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Small World (German Edition)

Small World (German Edition)

Titel: Small World (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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wenn ja, welche welche. Das heißt, wir können versuchen, das Amyloid ungiftig zu machen oder die Entzündung der Zellen zu stoppen oder die Überphosphorisierung der Neurofibrillen.«
    »Sag ihr doch, wovon wir ausgehen«, drängte Kundert.
    »Unsere Hypothese ist: Das giftige Amyloid ist schuld an der Entzündung der umliegenden Nerven und an der Hyperphosphorisierung.« O’Neill wartete auf den Effekt, den seine These auf Simone haben würde. Aber sie nickte nur und wartete, daß er weitersprach.
    »Wir wissen, daß das Amyloid giftig wird, wenn es fibrillär wird. Also müssen wir das verhindern.«
    »Und das können Sie?«
    Dr. Kundert und Dr. O’Neill wechselten einen Blick. O’Neill antwortete: »Ich behaupte: Ja, wir können es.«
    Dr. Kundert fügte enthusiastisch hinzu: »Die bisherigen Ergebnisse sind beeindruckend. Es funktioniert in der Zellkultur, es funktioniert bei Ratten, und die vorklinischen Tests bei gesunden Freiwilligen haben keine Nebenwirkungen gezeigt.«
    »Aber bei einem Alzheimerpatienten haben Sie es noch nie ausprobiert?«
    »Herr Lang würde zu den ersten gehören.«
    »Was riskiert er?«
    »Daß die Krankheit fortschreitet.«
    »Das riskiert er auch so«, antwortete Simone.
    Ein Nachmittag im Oktober. Koni stand vor dem Treibhaus neben dem Komposthaufen. Es roch modrig nach den feuchten, bemoosten Backsteinen, die das Fundament und den Boden des Gebäudes bildeten. Von hier aus konnte er den mit rutschigem Laub bedeckten Weg zum Gärtnerhaus und zum Hauptgebäude überblicken.
    Die Abmachung war, daß er zweimal gegen die Glasscheibe hinter sich klopfte, wenn Gefahr drohte. Und daß er mit dem Rücken zum Treibhaus stehen mußte und den Kopf nie und unter keinen Umständen drehen durfte.
    An diesen Teil der Abmachung hielt sich Koni nur bedingt. Er verbarg in der rechten Hand einen kleinen runden Taschenspiegel, mit dem er unter der linken Achsel hindurch ins Treibhaus spähte.
    Viel war nicht zu sehen. Im Treibhaus war es duster, und die Blumentöpfe und die Fächer der schon eingewinterten Kübelpalmen versperrten die Sicht. Aber aus einem bestimmten Winkel konnte er manchmal im Grünschwarz des Gewächshauses undeutlich das weiße Fleisch von Geneviève, der fügsamen Tochter des Hausgärtners, schimmern sehen, vielleicht eine Brust, vielleicht eine Hinterbacke.
    Es hieß von Geneviève, sie ließe alles mit sich machen. Diese Vorstellung allein verwandelte die Rendezvous mit ihr in hektische, kurze Begegnungen, bei denen sich die unerfahrenen Liebhaber hoffnungslos verzettelten.
    Koni gehörte nicht zu den Liebhabern, seine Rolle war die Absicherung der Treffs. Es war allen als die natürliche Aufgabenteilung erschienen, anfangs auch Koni.
    Aber in letzter Zeit, seit er auf den Trick mit dem Taschenspiegel gekommen war, hatte er sich nach und nach in die andere Rolle versetzt und stellte sich vor, er sei es, der dieses rosa Höschen herunterzerrte – oder war es ein Büstenhalter? – und diesen Hintern – oder war es ein Busen? – freilegte.
    Koni stand vor dem Treibhaus neben dem Komposthaufen. Im Spiegelchen rang Tomi mit den widerstandslosen Gliedmaßen von Geneviève. Koni versuchte in dem ständig wechselnden Bild etwas Genaues auszumachen.
    Plötzlich roch es nach kaltem Stumpen. Er blickte auf und sah in das mißtrauische Gesicht des Hauptgärtners. Koni verlor die Nerven und klopfte zweimal an die Scheibe.
    Jetzt saß er in seinem Zimmer in seinem Sessel und wartete auf die Folgen.
    Plötzlich ging die Tür auf, und Geneviève kam mit einem Staubsauger herein. Sie lächelte ihn an, steckte den Stecker ein und fing an zu saugen. Er schaute ihr zu, wie sie die Kehrdüse zwischen den Tisch- und Stuhlbeinen durchmanövrierte und dabei langsam näher kam. Sie schob das Klubtischchen, das zwischen seinem Sessel und dem Sofa stand, beiseite und saugte den Teppich vor seinen Füßen.
    Jetzt schob sie die Düse unter das Sofa. Als das Rohr an dessen unteren Rand anstieß, bückte sie sich. Ihr Hintern war jetzt genau auf Konrads Augenhöhe. Sie trug eine lindengrüne Arbeitsschürze, die ihr bis knapp über die Kniekehle reichte.
    Konrad wußte, daß Geneviève nichts dagegen haben würde, wenn er den Saum der Schürze mit beiden Händen packen und hochheben würde.
    Er tat es. Für einen Sekundenbruchteil schaute er in ein enttäuschendes Geknäuel von in milchige Strumpfhosen gestopften Wäscheteilen, dann hörte er einen Schrei, dann brannte ihm eine Ohrfeige auf der

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