Smaragdjungfer
Veranlassung. Jedenfalls nicht in dieser elaborierten Form.«
»Falsch. Wenn der Auftrag lautet, den Hintergrund einer Person zu durchleuchten, grabe ich immer so tief es nur geht. Das sollten Sie sich auch zur Gewohnheit machen, da ich fürchte, dass wir noch eine ganze Weile zusammenarbeiten werden. Die Frage ist nur, welchem Zweck diese falsche Identität dienen sollte.«
Rambacher machte ein verkniffenes Gesicht. Paula schob das darauf, dass ihm die Aussicht, auf unbestimmte Zeit an sie gebunden zu sein, ebenso wenig gefiel wie ihr.
»Spionage?«, vermutete er. »Wilhelmshaven ist immerhin ein bedeutender Marinestützpunkt.«
Paula schnaufte. »Das wohl. Aber die Tote hatte laut ihrer Kundenliste keinen Kontakt zu Marineangehörigen oder Leuten von der Bundeswehr. Um zu denen private Kontakte zu knüpfen, hätte sie sich nicht als teure Hostess tarnen dürfen.« Sie knabberte nachdenklich an ihrem Daumen. »Es gibt nur zwei Männer«, sinnierte sie, »von denen sie häufig gebucht wurde: Kastor und Graf. Wenn wir Industriespionage in Betracht ziehen … Bei Kastor dürfte es kaum was auszuspähen geben. Bei Graf …«
Sie blickte nachdenklich auf die Tischplatte. »Sowohl Jasmin wie auch Kastor sind beide gezielt nach Wilhelmshaven gezogen, wenn auch unabhängig voneinander. Beide haben Kontakt zu Graf. Und den haben wir schon lange in Verdacht, dass er Menschenhandel und Waffenschmuggel in großem Stil betreibt oder zumindest seine Finger tief in solchen Geschäften stecken hat. Für die Konkurrenz in der Branche lohnt es sich schon, jemanden wie Graf auszuspionieren, um ihm seine Lieferanten abspenstig zu machen oder ihn auszubooten.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber das ergibt keinen Sinn.«
»Stimmt.« Rambacher klang ungeheuer befriedigt. Wahrscheinlich empfand er es als erquickend, dass auch eine ihrer Ideen mal ins Nichts führte. »Nach meinen Informationen über das Milieu beseitigt man Konkurrenten, indem man sie umbringen lässt, nicht indem man sie ausspioniert.«
»Aber Kastor hat irgendwas Wichtiges bei der Toten gesucht. Wenn nicht das Collier, dann doch etwas, das klein genug ist, um in ein Schmuckkästchen zu passen.« Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht gibt uns irgendwas Aufschluss, das der Erkennungsdienst asserviert hat.« Sie warf einen Blick auf die Uhr und stand auf. »Zeit für die Dienstbesprechung. Sie präsentieren die Unstimmigkeiten im Lebenslauf der Toten.«
»Warum ich?«
»Weil Sie die ausgegraben und die ganze Arbeit geleistet haben. Was immer Sie von mir halten, Rambacher, ich schmücke mich nicht mit fremden Federn. Ich habe genug eigene.«
Dabei kam sie sich seit Christophers Tod wie ein gerupftes Huhn vor.
Die Dienstbesprechung ergab außer den Dingen, die Paula und Rambacher herausgefunden hatten und die er knapp und präzise vortrug, ein paar interessante Neuigkeiten.
»Die Untersuchungen sind natürlich noch lange nicht abgeschlossen bei der Fülle an Asservaten«, berichtete Maja. »Aber eins können wir mit Sicherheit schon mal sagen. Am Garderobentisch im Flur und an der Handtasche befinden sich Fingerabdrücke, die wir bisher nicht zuordnen konnten. Kastor gehören sie definitiv nicht. Außerdem haben wir dort auch geringe Blutspuren gefunden, die nicht von der Toten stammen. Sie gehören einem bis jetzt noch nicht identifizierten Mann. Kastor scheidet auch hier aus, er war nicht verletzt. Was den Tathergang betrifft, spricht das ganz klar dafür, dass noch jemand zum Zeitpunkt der Tat oder unmittelbar vorher in der Wohnung gewesen ist. Ob der oder Kastor der Täter war, lässt sich anhand der bisherigen Spurenlage noch nicht mit Sicherheit sagen. Aber wie es aussieht, ist der zweite Mann nur bis in den Flur gekommen. Anderswo haben wir weder seine Fingerabdrücke noch Blutspuren gefunden. Im Gegensatz zu denen von Kastor, der sich fast überall verewigt hat. Ich wage aufgrund dessen mal zu behaupten, dass er definitiv mehr als nur ein Kunde war.«
»Oder sie hat ihre Kunden bei sich zu Hause bedient«, vermutete Fischer.
Maja schüttelte den Kopf. »Von denen des zweiten Mannes abgesehen, gibt es nur Kastors und Jasmin Stojanovics Fingerabdrücke in der Wohnung. Interessanterweise sind seine nicht im Schlafzimmer. Entweder die beiden haben es überall in der Wohnung getrieben, nur nicht dort, oder sie hatten tatsächlich nichts miteinander.«
»Wer’s glaubt«, höhnte Fischer.
»Danach sollte man Kastor mal fragen.«
Roemer warf Paula einen
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