Smart Magic
zu viele Menschen, die uns zusehen können. Außerdem wurde die Mauer in regelmäßigen Abständen von kleinen überdachten Türmen unterbrochen, in denen Lichter brannten. Dort würden mehr Soldaten sein, die die Festung auch nachts bewachten.
»Klettern kommt nicht infrage«, stellte sie fest. »Vielleicht können wir uns hineinschleichen?«
»Keine Chance. Die Wachen stehen direkt am Tor. An denen kommen wir nicht vorbei«, erwiderte Tom.
»Und wenn wir sie niederschlagen?«, fragte Resk und ließ seine Muskeln spielen. »Es sind nur zwei.«
»Dann fehlen da Wachen. Außerdem gibt es hier viel zu viele Zuschauer, man würde uns sehen und Alarm schlagen. Nein, wir müssen uns schlauer anstellen. Mit Gewalt kommen wir hier nicht weiter.«
Obwohl Matani wusste, dass das stimmte, hätte sie doch gern ihren Bogen dabeigehabt. Aber sie hatten alles Auffällige noch weit vor der Stadt versteckt. Niemand außer den Magatai durfte Waffen tragen, und sie wären sofort gefangen genommen worden, wenn sie einfach so in die Stadt spaziert wären.
Auch die Füchsin hatten sie in den Feldern vor der Stadt zurückgelassen, und Matani vermisste ihre Nähe sehr.
»Fliegen müsste man können«, murmelte Tom, dann hielt er inne. Er sah die Blicke, die Resk und Matani ihm zuwarfen, und schüttelte energisch den Kopf. »Nein, kommt nicht infrage. Ich hab’s versucht, ich kann es nicht. Viel zu gefährlich. Dabei muss man Federn bewegen, von denen ich vorher nicht mal wusste, dass Vögel sie haben.«
»Aber wenn du hineinfliegst, könntest du deinen Körper finden, wieder in ihn hineinschlüpfen und einfach herauslaufen. Das wäre so viel einfacher als …«
»Ich sagte Nein. Vergesst es.«
»Hast du Angst vor der Höhe?«
»Unsinn. Ich habe Angst davor, mit einem Rabenkörper wie ein Stein auf den Boden zu fallen. Fliegen ist nicht halb so leicht, wie es aussieht, glaubt mir einfach.«
»Dann kehren wir wohl besser um«, sagte Resk unschuldig. »Schade, wo wir so nah dran waren. Aber da kommen wir nicht rein.«
In Toms Blick sah Matani den Widerstand schwinden, also fügte sie hinzu: »Mir fällt auch nichts ein. Ich meine, das ist eine hohe Mauer. Sehr hoch. Und da sind überall Wachen der Magatai. Wer weiß, welche Magie sie wirken können?«
»Wir nehmen einen Wagen«, entgegnete Tom hastig. »Verstecken uns darauf, wenn er die Schwarzen Herren beliefert. Die müssen doch tonnenweise Sachen da drin brauchen! Das kann nicht so schwer sein.«
»Wo nehmen wir einen Wagen her?«, fragte Resk skeptisch.
»Werden sie den Wagen nicht durchsuchen?«, ergänzte Matani. Sie konnte sich wirklich kaum vorstellen, dass die Magatai so unvorsichtig wären, einfach alles durch das Tor zu winken, was auf Rädern daherkam.
»Und wie soll ich mich verstecken?«, fragte Resk, der mit Matani abwechselnd Einwände gegen den Plan fand.
»Ach, ich weiß auch nicht«, murmelte Tom. »Ich habe Durst.«
Matani und Resk standen auf und klopften sich den Staub von der Kleidung. Dann gingen sie langsam zu dem Brunnen. Resk trank einen Schluck daraus, und Tom hüpfte auf dem steinernen Rand herum und tauchte seinen Schnabel ebenfalls ins Wasser. Matani meinte fast, seine Gedanken arbeiten zu hören. Er suchte nach einem Ausweg, einem Plan, aber die Stille verriet ihr deutlich, dass er keinen fand.
Schließlich kehrte er auf ihre Schulter zurück und seufzte leise. »Und wenn ich doch noch mal probiere zu fliegen – was mache ich dann da drin? Ich kenne mich doch gar nicht aus.«
Sie suchten sich eine ruhige Stelle in der Nähe des Brunnens, ehe sie antwortete: »Resk kann dir alles so gut beschreiben, wie er sich erinnert. Sie werden deinen Leichna… – ich meine, deinen Körper irgendwo aufgebahrt haben, bis sie die Magie anwenden, die ihn an den Seelenfresser bindet. Dafür kann es nicht so viele Orte geben.«
»Euer Plan ist total bescheuert«, befand Tom.
Insgeheim gab Matani ihm sogar recht. Der Plan war riskant, aber sosehr sie auch darüber nachdachte, ihr fiel kein besserer ein. Zu dritt oder auch nur zu zweit auf das Gelände zu kommen war schwierig. Aber ein einzelner Vogel? Ein Rabe, wie es sie überall gab? Ein Vogel, der auf Dächern sitzen und alles beobachten konnte, würde niemandem auffallen, nicht einmal dem misstrauischsten Magatai. Und hätte Tom erst einmal seinen Körper gefunden, würde es auch nicht so schwer sein, hinauszugelangen. Sein Rabe könnte ihn leiten, und er könnte behaupten, ein Diener zu sein, der
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