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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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langsam abbrannte.

Ein verwirrter Rabe
    Ein verwirrter Rabe

    Obwohl sie sich noch nicht in Sicherheit befanden, hatten Matani und Resk ein Feuer entzündet. Das Holz, das der Troll aus dem Lager mitgenommen hatte, würde nicht lange reichen. Dennoch war Matani froh. Ihr war kalt, auch wenn die Nacht im Grunde recht mild war. Das kleine Feuer wärmte sie zumindest ein wenig.
    Die Füchsin lag zusammengerollt an Matanis Seite. Neben ihr hockte der Rabe, und die Art, wie er sie ansah, erschien ihr missmutig und traurig. Immer mal wieder stand er auf, versuchte, ein Stück zu laufen, aber seine Bewegungen waren unkoordiniert und ungeschickt. Doch wenigstens hatte er aufgehört, so herzzerreißend zu krächzen.
    »In meiner Heimat singen die Überlebenden Lieder für die Toten«, erklärte Resk gerade und blies vorsichtig in die Glut, um sie ein wenig anzufachen. »Über ihre Taten, ihre Kämpfe und Siege. Man muss die Worte finden, während man singt. Die Musik ist immer sehr ähnlich. Soll ich es dir vormachen?«
    »Nein«, erwiderte Matani schärfer, als sie es eigentlich wollte.
    »Du trauerst anders um ihn?«
    Sie nickte. Der Gedanke an Tom ließ ihr wieder Tränen in die Augen steigen, nicht genug, um zu weinen, aber sie spürte sie dennoch und schniefte.
    »Er ist nicht tot, aber dennoch für immer verloren.« Matani sah zu Resk, der es sich am Feuer bequem machte. »Der Seelenfresser hat seinen Geist gestohlen.«
    »Ich verstehe das nicht. Wie denn?«
    »Sie reißen ihren Opfern die Seele aus dem Leib, stehlen ihre Lebenskraft für sich selbst. Sie binden die Seelen in ihre Rüstungen, zwingen die verbliebene Kraft, sie zu beschützen. Und den Körper … Atin sagt, sie nehmen ihn mit, beleben ihn mit ihrer Magie. Er ist fortan seelenlos, gedankenlos, ein williger Sklave ohne Selbst, der alles für seinen Herrn tut. Diese Seelenlosen kennen keine Gefühle, keinen Schmerz. Nichts gilt ihnen etwas. Außer dem Willen ihres Herrn.«
    Das Glühen des Feuers, das ihr gerade noch Wärme gespendet hatte, erinnerte sie nun an das Leuchten in den Augen und Mündern der schwarzen Rüstung. Es waren die gestohlenen Seelen, die dort zu sehen waren. Matani schluckte. Tom ist jetzt einer von ihnen, gefangen in endloser Qual.
    »Wir folgen ihm, holen uns Toms Körper, zerbrechen diese Rüstung«, schlug der Troll vor, tatkräftig wie immer. »Dann kehrt sein Geist heim, nicht wahr?«
    Matani senkte das Haupt.
    »Nein. Das, was übrig ist, würde normalerweise einfach vergehen, so wie Nebel im Wind verweht. Und sollte der Geist aus der Rüstung des Seelenfressers entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch in den Körper zurückkehren, wäre der Tom, den wir kennen, trotzdem tot. Denn sein Geist ist nicht mehr er, nur noch geraubte Lebenskraft. Alles, was ihn ausmachte, seine Gefühle, seine Erinnerungen, ist fort. Tot. Es ist besser, wir akzeptieren das. Wir haben ihn verloren.«
    Der Rabe sprang auf, tat einige wacklige Schritte und krächzte leise.
    »Ja, du vermisst ihn auch, wie?«, fragte Matani sanft.
    Der Rabe starrte sie aus seinen schwarzen Augen an.
    Am Feuer nahm Resk eine Handvoll Erde auf, spuckte hinein und verrieb das Gemisch auf seinen Wunden.
    Matani sah ihn entgeistert an. »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«
    »So machen wir Trolle das«, erwiderte er ungerührt und verschmierte die Erde weiter. »Das sorgt dafür, dass es gute Narben werden.«
    »Narben? Warum willst du Narben?«
    »Um mich an den heutigen Tag zu erinnern. An den Sieg und an Toms Tod. Darum bildet der Körper Narben: Damit wir nicht vergessen.«
    Matani wollte noch etwas sagen, aber der Rabe hüpfte auf ihren Schoß und fiel mit einem kläglichen Krächzlaut um. Seine Krallen bohrten sich durch das Leder ihrer Hose in ihre Beine.
    »Genug jetzt«, sagte sie ein wenig unwirsch, nahm ihn in beide Hände und hielt ihn so, dass er ihr auf Augenhöhe ins Gesicht sehen konnte. »Wir alle vermissen ihn. Du musst dich beruhigen und begreifen, dass er fort ist.«
    Der Rabe krächzte, klapperte mit dem Schnabel und krächzte erneut.
    Inzwischen hatte die Füchsin ein Auge geöffnet und sah interessiert zu ihnen herüber. Natürlich nicht interessiert genug, um sich zu bewegen, aber Matani spürte ihre Aufmerksamkeit.
    Vorsichtig setzte sie den Raben wieder auf den Boden und schob ihn sanft von sich fort. Er breitete die Schwingen aus, um sein Gleichgewicht zu halten, was aber nur bedingt Erfolg zeigte.
    »Du Armer. Wieder fliegen zu lernen wird

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