Small Talk: Nie wieder sprachlos (German Edition)
gestalten sollen, wie es die gegenwärtige und von allen akzeptierte Zweckbestimmung und Ausrichtung des Gesprächs erfordert. Die Relevanzmaxime besagt, dass alle Beiträge relevant sein sollen. Aus diesen Prinzipien ergeben sich sogenannte „konversationelle Verpflichtungen“.
Ein zwischenzeitlicher Themenwechsel oder Unterbrechungen heben die konversationelle Verpflichtung nach einer Frage zu antworten nicht auf. Wie sagt man so schön: „Sie sind mir noch eine Antwort schuldig.“
Damit die Kommunikation glückt, muss die Antwort angemessen sein, das heißt in erster Linie Sinn machen. Wenn Sie gefragt werden: „Wie gefällt Ihnen unser neuer Besprechungsraum?“ und Sie reagieren mit „Ziemlich schick“ oder „Nicht so gut, ich finde ihn sehr kalt und unpersönlich“, sind das sinnvolle (relevante und kooperative) Antworten. Auch „Ich war noch nicht drin“ wäre eine passende Antwort, denn sie ist so zu interpretieren: „Ich kann dazu nichts sagen, weil …“. Antworten Sie hingegen völlig zusammenhanglos mit: „Ich fahre morgen in den Urlaub“, wäre das keine angemessene Reaktion. Handelt es sich nicht um ein Missverständnis, ist diese Antwort sogar als Affront gegen den Fragenden zu interpretieren. Schweigen Sie, wäre das ebenso peinlich für den Fragenden. Das Schweigen nach einer Frage hat damit eine ganz andere Bedeutung als das Schweigen nach einer Feststellung.
Beispiel: Gelungene Kommunikation
Sie stehen in der Kantine und fragen Ihren Nachbarn:
„Wie finden Sie eigentlich unseren neuen Besprechungsraum?“
„Wieso, gibt es einen neuen?“ (Keine direkte Antwort, sondern eine Zwischenfrage. Aber kohärent, denn sie nimmt sinnvoll Bezug auf Ihre Frage. Die richtige Antwort kann aber erst erfolgen, wenn Sie wiederum die Zwischenfrage beantwortet haben:)
„Ja, seit zwei Wochen steht uns doch im neuen Gebäude der Besprechungsraum zur Verfügung.“ (Ihre Antwort auf die Zwischenfrage)
„Ach so, der. Den finde ich ganz schön.“ (Antwort auf Ihre Ausgangsfrage)
Was machen Sie aber, wenn Sie auf eine Frage nicht antworten möchten? Dann müssen Sie ausweichen oder klipp und klar sagen: „Darauf möchte ich nicht antworten.“
Tipp
An den Antworten erkennen Sie, wie gesprächsbereit Ihr Partner ist. Wenn jemand einsilbig auf Ihre Fragen antwortet, vertiefen Sie das Thema nicht weiter. Machen Sie eine Pause und geben Sie dem anderen die Möglichkeit, den weiteren Verlauf des Gesprächs zu bestimmen. Es ist nicht schlimm, wenn ein Gespräch eine Weile „ruht“.
Übung 26: Fragen – Abschlusstraining
Trainieren Sie zum Abschluss Gespräche, in denen Sie die verschiedenen Fragetechniken anwenden.
1. Nehmen Sie sich vor, in einem realen Gespräch mit einem/r Bekannten oder einem/r Kollegen/in mehr über die Person zu erfahren. Lenken Sie das Gespräch überwiegend mit Fragen oder indirekten Fragen. Denken Sie daran, viele offene Fragen einzusetzen. Stellen Sie die Person und Ihre Gefühle dabei stets in den Mittelpunkt.
2. Partnerübung: Ihr Partner soll sich eine Episode überlegen, die er kürzlich erlebt hat. Er erzählt die Geschichte sehr knapp. Sie versuchen, durch Fragen alle Details zu erfahren.
3. Rollenspiel. Sie spielen mit Ihrem Partner zwei Dialoge, in denen Sie jeweils einen bestimmten Fragestil anwenden. Dazu müssen Sie sich etwas vorbereiten: Überlegen Sie sich eine eher asymmetrische Kommunikationssituation, z. B. ein Gespräch zwischen Chef und Mitarbeiter oder zwischen Vater und Sohn. Der Chef/Vater möchte etwas von seinem Mitarbeiter/Sohn wissen. Überlegen Sie sich gemeinsam ein paar Eckdaten für die gespielte Situation (z. B. Chef/Mitarbeiter: Projekt mit Verzögerung, woran liegt es? Vater/Sohn: Wie steht der Sohn gerade in der Schule da?). Lassen Sie sich etwas Zeit, um sich ein paar Inhalte zu überlegen.
Als erstes sind Sie der Chef (Vater) und sollen das Gespräch führen. Wenden Sie dabei eine Weile den direkten, dann den indirekten und kooperativen Fragestil an. Wie weit kommen Sie damit? Wie kommt das bei Ihrem Partner an?
Dann tauschen Sie die Rollen. Sie sind nun der Mitarbeiter/Sohn.
Sprechen Sie anschließend über die Dialoge. Was haben Sie, was hat Ihr Partner dabei empfunden?
Zuhören will gelernt sein
Mal ehrlich: Schalten Sie nicht manchmal ab, während der andere noch redet? Passiert es Ihnen nicht gelegentlich, dass Sie nur halb hinhören, weil Ihnen das Erzählte bekannt vorkommt? Und wie oft redet der andere noch,
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