich die Dinge für dich nicht so gut entwickelt haben«, kommt Tim noch einmal auf diesen Punkt zurück. »Wenn du mit allem Recht gehabt hättest, wären die Schmerzen, die du mir zugefügt hast, gerechtfertigt. Dann hättest du einfach das getan, was das Beste für dich war.«
»Ich habe mich geirrt.«
»Das will ich nicht hören. Ich habe dich für die beste, die komplexeste und die schönste aller Frauen gehalten. Ich hätte auf einen Arm oder ein Bein verzichtet, um mit dir zusammenleben zu können. Ich habe Nacht für Nacht von dir geträumt. Du hast in mir gelebt, ich habe dich vergöttert. Doch du warst zu viel für mich, wie du mir gezeigt hast. Du hat mir gezeigt, dass ich dich nicht verdient habe und dass ich deinen Anforderungen niemals gerecht werden kann.«
»Ich war grausam und dumm.«
Tim schüttelt vehement den Kopf. »Wenn du es ohne guten Grund getan hast, bedeutet das, dass wir von verschiedenen Planeten kommen.«
Alice erinnert sich an die Stimmen, die sie vor dem Haus gehört hat. Nicht von Tim, sondern Echos von Tim.
»Auf meinem Planeten«, fährt er fort, »trampeln wir nicht auf anderen Menschen herum – und erst recht nicht, nachdem wir ihre Zuneigung erworben haben. Ich wusste schon immer, dass ich meine Arbeit tun muss und dass ich nicht nur herumsitzen und zu meinem Vergnügen auf der Klaviatur weiblicher Gefühle spielen kann. Auf deinem Planeten scheint es möglich zu sein, einfach zu tun, wonach einem der Sinn steht, und alles andere zu vergessen. Bis zu diesem Abend hast du gar nicht oft an mich gedacht, stimmt’s? Du hast gar nicht gelitten.« Seine Stimme wird lauter und tiefer, vorwurfsvoller. »Du hast mein Leben verändert.«
Tim steht auf. Er ist so erregt, dass er zittert. »Ich bin alles, was ich habe. Ich lasse nicht zu, dass jemand mich ein zweites Mal zerstört.«
*
Jakey findet sie im zweiten Ballsaal wieder, wo er versucht, sich in der Menge verlieren. Sie sucht nach Twist, die aber nirgendwo zu sehen ist. Wahrscheinlich sammelt sie neue Erfahrungen, irgendwo, mit ihrem Popeye.
»He, Kleines«, sagt Jake. »Ich habe etwas für dich. Eins meiner Live-Talente kann nicht auftreten. Ich brauche Ersatz, einen echten Show-Profi. Hier sind sehr viele Leute im Up- und Top-Spin. Ich kann dich vorstellen, deinen Stern erstrahlen lassen… Interessiert?«
Alice beschließt, dass sie nicht mit leeren Händen nach Hause gehen sollte. »Klar«, sagt sie.
»Du siehst irgendwie mitgenommen aus«, sagt Jake mit professioneller Offenheit. »Reiß dich zusammen, und wir sind im Geschäft.«
»Ich bin voll integriert«, sagt Alice.
»Ich habe hier einen Kollegen… Ihr zwei seid das perfekte Paar. Du hast doch schon mit Minstrel zusammengearbeitet, nicht wahr?«
Alice nickt. »Er ist hier?«
»Ihr seid das perfekte Paar«, wiederholt Jake. »Es ist eine Beta-Demo auf vollsensorischem Interface. Der nächste große Schritt. Wir haben eine fabelhafte große Yox-Studioproduktion. Du kannst die Demo mit Minstrel machen – es ist extrem sinnlich, Alice. Die Leute werden dich wiedererkennen. Du kommst gerade mit der Feenkönigin nach oben. Du kommst wieder in den Top-Spin!«
»Wo ist Minstrel?«,
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