Smart Magic
täuschen würden, und konzentrierte sich auf ihre Umgebung.
Der Wind war schwach und flüsterte leise, als er durch das Gras glitt. Er berichtete von fernen Gestaden, aber Matani hörte nicht auf seinen lockenden Ruf. Die Füchsin schnaufte leise; sie hatte eine Fährte gewittert. Lautlos schlich sie davon, noch mehr Schatten als Matani selbst. Die junge Jägerin atmete tief durch und spannte die Sehne ihres Bogens. Sie steckte den Speer vor sich in den Boden und legte den ersten Pfeil an die Sehne.
Zwei Dutzend Schritt vor ihr bellte die Füchsin aufgeregt und voller Jagdlust. Sie hatte ein Tier aufgeschreckt, einen Hasen. Das Gras raschelte, und Matani konnte die Geräusche einer wilden Flucht hören. Sie näherten sich schnell. Die Spitzen des Grases direkt vor ihr erzitterten, die Beute bemerkte sie, schlug einen Haken, um ihr zu entgehen. Für den Bruchteil eines Herzschlags lief der Hase quer zu Matani. Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog sie die Sehne zurück und schickte den Pfeil auf die Reise.
Matani öffnete die Augen. Um sie herum war es still. Die Füchsin kam zu ihr, rieb ihren Kopf an Matanis Bein und sah sie auffordernd an.
»Gut gemacht«, flüsterte die junge Jägerin und kraulte sie hinter den Ohren. Sie nahm ihren Speer auf und ging die wenigen Schritte bis zu der Stelle, an der ihre Beute vom Pfeil erlegt lag. Es war ein guter Schuss gewesen, ein schneller und sauberer Tod, wie ihn die Jägerin ihrer Beute schuldete.
Schnell kniete sich Matani neben den toten Hasen und zog den Pfeil mit einem Ruck aus seinem Leib.
»Ich danke dir für dein Fleisch, deine Sehnen, deine Knochen, für alles, was du uns geben wirst«, sprach sie die rituellen Worte. Es war mehr als ein Reflex. Von klein auf hatte man ihr beigebracht, diese Worte zu sprechen, wenn sie ein Leben nahm, aber sie waren nicht einfach nur auswendig gelernt. Sie kamen von Herzen, und sie trugen den Respekt und die Demut, die eine Jägerin in diesem beinahe heiligen Moment empfinden sollte. Es war nicht einfach, den Tod über ein anderes Leben zu bringen, und Matani wusste, dass es auch niemals einfach sein durfte. Ihr Volk ehrte die Geister der Steppe, die Seele jedes noch so kleinen Tieres, und es war eine Ehre für Matani, dass ihr dieser Hase als Beute geschenkt worden war.
Sie griff in den ledernen Beutel an ihrem Gürtel und zog ein Stück getrocknetes Begrah-Fleisch hervor. Obwohl die Füchsin eine exzellente Jägerin war, zog sie das getrocknete Fleisch dem frisch erlegten vor. Matani hielt ihr die Leckerei hin, und sie fraß gierig.
»Wir sind eine gute Jagdgemeinschaft«, stellte Matani zufrieden fest. »Zu zweit besser und schneller als manch andere mit vielen mehr.«
Die Füchsin sah sie an. Matani kannte ihre Antwort bereits: Natürlich sind wir das. Beinahe hätte sie gelacht, aber noch war der Moment der Jagd nicht vorbei, also biss sie sich auf die Lippe und streichelte nur das glatte Fell der Füchsin.
»Wir sollten weiter«, sagte sie schließlich. Die Nacht war noch jung, und in der Steppe gab es noch genug Beute. Jeder der fünf Pfeile, die sie mitgenommen hatte, sollte ein Ziel treffen, bevor die Sonne wieder aufging. Denn auch wenn Matani und die Füchsin gute Jäger waren, so mussten sie dies doch unter Beweis stellen, bevor sie zurückkehren konnten.
Matani blickte zurück in Richtung des Lagers. Die anderen würden jetzt noch am Feuer sitzen, essen und Geschichten erzählen, lachen und sich darüber streiten, wer der beste Reiter war. Wenn sie in der Morgendämmerung zurückkehrte, würden die Ersten sich von ihren Lagern erheben und ihren Tag beginnen, während Matani sich zum Schlafen hinlegte. Anders als die Hirten und die Sammler gingen die Jäger meist allein ihrer Aufgabe nach.
Trotzdem hatte Matani sich in der Steppe noch nie einsam gefühlt. Sie konnte spüren, dass das Gras um sie herum und all seine Bewohner lebendig waren. Sie hörte die Rufe der Nachtvögel und das Rascheln von Mäusen, Ochtongo und Begrah im Gras. Sie wusste, dass sie sich das Jagdrevier mit den großen Katzen und anderen Raubtieren teilte. Hier draußen fühlte sie sich sicher.
Das auffordernde Bellen der Füchsin riss sie aus ihren Gedanken. Gemeinsam zogen sie weiter, Mädchen und Füchsin, um ihren Stamm zu versorgen.
Haus der Gräber
Haus der Gräber
Erschrocken wirbelte Tom herum. Im Nebel zwischen den Bäumen glaubte er eine Gestalt zu sehen, war sich dessen aber nicht sicher. Bis die Stimme wieder
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