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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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denselben kleinen Notizblock heraus, den er dabei hatte, als er mit Mattie gesprochen hat. »Sagen Sie mir noch einmal,
weshalb
Sie gestern Abend in der Highschool waren.«
    »Ich habe mich nicht wohl gefühlt und den Unterricht für den Vertretungslehrer vorbereitet.« Er hat Schweißperlen auf der Stirn.
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Hm, so gegen Viertel vor zehn.«
    Officer Teahen notiert die Uhrzeit. »Sagen Sie mir, was dann passiert ist. Lassen Sie nichts aus.«
    Mr Golden holt tief Luft. »Nun, ich habe Eddie, dem Nachtwächter, zugewunken und bin in mein Klassenzimmer gegangen. Ich habe den Unterrichtsplan an die Tafel geschrieben und einige Arbeitsblätter auf meinen Tisch gelegt. Dann bin ich gegangen.«
    »Wie lange hat das gedauert?« Officer Teahen klopft nachdenklich mit dem Stift auf den Notizblock.
    »Fünfzehn Minuten. Vielleicht zwanzig.«
    »Und dann haben Sie den Schuss gehört?«
    Mr Golden kneift die Augen zu. »Ja. Gegen Viertel nach zehn.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    Mr Golden öffnet die Augen. »Ich bin zum Footballfeld gelaufen. Und da habe ich sie … ich habe sofort den Notruf verständigt.«
    Officer Teahen lässt sich Zeit mit der nächsten Frage. Ich habe das Gefühl, dass er Probleme mit der Formulierung hat. Schließlich fragt er: »Mr Golden, in welcher Beziehung standen Sie zu Amber Prescott?«
    Er wirkt verblüfft. »Sie hatte in der sechsten Stunde Psychologie bei mir.«
    »Ist das alles? Haben Sie nie mit ihr außerhalb der Schule gesprochen?«
    »Nein.« Mr Golden klingt erregt.
    »Was ist mit Sophie Jacobs? Wie war Ihre Beziehung zu ihr?«
    »Sie hatte in der achten Stunde Psychologie bei mir.«
    »Einige Schüler haben erklärt, sie hätten sie in Ihrem Wagen gesehen. Stimmt das?«
    Mr Golden zuckt nervös mit den Schultern. »Ich habe sie manchmal nach Hause gefahren.«
    »Das war alles?«
    Mr Golden hält inne, und Officer Teahen schlägt zu. »Wussten Sie, dass Sophie Jacobs schwanger war?«
    Mr Golden senkt den Kopf. Es dauert sehr lange, bis er antwortet. »Ja«, flüstert er.
     
    Matties Schrei reißt mich zurück. Es ist eine Mischung aus Entsetzen und Sorge. Ich liege verkrümmt auf dem Boden des Badezimmers.
    »Hör auf, Mattie, es ist okay, mir geht es gut.« Ich krieche zu ihr und ziehe mich auf die Füße. Als sie ihren Kopf an meinen Hals kuschelt, verebben ihre Schreie.
    Ich höre, wie die Haustür aufgeht.
    »Mädels?«, ruft mein Vater. Mattie löst sich von mir und rennt auf seine Stimme zu. Ich folge ihr die Treppe hinunter und sehe, wie sie sich umarmen. Er drückt sie ganz fest an sich, und ich wünsche mir, auch ich könnte seine Wärme spüren.
    »Geht es euch gut?« Blöde Frage. Er wird ein bisschen rot.
    Das Gespräch des Polizeibeamten mit Mr Golden geht mir nicht aus dem Kopf. Ich muss irgendwo in Ruhe nachdenken.
    »Ich gehe mal raus«, verkünde ich und nehme meine Jacke von der Garderobe.
    »Wo willst du hin?«, fragt mein Vater und ergreift panisch mein Handgelenk. Ich weiß, dass er Angst hat, mit Mattie und ihrer Trauer allein zu sein, aber ich brauche auch mal eine Pause. Ich schüttle ihn ab.
    »Nach draußen. Ich bin in ein paar Stunden wieder da.«
    Schon bin ich zur Tür hinaus.
     
    Ich gehe schnell, um mich warm zu halten. Es kommt mir vor, als würde es jeden Tag kälter. Bald wird das welke Laub mit Schnee bedeckt sein. Mit reinem, weißem Schnee. Der Gedanke heitert mich ein bisschen auf.
    Vor meinem inneren Auge läuft noch einmal die Szene auf der Polizeiwache ab. Officer Teahen scheint offenbar zu glauben, dass Golden irgendwie mit dem Tod der Mädchen zu tun hat. Er hat angedeutet, dass der Lehrer eine unangemessene Beziehung zu Sophie, Amber oder beiden unterhalten hat. Hätte man mich vor einigen Wochen gefragt, ob Golden dazu fähig wäre, hätte ich das entschieden abgestritten. Er ist doch ein cooler Lehrer. Jeder mag ihn. Aber der äußere Schein kann trügen.
    Ich biege in die Arbor Street. Am Ende steht ein hellblaues Haus mit Lattenzaun. Bis vor kurzem steckte ein schiefes »Zu verkaufen«-Schild im Vorgarten. Von diesem Haus hat Zane gesprochen. Hier wohnt er.
    Ohne lange nachzudenken gehe ich auf die Veranda und klopfe an die Tür. Ein Augenblick vergeht, dann höre ich Stimmen im Haus. Jemand trampelt die Treppe herunter.
    Zane reißt die Tür auf und schaut mich überrascht an. »Vee, was machst du denn hier? Alles in Ordnung?«
    »Ja. Nein. Ich wollte nur … ich brauche einen Donut mit

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