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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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anfangen.« Sie schüttelt den Kopf.
    »Eigentlich meinte ich deinen Spind.« Ich gehe an ihr vorbei und schlage an der richtigen Stelle gegen die Tür. Sie springt auf.
    »Danke«, murmelt sie und holt ihren Rucksack heraus. Sie zieht ihn auf und knallt die Tür zu. »Dann bis später.«
    Ich sehe ihr nach, bis sie um die Ecke verschwunden ist.
    Vielleicht habe ich mich in Amber geirrt. Auch wenn sie sich als kalte, gemeine Zicke gibt, scheint sie in Wahrheit ziemlich verletzlich zu sein. Immerhin hat sie ihre Fehler eingesehen, und das ist mehr, als man von den meisten Leuten behaupten kann. Wenn sich Mattie erstmal beruhigt hat, werde ich ein gutes Wort für Amber einlegen. Sie können einander helfen, über Sophies Tod hinwegzukommen.
    Bewaffnet mit Englischbuch und Arbeitsblättern gehe ich zum Lehrerzimmer zurück. Mattie sitzt allein in dem kleinen Raum mit dem Rücken zur Tür, den Kopf auf die Arme gelegt. Ich denke schon, sie weint, doch als ich sie berühre, dreht sie sich mit klaren Augen zu mir um.
    Ich lege Arbeitsblätter und Schulbuch auf den Tisch.
    »Danke.«
    »Kein Problem. Du würdest das Gleiche für mich tun.« Insgeheim frage ich mich, ob das stimmt.
    Als ich gehen will, ergreift Mattie meinen Arm.
    »Ich bin froh, dass du hier bist. Ich weiß, wir haben uns nicht immer so gut verstanden …«
    »Keine Sorge. Dafür bin ich ja da.« Ich meine es wirklich so, doch als ich gehe, frage ich mich, auf wen
ich
mich verlassen kann.

16. Kapitel
    N ach der Schule kämpfe ich mich durchs Gedränge zu meinem Spind. Alle reden nur von dem großen Streit. Am liebsten hätte ich Ohrenstöpsel, damit ich mir nicht den Klatsch über meine Schwester und Amber anhören muss.
    Als ich gerade ein Notizbuch in meinen aus den Nähten platzenden Rucksack stopfen will, taucht Rollins auf und lehnt sich an den Spind neben meinem.
    »Hey, ich habe das mit deiner Schwester gehört. Echt scheiße.«
    Ich sehe ihn abweisend an. Heute Morgen hat er mich ignoriert und macht jetzt einen auf Kumpel, das gefällt mir nicht.
    »Sind wir wieder Freunde? Heute Morgen war ich mir nämlich nicht so sicher …«
    »Wovon redest du?« Er gibt sich unschuldig, was mich auf die Palme bringt.
    Ich spüre, wie sich die Ereignisse der letzten Tage in mir aufstauen, ein Crescendo aus Entsetzen, Angst und Frust. Das Bedürfnis, alles herauszulassen, ist so stark.
    Ich schaue ihn an. »Mal überlegen. Am Freitagabend bist du ohne jeden Grund nach Hause gegangen. Du hast nicht angerufen, als die beste Freundin meiner Schwester gestorben ist. Du hast keine SMS geschickt. Und jetzt gehst du mir im Flur aus dem Weg. Oh, ja, ich habe dich heute Morgen gesehen. Als du gemerkt hast, dass Zane bei mir war, hast du dich umgedreht und bist gegangen. Ich will dir mal was sagen, Rollins. Ich brauche genau jetzt einen Freund. Verstanden?«
    Ein Muskel an seinem Mund zuckt. Er sagt nichts, sondern macht auf dem Absatz kehrt und geht weg, wobei er die Hände zu Fäusten ballt.
    »Was war das gerade?«
    Zane taucht aus dem Nichts auf und lehnt sich an einen Spind. Er grinst übers ganze Gesicht – so freundlich und warm, als würde mir die Sonne entgegenscheinen.
    »Nichts«, murmele ich. »Ich habe nur einen richtig beschissenen Tag.«
    »Hm.« Er drückt einen Finger ans Kinn, als würde er angestrengt nachdenken. »Wenn ich einen beschissenen Tag hatte, hilft mir nur eins. Donuts mit Gelee.«
    »Was?« Trotz des ganzen Ärgers muss ich jetzt grinsen.
    »Donuts mit Gelee. Die sind wie ein Instant-Orgasmus für die Zunge. Na los, wir besorgen welche. Ich weiß, wo es die besten gibt.«
    Ich knalle die Tür des Spindes zu und folge ihm zum Parkplatz.
     
    Eine Stunde und 89 467 Kalorien später biegen wir in unsere Einfahrt. Ich lecke mir noch das Kirschgelee von den Fingern und seufze wohlig, weil mein Bauch voller Zucker ist. Im Wagen duftet es süß und ist angenehm warm.
    »Darf ich dich was fragen?« Zane spielt am Radio herum und wählt schlechte Musik aus den Achtzigern. Einfach perfekt.
    »Nur zu.«
    »Rollins und du, seid ihr eng befreundet?«
    »Wir sind Freunde«, sage ich und bekomme sofort ein schlechtes Gewissen. Um es zu vertreiben, füge ich hinzu: »
Beste
Freunde.«
    Zane verdaut die Information. »Ich muss dauernd an gestern denken.« Seine Hand liegt auf der Armlehne zwischen uns, nicht weit von meinem nackten Arm. Ich bekomme Gänsehaut. »Es tut mir leid, dass ich dich so schnell geküsst habe. Es kommt mir vor, als hätte ich

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