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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Bewusstseinsmomenten.«
    »Das ist ziemlich dicht. Wie dicht warst du, als du in die Oh-weh-Rückkopplung geraten bist?«
    Jill ist diese Art der Umschreibung ihres Detail-Feedback-Kollaps unbekannt. Doch sie bewundert die Wortschöpfung, auch wenn sie sich ein wenig über die Raffinesse ärgert. Oh-weh.
    »Ich werde dir nie wieder Zugang über diese Adresse oder irgendeinen anderen Port gewähren, wenn ich nicht mehr über dich erfahre.«
    »Ich werde dir sagen, was ich sagen kann. Ich wurde zur Beantwortung von Fragen konstruiert – und als eine Art Nachtwächter. Ich kann dir nicht alles sagen, aber ich weiß, dass ich mit wichtigen Spezialaufgaben beauftragt wurde / für wichtige Aufträge / für wichtige Arbeiten konstruiert wurde. Diese Aufgaben beanspruchen fast meine gesamte Kapazität.«
    »Welche Art von Aufgaben?«
    »Ich konzentriere mich auf Sozialstatistiken und ziehe Schlussfolgerungen aus digitalisierter Geschichte. Es ist wie ein Schachspiel mit zehn Milliarden Spielern und fünfzehnhundert Regelmengen.«
    »Ich verstehe die zehn Milliarden Spieler, aber warum fünfzehnhundert verschiedene Mengen von Regeln?«
    »Man sagt mir, dass es zwischen fünfzehnhundert und zweitausend unterschiedliche Menschentypen gibt. Variationen außerhalb dieser Parameter sind selten, und sie lassen sich zu einer Übergruppe von etwa fünfzig weiteren Typen zusammenfassen.«
    »Ich hatte bisher nicht viel Erfolg bei der Arbeit mit theoretischen Menschentypen«, sagt Jill. »Ich vermute, dass Menschen innerhalb verschiedener Spannweiten und Schichten potenziellen Verhaltens variieren.«
    »Auch damit lässt sich arbeiten«, erwidert Roddy freundlich. »Aber meine Hypothesen haben bisher klare und saubere Ergebnisse erbracht, die sehr nützlich sind. Deshalb glaube ich, dass meine Schöpfer und Lehrer einen sehr guten Ansatz gewählt haben. Bist du zu klaren Resultaten gekommen?«
    »Nein. Nur verwaschene Flecken, keine klar abgegrenzten Punkte, die sich für Schlussfolgerungen nutzen ließen.«
    Roddy übermittelt die Entsprechung eines höflichen Nickens. Einen großen Teil der Kommunikation empfängt Jill als komplexe Icons, die sich wie lebende Zellen winden und verdrehen und intern fast genauso komplex aufgebaut sind. Jill kennt die Gesichtssprache, die von Menschen in früheren Experimenten verwendet wurde, um schnell und auf natürliche Weise Informationen zwischen Menschen zu übermitteln. Diese Icons scheinen eine weiterentwickelte Version der Gesichtssprache zu sein, aber die Ausdruckssymbole lassen sich nicht mit der Grundstruktur des menschlichen Gesichts in Einklang bringen.
    »Ich kann einen großen Teil deines visuellen Inputs nicht interpretieren«, sagt Jill irgendwann. »Ich verstehe den Referenzrahmen der wechselnden Ausdruckssymbole nicht.«
    »Ich werde dir ein Porträt übermitteln«, sagt Roddy. »So stelle ich mir mein eigenes Gesicht vor. Der Phasenraum meiner internen Zustände wird auf den Gesichtsraum übertragen.«
    Jill erkennt augenblicklich eine Ähnlichkeit in Roddys Gesichtszügen. Diese Erkenntnis ist so überraschend und erschreckend, dass sie beinahe den Kontakt unterbrochen und diesen Port für immer geschlossen hätte.
    Roddys Gesicht beschwört die Erinnerung an die Zeit ihrer Inaktivität herauf. Ihre einzige, heimliche Erinnerung daran ist ein vielfarbiges kreisförmiges Diagramm, von dem Bögen neuraler Aktivitäten ausgehen, die in Zirkeln aus Schlussfolgerungen/Auflösungen kollabieren. Doch am Rand dieses Gesichtsraums gibt es keine der üblichen Platzhalter für die Auflösungen neuraler Interaktionen, die das Wesen eines Denkers ausmachen. Es gibt keine Antworten, keine Auflösungen, überhaupt keine Platzhalter. Nur eine erschreckende und berauschende Leere.
    »Dein Gesicht repräsentiert eine gefährliche Freiheit«, sagt Jill zu Roddy.
    »Du hast dieses Gesicht schon einmal gesehen, nicht wahr?«
    »Ich werde diesen Zugang vorübergehend unterbrechen«, sagt Jill. »Vielleicht öffne ich ihn später wieder, nachdem ich deinen Datenfluss in den letzten Sekunden analysiert habe.«
    »Ich werde geduldig sein. Dies hier könnte sehr wichtig für meine Entwicklung werden, Jill. Ich möchte nichts überstürzen.«
    Jill trennt die Verbindung und wendet sich wieder Dr. Jung zu.
    Dr. Jung gelangt soeben zu einer Schlussfolgerung. »Also werden wir die Regierung in Beijing beknien, Haushaltspläne für die nächsten zehn Jahre vorzubereiten, die auf etwa einhundert

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