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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich. Selbst wenn die Witwenrente ziemlich bescheiden gewesen sein sollte. Falls sie eine bezogen hatte. Paula kannte sich mit den Bedingungen dafür nicht aus.
    »Hören Sie sich mal bei den Orchestern um, in denen sie gespielt hat. Telefonisch, versteht sich. Vor allem interessiert mich, ob sie irgendwem gegenüber eine Begründung genannt hat, warum sie ausgerechnet nach Wilhelmshaven gezogen ist. Und finden Sie raus, wie hoch ihre Witwenrente war, wenn sie eine bezogen hat.«
    »Welche Relevanz hat das für den Fall?«
    »Ich will wissen, ob wirklich alles mit dieser Biografie stimmt. Nicht vergessen: Wir drehen jede Information dreimal um, bevor wir sie glauben.«
    Paula vertiefte sich wieder in die Tatortfotos, konnte aus ihnen aber keine weiteren Informationen gewinnen. Deshalb widmete sie sich als Nächstes der noch intensiveren Überprüfung Kastors.
    Dabei stieß sie auf eine weitere Unstimmigkeit. Kastor war Diplom-Kaufmann und hatte jahrelang für einen deutschen Rüstungskonzern in Stuttgart gearbeitet. Knall auf Fall hatte er vor knapp zwei Jahren dort aufgehört, war zurück in seine Geburtsstadt Wilhelmshaven gezogen und hatte das Dancing Cats gepachtet. Ein biederer Kaufmann, der eine berufliche Kehrtwende machte und plötzlich als Nachtclubbesitzer sein Geld verdiente, war mehr als ungewöhnlich. Besonders, wenn der vorherige Arbeitsplatz ein Rüstungskonzern gewesen war.
    Paula rief den Konzern an. Man gab sich dort sehr zugeknöpft. Ja, Jerome Kastor hatte dort gearbeitet, aber den Konzern auf eigenen Wunsch verlassen. Angeblich wusste man nichts über seine Gründe für die Kündigung. Nein, es hatte mit Herrn Kastor keinerlei Probleme welcher Art auch immer gegeben. Die Tätigkeit, der er in Stuttgart nachgegangen war, unterlag selbstverständlich der Geheimhaltung.
    Ein Grund mehr für Paula, sich Kastor genauer anzusehen – nach Feierabend.

    Das Dancing Cats besaß zweifellos eine gewisse Klasse, die sich nicht nur in der geschmackvollen Einrichtung ausdrückte. Auch das Publikum war nicht so, wie Paula erwartet hatte. Keine grölenden, geifernden Besoffenen, sondern Geschäftsleute, die entsprechend gekleidet waren, sich vernünftig benahmen und allenfalls im Geist geiferten. Paula kam sich nicht nur als einzige Frau unter den Zuschauern deplatziert vor, sondern auch weil ihre Kleidung in krassem Gegensatz zu der der übrigen Anwesenden stand. Die Türsteher hatten sie in ihrer Jeanskluft gar nicht reinlassen wollen und erst nachgegeben, als Paula ihnen ihren Dienstausweis unter die Nase gehalten hatte.
    Sie trat an die Bar und bestellte ein Bier – alkoholfrei, um ihrer Migräne keinen Grund zur Wiederkehr zu bieten. Im Raum waren zwei Tanzbühnen verteilt, auf denen zwei Frauen gekonnt strippten. Was immer man sonst über Kastor und seinen Club sagen konnte, er besaß definitiv ein hohes Niveau.
    Zudem legte er Wert auf Sicherheit. Überwachungskameras an allen exponierten Stellen behielten den Zuschauerraum und die Eingänge im Visier, ohne dass ein toter Winkel blieb. Deshalb war sich Paula auch sicher, dass Kastor längst von ihrer Anwesenheit wusste. Sie nippte an ihrem Bier und beobachtete die Zuschauer, besonders ihre Kontakte mit der Bedienung. Falls hier irgendwelche Drogenkäufe stattfanden, war der schnelle Griff über die Theke oder unter das Tablett die perfekte, weil unauffällige Übergabegelegenheit. Aber alles lief völlig sauber ab.
    »Stehen Sie auf Frauen?«
    Sie zuckte zusammen, als sie Kastors Stimme hinter sich hörte. Paula hatte nicht bemerkt, dass er den Raum betreten hatte. Langsam drehte sie sich um. Er war ihr unangenehm nahe und grinste sie an. Seine eisblauen Augen funkelten spöttisch. Er trug einen bordeauxroten Seidenschal, den er so geknotet hatte, dass ein Zipfel nach vorn und einer nach hinter über die Schulter fiel.
    »Die Ladies’ Night mit den knackigen männlichen Tänzern ist Samstag ab zweiundzwanzig Uhr.«
    Paula maß ihn von oben bis unten. »Nein danke. Ich kann mir Angenehmeres vorstellen, als Ihnen beim Strippen zusehen zu müssen.«
    Er blickte sie eine Sekunde lang kalt an. Dann lachte er laut auf. »Ich bin mir im Gegenteil sicher, dass Ihnen das gefallen würde.« Er beugte sich so dicht zu ihr herüber, dass seine Nase beinahe die ihre berührte. »Vielleicht bekommen Sie sogar Appetit auf mehr.«
    Paula musste sich beherrschen, um ihn nicht zurückzustoßen oder anderweitig handgreiflich zu

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