Smart Magic
freiwillig natürlich. Aber wer es nicht gelernt hat, verliert sich schnell, und dann löst sich der Geist – ohne Verankerung im Körper – einfach auf. Dass der Rabe in der Nähe war und dass eure Verbindung so stark ist, hat dir das Leben gerettet.«
Juhu, dachte der Rabe sarkastisch. Und jetzt habe ich einen Untermieter, der nicht mal ordentlich Gefiederpflege betreiben kann!
»Kut«, sagte Tom. »Korper chrolen.«
Es fiel ihm immer leichter zu sprechen. So langsam gewöhnte er sich an die seltsame Kehle des Rabenkörpers. Dennoch hatte er nicht vor, sich hier dauerhaft einzurichten.
Das hätte auch gerade noch gefehlt!
Tom ignorierte den Zwischenruf und sah Matani an.
Sie nickte. »Der Seelenfresser ist nach Norden geritten. Er hat deinen Körper mitgenommen. Vermutlich, um ihn mittels Magie zu seinem Sklaven zu machen.«
Das hatte Tom schon am Feuer gehört, und der Gedanke hatte ihm bereits da nicht gefallen. Er plusterte sein Gefieder auf und schüttelte den Kopf.
»Nein, das lassen wir nicht zu«, pflichtete ihm Matani bei. Sie blickte Resk an: »Wir müssen ihm folgen. Er hat einen guten Vorsprung, und das zu Pferd, deshalb sollten wir uns beeilen.«
Der Hügeltroll streckte sich und fletschte die Hauer. Er ließ seinen Kopf rollen, und sein Nacken knackte vernehmlich. »Ich hab gleich gesagt, dass wir ihm hinterher sollten. Wer Seelen frisst, sollte ein wenig gute, alte Troll-Gerechtigkeit zu spüren bekommen.«
Er schlug sich mit der zur Faust geballten Rechten in die linke Pranke. Es klang, als hätte jemand mit einem Hammer auf einen Stein geschlagen.
Hastig packten Matani und Resk ihre Sachen zusammen. Als sie aufbrechen wollten, hüpfte Tom neben ihnen her. Er schlug mit den Flügeln, aber sein Versuch zu fliegen scheiterte bereits im Ansatz. Dabei war er froh, nicht auch noch auf den Schnabel zu fallen.
»Komm«, sagte Matani und kniete sich neben ihn. Sie half Tom, ihren Arm hoch und bis auf ihre Schulter zu klettern.
Wie peinlich. Wir müssen uns tragen lassen, lästerte der Rabe, aber Tom war es ganz und gar nicht peinlich. So sanft er konnte, hielt er sich fest, als Matani plötzlich losrannte. Sie war schnell, und Tom wurde ordentlich durchgeschüttelt, aber es gelang ihm, auf ihrer Schulter sitzen zu bleiben.
Fast war es, als würde er fliegen, so schnell bewegten sie sich durch die Steppe. Immer wieder spreizte Tom die Flügel ein wenig, um auszutesten, wie es wäre, aber er traute sich nicht, es wirklich zu versuchen.
Erst als sie das zerstörte Lager, das nun auf ihrem Weg lag, erreichten, verlangsamte Matani ihren Lauf. Sie ging in die Hocke und spähte zu den Ruinen hinüber.
»Siehst du was?«, fragte sie Resk, der verneinte.
»Dann los.«
Obwohl nichts darauf hindeutete, dass jemand im Lager war, schlichen sie sehr vorsichtig näher. Der Überfall steckte allen noch in den Knochen.
Matani drückte sich an die Reste der Außenwand einer der niedergebrannten Hallen und lugte um die Ecke.
»Niemand hier«, flüsterte sie.
Als sie in die Mitte des Lagers trat, sah Tom, was sie meinte. Auf den ersten Blick war von ihrem Kampf keine Spur mehr zu sehen.
»Wo?«, gelang es ihm zu fragen.
»Sie sind abgezogen. Und haben alle mitgenommen, wie es ihre Art ist. Vermutlich sind sie dem Seelenfresser gefolgt. Wir müssen vorsichtig sein; sie werden langsam vorankommen, und es kann leicht passieren, dass wir sie einholen.«
»Sie hatten Pferde«, gab Resk zu bedenken.
»Ja, aber sie haben auch Verletzte und Gefallene. Sie werden nicht schnell reiten können.« Sie drehte den Kopf und sah Tom an. »Keine Sorge, wir folgen den Spuren des Seelenfressers. Die Füchsin wird uns leiten. Wir werden wie der Wind sein.«
»Gut.«
Einzelne Wörter habe ich schon drauf, dachte Tom. Bald kann ich wieder total gut sprechen. Nicht, dass ich es mir hier drin zu gemütlich machen will; je eher ich meinen eigenen Körper wiederhabe, desto besser. Er mochte sich nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn sie versagten. Sein eigener Körper als hirntoter Sklave eines Magatai, und er selbst bis zu seinem Lebensende gefangen im Körper eines Raben!
Nicht in dem irgendeines Raben, sondern in meinem, erinnerte ihn der Rabe. Was denkst du, wie ich mich bei der Vorstellung fühle?
Tom war durchaus gewillt anzuerkennen, dass der Rabe ein ähnliches Maß an Unbehagen verspürte wie er selbst. Aber derzeit konnte er nicht viele Gedanken darauf verschwenden, denn Matani lief bereits weiter, und Tom
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