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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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nur Zeugin. Nie beteiligt.
    »Woran denkst du?« Er stößt mich spielerisch an.
    Mir geht tatsächlich etwas durch den Kopf. Ich erinnere mich an das Gespräch zwischen Scotch und Amber. Dass er Angst hatte, sein Stipendium zu verlieren – wäre er so weit gegangen, Sophie zu töten, weil sie keine Abtreibung wollte? Oder ist das zu weit hergeholt?
    Mir ist, als bräuchte ich eine neue Perspektive. Ich könnte es Zane erzählen, ohne mein Geheimnis zu enthüllen. Vielleicht hat er eine Idee.
    »Okay, du weißt doch, dass dieses Mädchen, Sophie, gestorben ist.«
    Er nickt.
    »Ein Polizeibeamter war bei uns zu Hause und hat meine Schwester über Sophies seelischen Zustand befragt. Dabei erwähnte er, dass Sophie schwanger war.«
    »Heilige Scheiße.«
    »Das kannst du laut sagen. Jedenfalls weiß ich vielleicht, wer der Vater war. Kennst du Scotch Becker?«
    Zane stöhnt. »Wer könnte einen Typen namens Scotch vergessen? Das ist doch der charmante Bursche, der mir vorgeschlagen hat, ich solle Football spielen. Er sagte, ich wäre cool genug.«
    Ich halte inne, die Bemerkung trifft mich ein bisschen. »Na super. Also, am Tag, an dem Sophie gestorben ist, habe ich gehört, wie Scotch einem Freund erzählte, dass er mit ihr geschlafen hat.«
    »Das ist ja … der Hammer.« Zane schaut geradeaus.
    Ich folge seinem Blick zum verlassenen Footballplatz. Es ist einfacher, ins Leere zu schauen, wenn man über so etwas spricht. Ich will ihm lieber nicht in die Augen sehen und raten, was er gerade denkt. Was ich gleich sagen werde, könnte alles zerstören, was in den vergangenen Tagen zwischen uns geschehen ist. Vielleicht wird er mich für verrückt halten, für paranoid, wie Samantha es im Englischunterricht angedeutet hat.
    Vielleicht aber auch nicht.
    »Hältst du den Gedanken, dass Sophie sich vielleicht nicht selbst getötet hat, für völlig irre?« Ich schaue ihn immer noch nicht an. Ich hebe ein orangebraunes Blatt auf und reiße es in kleine Stücke.
    Ein Augenblick vergeht.
    »Wie meinst du das? Wenn sie sich nicht getötet hat, wer war es dann?«
    Noch ein Augenblick vergeht.
    »Glaubst du, Scotch hat sie getötet? Wegen der Schwangerschaft? Glaubst du, er hat sie getötet und es als Selbstmord hingestellt?« Er klingt skeptisch, aber nicht, als wollte er mich in eine Gummizelle stecken.
    »Es ist nur eine Theorie«, erwidere ich diplomatisch. »Scotch hat eine Menge zu verlieren. Vermutlich würde er sein College-Stipendium aufgeben und irgendeinen Job bei einem Autohändler oder so annehmen müssen. Er würde niemals aus Iowa herauskommen.«
    Zane beugt sich vor und streicht sich nachdenklich übers Kinn. »Kann schon sein. Dennoch ist das eine gewagte These – dass er ein Mädchen tötet, um sein Stipendium nicht zu verlieren.«
    Ich könnte Zane erzählen, was Scotch mir in der neunten Klasse angetan hat, doch damit würde ich mich zum Opfer machen, und das will ich nicht. Ich versuche es mit einer anderen Theorie.
    »Na schön, andere Möglichkeit. Es wurde erzählt, Sophie sei mit Mr Golden im Auto herumgefahren. Wenn er nun der Vater ist? Er hätte definitiv ein Motiv, um Sophie zu töten, oder? Sein Job stünde auf dem Spiel. Er könnte im Gefängnis landen, weil er mit einer Minderjährigen geschlafen hat. Aber bei einem Selbstmord wäre er aus dem Schneider.«
    Zane verzieht den Mund, als wollte er sich die Worte sorgfältig zurechtlegen. »Kaaaaann sein. Oder sie hat sich einfach selbst getötet, Sylvia. Ich meine, das machen Leute, wenn sie keinen Ausweg sehen.«
    Ich spüre, dass der Selbstmord seines Vaters zwischen uns steht. Zane weiß nur zu gut, dass jeder neue Tag eine solche Last für einen Menschen bedeuten kann, dass er nicht mehr weiterleben möchte. Allerdings hat er Sophie nicht gekannt, sonst wäre er bereit, in anderen Bahnen zu denken.
    »Ich sage nicht, dass du dich irrst, Sylvia. Ich sage nur, dass bei solchen Sachen die am wenigsten komplizierte Erklärung meistens die richtige ist. Sophie war schwanger. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Hatte vermutlich Angst. Sie sah keinen Ausweg. Klingt für mich wie die Eintrittskarte in die Katastrophe.«
    Zugegeben, da ist etwas dran.
    Wir schweigen eine Weile, und ich lasse die Wärme seines Körpers in meinen dringen. Den Mantel mit ihm zu teilen erinnert mich daran, wie Rollins und ich siamesische Zwillinge gespielt haben. Nur hämmerte mein Herz damals nicht, als wollte es jeden Moment aus der Brust springen.
    Ich höre aus der

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