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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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nicht abschalten.« Seine Denkprozesse sind mühsam, da er seine Hauptspeicher noch nicht vollständig reintegriert hat.
    »Ich glaube, sie werden deine I/Os unterbrechen und dich dann untersuchen«, sagt Jill.
    Sie schnappt eine kubistische Impression dessen auf, was Roddy sieht. Jetzt befinden sich über zwanzig Personen in Omphalos; einige davon sind tot, andere sind erst vor kurzem hereingekommen. Roddy behält alle im Auge. Der Mann namens Marcus hat sich seit einigen Minuten nicht mehr gerührt, aber er lebt noch. Er ist von kürzlich eingetroffenen Menschen umgeben, insgesamt fünf, denen Roddy noch kein Etikett gegeben hat. Jill vermutet, dass es medizinisches Personal ist.
    Es gibt eine weitere grün markierte Person, die allein ist. Der Mann hält sich in einem Bereich auf, über den Roddy keine Kontrolle hat, in einem Lift, der nur für Seefa Schnee persönlich eingebaut wurde.
    Weitere drei Personen, alle mit roten Markierungen, sind anwesend, aber Roddy will Jill nicht ihren exakten Aufenthaltsort offenbaren. Möglicherweise sind sie in den unterirdischen Stockwerken.
    Roddy betrachtet all diese Personen als Eindringlinge und ist gewillt, alle zu eliminieren. Und Jill erkennt, dass Roddy jetzt nicht mehr alles unternehmen wird, um Marcus Reilly zu schützen. Er macht sich größere Sorgen wegen Seefa Schnee. Allerdings stellt Jill zu ihrer Verblüffung fest, dass es in Roddys Plan von Omphalos zwei Seefa Schnees gibt.
    Eine wird von einem rot blinkenden Eindringling verfolgt. Die zweite sitzt allein in einem Raum, der nicht allzu weit von Roddys zentralem Aufenthaltsort entfernt ist, wo immer dieser sich befinden mag.
    Roddy scheint Jills Interesse an seiner Mutter zu spüren. Plötzlich schaltet er ihre verfügbaren Blickwinkel um, und dadurch ermöglicht er ihr eine gewisse Kontrolle über Räume, an denen er nicht mehr interessiert ist. Einige Sekunden lang erkundet Jill kilometerlange Wartungskorridore und unvollendete Stockwerke innerhalb von Omphalos, die allesamt leer, still und langweilig sind.
    Dann stösst sie auf einen Menschen und konzentriert schnell ihre Perspektive auf ihn. Mit Roddys Sehweise hätte sie den Mann zuerst beinahe nicht erkannt – es ist ein Mann. Aber seine Gestalt ist ihr so vertraut, dass sie nicht lange braucht, um ihn zu identifizieren.
    Nathan ist in Omphalos, genau wie er gesagt hat!
    Jill lässt ihre sinnliche Wahrnehmung durch die Gänge und Zimmer strömen, versucht ein paar Türen zu entriegeln, was ihr tatsächlich gelingt, und öffnet einen freien Weg ins Zentrum und damit zu Roddy und Seefa Schnee, wie sie hofft.

 
35 /
     
    Die Spur aus toten und sterbenden Wespen und Bienen ist dünner geworden. Jetzt sieht Nathan nur noch alle paar Meter einen winzigen, zuckenden Körper, und er hat schon mindestens einen Kilometer durch verzweigte Wartungskorridore, über Treppen und Türen zurückgelegt, die eigentlich hätten verschlossen sein müssen, sich aber problemlos für ihn öffneten. Er ist so tief ins Innere von Omphalos vorgedrungen – vielleicht ist er sogar schon im unterirdischen Bereich –, dass sein Pad nur noch gelegentlich mit der Außenwelt Kontakt aufnehmen kann – über den Satlink in seinem gepanzerten Mietwagen – das einzige Fahrzeug, das am Flughafen von Moscow verfügbar war.
    Er hält an, um wieder zu Atem zu kommen. Keiner der Korridore in diesem Teil von Omphalos wirkt fertig; die Wände bestehen aus unverkleidetem Metall, Flexfuller und Beton und die Versorgungsleitungen liegen frei. Er hört Luft und Wasser durch Röhren an der Decke rauschen. Die Beleuchtung ist dunkelrot und spärlich – auf Arbeiter abgestimmt.
    Hier sollen sich normalerweise keine Menschen aufhalten.
    Sein Herz pocht, obwohl er sich ein wenig ausgeruht und Luft geschnappt hat. »Verdammt, ich habe Schiss«, sagt er sich und versucht seine Angst zu überwinden. Das Problem ist jedoch, dass seine Furcht völlig berechtigt ist. Er schwebt tatsächlich in Gefahr. Er hat die Leichen im Warteraum gesehen und ist der Insektenspur von dort bis zu diesem Punkt gefolgt…
    Vom FBI hat er einen großen Grundrissplan erhalten, der schwach auf dem Nachtdisplay seines Pads leuchtet. Er glaubt zu wissen, wo er sich befindet. Unter der Erde gibt es mehrere unspezifizierte Bereiche, die recht groß sind. Er hält sich am oberen Rand des größten auf, fast im Zentrum von Omphalos, falls sein Orientierungsvermögen ihn nicht im Stich gelassen hat.
    Er wünscht sich, er wäre Seefa

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