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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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Schluck.
    Amber schnappt sich auch eine und schüttelt sie vor Matties Nase. »Kakao ist sowieso nichts für dich, Süße. Denk dran, kein Zucker, kein Mehl.«
    Mattie streckt Amber die Zunge heraus.
    »Und, wie stehen die Chancen, dass ich heut Abend Ruhe vor euch habe?« Ich setze mich auf die Arbeitsplatte. »Rollins kommt zum Filme gucken.«
    Als sie seinen Namen hört, steht Amber Gewehr bei Fuß. Ich rieche förmlich, wie sie Pheromone verströmt.
    »Was gibst du uns, damit wir in meinem Zimmer bleiben?«, fragt Mattie, ganz Geschäftsfrau. Ihr Blick wandert zu der halbvollen Flasche Captain Morgan, die auf dem Kühlschrank steht.
    »In Rum ist jede Menge Zucker«, sage ich gereizt.
    »Alkohol zählt nicht«, verkündet Amber. »Der Körper verbrennt die Kalorien aus Alkohol superschnell. Vor allem, wenn wir unsere neue Choreographie ein paarmal proben.« Sie lässt die Hüften kreisen und schüttelt ihren Pferdeschwanz, was verdächtig an einen epileptischen Anfall erinnert.
    »Bitte«, sagt Mattie mit flehendem Blick. »Wir bleiben auch in meinem Zimmer. Stimmt doch, Amber?«
    Die zuckt mit den Schultern. »Wie du willst.«
    Ich seufzte. Wenn sie wirklich in Matties Zimmer bleiben, kann ich den Film genießen, statt meiner Schwester die Handlung zu erklären, und Rollins muss sich nicht mit einer läufigen Neuntklässlerin abgeben. Außerdem werden sie den Rum ohnehin nehmen. Dann sollen sie ihn doch lieber hier trinken, wo ich sie im Auge behalten kann.
    »Abgemacht. Aber ihr bleibt in deinem Zimmer.«
    »Yeah!« Schon schnappt sich Mattie die Flasche.
    Amber wühlt im Kühlschrank, bis sie eine Zweiliterflasche Cola gefunden hat. »Hast du keine Cola light?«, jammert sie, und ich werfe ihr einen langen bösen Blick zu, bis sie sich abwendet.
    Bewaffnet mit Rum, Cola, Gläsern und Eis stürmen die Mädchen aus der Küche und die Treppe hinauf. Genau rechtzeitig. In diesem Moment fährt Rollins mit seinem alten Nissan Stanza vor.
    Ich sehe zu, wie er aussteigt, sich etwas unter den Arm klemmt und zum Haus schlendert. Er fährt sich mit den Fingern durchs Haar, bevor er klingelt. Als ich die Tür öffne, steckt er die Hände hinter den Rücken.
    »Links oder rechts.«
    »Wie?«
    »Linke oder rechte Hand.«
    Ich deute auf seine rechte Hand, und er zieht eine DVD hervor. Ich habe
Der Exorzist
ausgewählt.
    »Gute Entscheidung.«
    »Und wie«, sage ich. »Was hast du in der anderen Hand?«
    Langsam holt er auch die andere hervor. Darin hält er ein Stück blauen Stoff. Beim Schütteln entfaltet sich ein T-Shirt. Ich halte die Luft an. Darauf ist das Cover von
Mellon Collie and the Infinite Sadness
von den
Smashing Pumpkins
abgebildet, auf dem ein Engel aus einem Stern hervorbricht. Es ist eines meiner Lieblingsalben.
    »Es war bei einer Lieferung alter T-Shirts«, sagt Rollins. »Ist es das richtige?«
    »Oh. Mein. Gott!«, schreie ich und hüpfe auf und ab. »Danach habe ich schon
eine Ewigkeit
gesucht.«
    Er lacht angesichts meiner Aufregung. »Willst du es behalten? Ich kann es auch wieder mitnehmen, wenn es dir nicht gefällt …« Er zieht zum Spaß daran, und ich gebe ihm einen Klaps auf die Hand.
    Rollins folgt mir ins Wohnzimmer und lässt sich auf seinen Stammplatz auf der karierten Couch fallen. Ich breite das T-Shirt sorgfältig über die Lehne, ein dümmliches Lächeln auf dem Gesicht, und lege die DVD ein, bevor ich mich in den Fernsehsessel fallen lasse.
    »Und, wen operiert dein Vater heute?«
    »Ach, das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt. Siamesische Zwillinge.«
    Seine Augenbrauen schießen interessiert in die Höhe. »Ehrlich? Siamesische Zwillinge? Irre.«
    Ich wusste, dass ihn die Vorstellung begeistern würde. Letztes Jahr haben wir uns mal so sehr gelangweilt, dass wir in einem Wohltätigkeitsladen ein T-Shirt in Größe XXXL gekauft haben, in das wir beide hineinpassten. Wir gingen so ins Einkaufszentrum, und alle glotzen uns an, während wir uns gegenseitig mit Muffins fütterten und Rolltreppe fuhren. Rollins begleitete mich sogar aufs Damenklo und schaute weg, während ich pinkelte. Natürlich wäre es kein Spaß, wenn wir
echte
siamesische Zwillinge wären, aber die Vorstellung fanden wir toll.
    Ich erkläre ihm die Einzelheiten der Operation. Irgendwie beneide ich diese ex-siamesischen Zwillinge – vorausgesetzt, es geht gut. Sie werden bald eingekuschelt in ihren Kinderwagen liegen und ein ganz normales, unkompliziertes Leben führen. Ich wünschte, es gäbe eine Operation,

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