Smart Magic
Tom. Wie du den Magatai entkommen bist. Und wie du ihre Magie gebannt hast. Dein Licht soll allein hundert von ihnen blind von ihren Pferden geschleudert haben.«
»Es war bloß eine Handvoll, und sie waren nicht blind. Meine Magie hat geholfen, aber gekämpft haben andere.«
Der Mann trat einen Schritt an Tom heran.
Beram sprang auf, und Tom sah bestürzt, dass die Hand des Hünen zum Dolch in seinem Gürtel fuhr. Als Resk das bemerkte, trat auch er einen Schritt vor. Doch der Mann lächelte nur müde und ignorierte die Gesten.
»Wenn du der Weltenwechsler bist, Tom, dann lastet viel auf deinen Schultern. Du magst bescheiden sein, aber du solltest wissen, dass du den Platz, den das Schicksal dir bestimmt hat, einnehmen musst.«
»Welchen Platz?«
Tom sah verwirrt zu Matani, die auch nur den Kopf schüttelte.
»Die Magatai glauben, dass der Weltenwechsler sie zum Sieg führen wird. Aber sie haben ihn gar nicht, nicht wahr? Wen wirst du führen, Tom? Und wird es zum Sieg oder zur Niederlage sein?«
Mit diesen ominösen Fragen wandte der Mann sich ab und ging zu seinen Leuten zurück, die ihn schweigend empfingen und zwischen den Zelten hindurch aus dem Lager von Berams Stamm geleiteten.
Tom blickte ihnen nach, bis sie aus seiner Sicht verschwanden. »Wer war das?«
»Das war der Eidbrecher.« Beram nahm die Hand vom Dolchgriff und spuckte aus. »Das war Isfar.«
»Ich dachte, er wäre ein Ausgestoßener?«
»Er und sein Stamm haben das Recht, am Winterlager teilzunehmen«, erklärte Matani. »Wie jeder andere Stamm auch. Aber ihr Wort gilt nichts mehr in der Großen Versammlung.«
»Er hat uns das Angebot der Magatai gebracht. Er hat den Gesandten hierhergeleitet.«
Ein Verräter, befand der Rabe. Auf den sollten wir aufpassen.
Tom nickte, aber er war nicht ganz überzeugt. Etwas hatte in den Worten des Mannes mitgeschwungen. Das war mehr als nur Gerede. Vielleicht war es die Ernsthaftigkeit, die Tom zu denken gab.
»Setz dich und trink mit uns«, bat Matani. Sie hielt ihm eine Kalebasse hin. Tom kam der Aufforderung nach und setzte sich wieder ans Feuer, aber die Begegnung mit dem Eidbrecher ließ ihn in Gedanken nicht mehr los.
Das letzte Wort
Das letzte Wort
»Bist du sicher, dass das so gut ist?« Tom zupfte an seiner Kleidung herum.
Matani lächelte. »Ganz sicher.«
»Ich hätte gedacht, dass es schlauer wäre, Klamotten von euch anzuziehen. Um zu zeigen, dass ich zu euch gehöre.«
»Wir wollen aber, dass dich jeder sofort als den Weltenwechsler erkennt.«
Tom knöpfte sein Hemd zu. Er hatte all das angezogen, was er getragen hatte, als er in diesen Teil der Welt gekommen war. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Sachen wieder zu tragen, auch wenn ein Teil von ihm sich noch immer darin wohlzufühlen schien.
»Wenigstens haben wir alles halbwegs sauber bekommen«, meinte er und strich über die Seite seiner Hose, wo sie ein Stück hatten flicken müssen. »Na ja, bis auf die Sneaker, aber die werden wohl nie wieder sauber.«
»Das wird Eindruck machen.«
»Die schmutzigen Schuhe?«
»Nein«, entgegnete Matani lachend und deutete auf Tom. »Das alles.«
»Ich hoffe es. Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, vor so vielen Leuten zu reden.«
In seinem Gesicht stand geschrieben, dass er untertrieb. Er war bleich unter der Sonnenbräune, die in den letzten Wochen stärker und stärker geworden war.
»Du schaffst das«, erklärte sie und umarmte ihn. »Du wirst das sehr gut machen.«
Er erwiderte die Umarmung, und sie blieben für einen kurzen Moment einfach so stehen. Seine Nähe war ein Geschenk, das wusste Matani jetzt. Beinahe wäre es ihr genommen worden. Jetzt würde sie es auskosten, dass er immer noch bei ihnen war, der fremde, dumme Junge, der so mutig gewesen war und von dem so viel abhing.
»Dann mal los.«
Sie verließen das Heimzelt und traten in die frühe Morgensonne. Es war noch ein wenig kühl, aber viele Menschen waren bereits zwischen den Zelten unterwegs.
»Sie sollten den Gesandten einfach davonjagen«, murmelte Tom. »Dann bliebe uns der Teil wenigstens erspart.«
»Ihm wurde versprochen, dass er reden darf. Die Stämme haben einen Eid geleistet. Er wird reden und dann gehen, ohne dass ihm jemand ein Haar krümmt.«
Sie gingen in Richtung des heiligen Felsens. Im Morgenlicht war der Stein ockerfarben. Je heller die Sonne im Laufe des Tages wurde, desto intensiver würde die Farbe, und gegen Abend, wenn die Sonne unterging, würde sie sich in ein
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