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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Waschhaus betraten und sich jeder eine leere Duschkabine suchten. Seinem lockeren Tonfall war nicht anzuhören, ob ihm dieser Gedanke etwas ausmachte.
    Tom drehte unterdessen den Heißwasserhahn auf und hielt seinen Kopf unter den warmen Strahl. Ja, genau, dachte er bitter. Heute geht’s zurück in das ganze Elend.
    Als Frau Andresco-Müller kam, um sie wieder abzuholen, war es bereits dunkel. Tom hatte eine ungute Vorahnung. Es war ein dumpfes, unangenehmes Gefühl in Hirn und Magengrube, wie eine unbekannte Furcht, die auf ihn lauerte.
    Keiner sprach im Auto besonders viel, auch wenn sie auf die Fragen, ob ihnen die Woche gefallen habe, brav und sogar halbwegs ehrlich mit »Ja« antworten konnten. Je näher sie ihrer Straße kamen, desto stiller wurden sie, und auch Frau Andresco-Müller war nicht sonderlich redselig.
    Als sie vor dem Haus vorfuhren, öffnete sich die Haustür. Der Alte blieb im Türrahmen unter der fahlen Außenleuchte stehen, ein falsches Lächeln auf den Lippen, und er winkte, gerade so, als würde er sich wirklich freuen, sie wiederzusehen.
    Alex schnappte sich ihr komplettes Gepäck und ging grußlos an dem Alten vorbei. Benny und Karo wollten ihm folgen, aber der Alte begrüßte sie lautstark und strich ihnen über das Haar. Karo hielt still, Benny hingegen zuckte regelrecht zusammen. Tom wusste, dass er nun als Nächster dran war, aber Frau Andresco-Müller hielt ihn zurück.
    »Tom, einen Augenblick, ja?«
    Er drehte sich zu ihr um, und sie trat an ihn heran und beugte sich vor. Ihre Stimme war leise, fast ein Flüstern.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich mal erkundigen würde, was deine Herkunft angeht.«
    »Ja?«
    »Ich fürchte, ich habe keine guten Neuigkeiten für dich.« Sie sah ihn ernst an. »Ich habe unter der Hand nachgefragt, und mir wurde mitgeteilt, dass deine leiblichen Eltern unbekannt sind.«
    In Tom erstarben alle Gefühle. Es war so, als wäre er hohl. Der Alte starrte misstrauisch zu ihnen herüber, aber Tom kümmerte es mit einem Mal nicht mehr.
    »Unbekannt?«, brachte er krächzend hervor.
    »Ja, leider. Es gibt viele Fälle, in denen wir die Daten der leiblichen Eltern vorliegen haben. Wenn ein Kind zur Adoption freigegeben wurde oder die Eltern sich nicht um das Kind gekümmert haben und das Amt einen anderen Vormund bestimmt hat, zum Beispiel. Aber du, du warst ein richtiges Findelkind. Ich … Es tut mir leid. Es ist nicht einfach, verstehst du?«
    Tom nickte langsam, obwohl er eigentlich gar nicht weiter zuhören wollte.
    »Du wurdest ausgesetzt, als du noch ganz klein warst. Es gibt keinen Hinweis auf deine Eltern.«
    »Und mein Name? Woher wussten sie im Waisenhaus denn, wie ich heiße?«
    »Das weiß ich nicht. Mehr kann ich dir nicht sagen, ich hatte leider noch keinen Einblick in deine Akten.«
    »Danke«, murmelte Tom und wandte sich ab. Ausgesetzt? Wer macht denn so was? Na ja, vermutlich jemand, der absolut keinen Bock auf ein Kind hat.
    Auch wenn Tom sich selbst immer gesagt hatte, dass seine Eltern vermutlich nichts mit ihm zu tun haben wollten, war da doch immer ein Funke Hoffnung gewesen. Vielleicht waren es bloß blöde Umstände gewesen, die seine Eltern dazu gebracht hatten, ihn abzugeben. Umstände, die jetzt natürlich ganz anders sein konnten. Diese kleine Hoffnung war die Aussicht auf ein anderes Leben gewesen, auf eine Flucht vor dem Alten und allem, was mit ihm zusammenhing. Die Aussicht auf ein besseres Leben bei seinen Eltern, wo immer die auch sein mochten. Vielleicht war es kindisch gewesen, daran zu glauben, aber wie viel ihm das bedeutet hatte, wurde ihm erst jetzt bewusst, da Schluss damit war. Ausgesetzt. Das bedeutet, dass sie sich absolut sicher waren, nie etwas mit mir zu tun haben zu wollen. Damals nicht, heute nicht und auch sonst niemals.
    Hinter ihm schlug die Autotür zu, als er den endlosen Weg zur Haustür ging. Er sah zu Boden, auf seine Füße, die sich bewegten, als gehörten sie gar nicht zu ihm.
    Dann packte der Alte ihn schmerzhaft an der Schulter.
    »Was wollte die von dir?«, zischte er.
    Tom hielt inne und blickte dem Alten ins Gesicht.
    »Nichts«, log er glatt. »Sie hat nur gefragt, ob uns der Urlaub gefallen hat.«
    Der Blick des Alten blieb skeptisch.
    »Und was hast du ihr erzählt?«
    »Nichts. Was sollte ich ihr schon erzählen? Es war ganz toll, wir haben uns ganz doll gefreut, es war super von ihr.« Auf einmal regte sich Widerstand in Tom, so heftig, dass es ihm dieses eine Mal egal war, was die

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