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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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übernachtet.«
    »Waren du und Amber den ganzen Abend hier?«
    Eine lange Pause. Vermutlich überlegt sie gerade, was schlimmer ist – einen Polizisten zu belügen oder sich dem Zorn meines Vaters zu stellen.
    »Nein, wir sind auf eine Party gegangen«, sagt Mattie schließlich schuldbewusst.
    Ich schlage auf die Holzstufe und zucke zusammen, hoffentlich haben sie mich nicht gehört. Das ist mir neu. Sie sagte, sie und Amber wollten mit Samantha ins Kino. Kleine Lügnerin.
    »Die in der College Street?«
    Meine Schwester schweigt.
    »Ich habe schon mit Amber gesprochen«, erklärt der Polizeibeamte. »Ich möchte nur überprüfen, ob ihr tatsächlich auf dieser Verbindungsparty wart. Du bekommst keine Schwierigkeiten, jedenfalls nicht mit mir. Sag mir einfach nur die Wahrheit.«
    Mein Vater mischt sich ein. »Soll ich meinen Anwalt verständigen?«
    »Nein, nein. Wie gesagt, ich möchte mir nur ein Bild davon machen, was in dieser Nacht geschehen ist. Mattie, du kannst mir ruhig sagen, was passiert ist. Bist du auf die Party gegangen? Und was ist dann geschehen?«
    Meine Schwester spricht langsam. »Ja, wir waren dort. Dann sind wir zu Marty’s gegangen und haben was gegessen.«
    Marty’s ist ein Café, das die ganze Nacht geöffnet hat. Dort gehen viele Studenten vom College hin. In den frühen Morgenstunden treiben sich dort immer betrunkene Jugendliche herum und wollen Kaffee, Pasteten oder, so wie meine Schwester, einen Riesenteller Pfannkuchen. Nach einem besonders langen Filmmarathon gehen Rollins und ich auch schon mal hin.
    »Und um wie viel Uhr ist das gewesen?«
    »Gegen elf.«
    »Und wann seid ihr von Marty’s nach Hause gekommen?«
    »So kurz nach Mitternacht.«
    »War Amber bei dir?«
    »Nein. Samantha und ich sind allein von der Party dorthin gegangen. Amber war verschwunden. Ich habe sie erst am Morgen wieder gesehen, als sie völlig verkatert in mein Bett gekrochen ist.«
    »Wie ist sie hereingekommen, wenn sie nicht mit dir nach Hause gegangen ist?«
    »Ich habe die Tür nicht abgeschlossen.«
    Stille. Vermutlich notiert sich der Beamte etwas.
    Ich lege den Kopf auf die Knie und rechne. Niemand weiß, wo sich Amber zwischen elf Uhr am Freitagabend und dem nächsten Morgen aufgehalten hat. Eine Menge Zeit für – wofür? Um sich in Sophies Zimmer zu schleichen? Ihr die Handgelenke aufzuschlitzen? Einen Abschiedsbrief zu schreiben? Das ist lächerlich. Oder doch nicht? Amber mag ja eifersüchtig auf Sophie gewesen sein, aber macht sie das zur Mörderin?
    »Du hast also am Freitagabend gar nicht mit Sophie gesprochen?«
    »Nein, Sir«, schnieft meine Schwester.
    »Warum wurden Sophies Eltern dann gegen Mitternacht durch einen Anruf aus diesem Haus aufgefordert, nach ihrer Tochter zu sehen?«
    O Gott. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Polizei ihn nachverfolgen würde. Das ist gar nicht gut.
    »Ich – ich weiß nicht, wovon Sie reden«, stammelt Mattie.
    Ich stehe auf. »Das war ich, Officer Teahen.«
    Er schaut mich überrascht an, als hätte er das Mädchen mit den pinken Haaren, das ihm die Tür geöffnet hat, völlig vergessen. Ich trete ins Wohnzimmer. Jetzt muss ich mir eine gute Lüge überlegen. Und zwar schnell.
     
    »Mattie war noch nicht zu Hause«, erkläre ich. »Ich wusste nicht, wo sie war. Ich habe nach ihr gesucht. Ich dachte, sie wäre vielleicht drüben bei Sophie. Darum habe ich ihre Eltern gebeten nachzusehen.«
    Das Gesicht meines Vaters entspannt sich, aber der Polizist beobachtet mich weiter. Dann schreibt er etwas auf und wendet sich wieder meiner Schwester zu.
    »Na schön, noch eine letzte Frage, Mattie. Wusstest du, dass Sophie schwanger war?«
    Ich keuche und sehe sie an. Ihr Mund steht offen, völlig verblüfft starrt sie den Polizeibeamten an. Es ist offensichtlich, dass Mattie nichts von einer Schwangerschaft gewusst hat.
    »Verstehe.« Der Polizeibeamte nickt und steht auf. »Vielen Dank. Ich weiß deine Hilfe sehr zu schätzen.« Er gibt meinem Vater die Hand und geht zur Tür.
    Mein Vater wartet eine halbe Minute, bevor das Gebrüll losgeht. »Eine Party? Bei einer Studentenverbindung? Was hast du dir dabei gedacht? Das ist nicht zu fassen, Mattie. Was hast du dazu zu sagen?«
    Das Gesicht meiner Schwester fällt förmlich in sich zusammen. »Es tut mir leid«, weint sie. »Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid.«
    Sie schlägt die Hände vors Gesicht und rennt die Treppe hinauf, wobei sie mich beiseitestößt. Mein Vater

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