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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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schattenhafte Gestalt vor sich und hörte die Stimme in seinem Kopf, so klar, als würde sie wieder sprechen. An Schlaf war einfach nicht zu denken, also kramte er sein Handy aus der Tasche und versuchte zu surfen. Allerdings zeigte das Display nur einen kleinen Strich anstatt der üblichen Verbindungsbalken – kein Empfang.
    »Na toll«, murmelte Tom und seufzte. Er hatte etwas Unglaubliches erlebt und saß hier im Niemandsland fest. Alex war unterwegs, Karo und Benny schliefen. Nicht, dass er sicher war, ob er überhaupt irgendjemandem von seinen Erlebnissen berichten wollte. Wenn er die Geschichte im Kopf wiederholte, wirkte sie selbst auf ihn unwirklich und klang zu unglaubwürdig, um mehr als nur Spott und Gelächter hervorzurufen.
    So lag er mit offenen Augen in der Dunkelheit des Zelts, grübelte und sorgte sich, bis ihn endlich doch der Schlaf übermannte und ihn ins Reich der Träume entführte.
    »Tom! Tom, hier rüber, los, gib den Ball ab …« Alex’ Stimme drang wie durch Watte zu ihm durch. Mist. Er hatte sich schon wieder in Gedanken an seinen nächtlichen Ausflug verloren, so sehr, dass er den Ball einfach weitergedribbelt hatte, ohne auf seine Mitspieler zu achten. Alex warf ihm einen halb belustigten, halb ärgerlichen Blick zu, als Tom den Ball zu ihm hinüberschoss. Alex passte zu Karo, und die Kleine lief los, als hätte ihr jemand einen Feuerwerkskörper in die Schuhe gesteckt. Drei Atemzüge später hatte sie ein Tor geschossen. Noch bevor ihre Mannschaft wieder Aufstellung genommen hatte, blies Benny, der Schiedsrichter spielen durfte, in seine Trillerpfeife. Das Spiel war vorbei, 3 : 2 in letzter Sekunde. Tom schlug Karo auf die Schulter, und Benny strahlte sie beide an, aber der Rest ihres Teams gratulierte ihnen nur ziemlich oberflächlich.
    Tom, Karo und Benny machten zwar bei den Fußballspielen mit, ruderten wie alle anderen mit den Gummibooten auf dem See und taten ihren Spüldienst, aber es verband sie trotzdem wenig mit den anderen im Lager. Sie waren wie eine eingeschworene Gemeinschaft, die Kids aus dem Haus des Alten, und sie spürten, dass sie mit dem Rest wenig gemein hatten. Die anderen behandelten sie nicht unfreundlich, aber mit einer Art von Vorsicht, als ob sie sich bei ihnen eine ansteckende Krankheit holen könnten, wenn sie nicht aufpassten. Trotzdem schienen Benny und Karo die Zeit im Camp ebenso zu genießen wie Tom. Der Alte war weit weg, und das war im Moment alles, was zählte.
    Lediglich Alex war es leichter gefallen, Kontakte zu knüpfen, und er hatte sich seit seinem Ausflug in der ersten Nacht mit ein paar der älteren Jungs angefreundet. Er verbrachte die meiste Zeit mit dieser Clique.
    Die letzten Tage waren wie im Flug vergangen. Als Tom jetzt zum Waschhaus hinüberschlenderte, um vor dem Abendessen noch zu duschen, kam es ihm wieder einmal so vor, als ob gar nicht er es sei, der hier zeltete, Fußball spielte oder in den eiskalten See hüpfte, sondern ein anderer Tom, den er nur flüchtig kannte.
    Es war ihm nicht gelungen, Alex oder Karo von seiner nächtlichen Begegnung zu erzählen; immer wenn er es versuchte, stellte sich etwas in ihm quer, und er schwieg letztlich doch.
    Auf eine gewisse Art und Weise funktionierte das genau so wie mit den Übergriffen des Alten. Kaum jemand zu Hause sprach darüber. Sie geschahen, und dann blieb jeder damit für sich allein zurück, stumm und wie gelähmt.
    Alex holte zu ihm auf und schlug spielerisch mit seinem Hertha- BSC -Handtuch nach Tom. »Junge, was ist denn los mit dir? Du bist ja total abwesend. Wo treibt sich dein Kopf denn rum?«
    Tom wich dem Handtuchangriff ohne Mühe aus und schüttelte den Kopf. »Nix ist los, ich war bloß abgelenkt.«
    »Abgelenkt, ja?« Alex grinste plötzlich breit. »Ein Mädchen vielleicht? Sind ja ein paar Süße dabei …«
    Tom starrte seinen Freund und Beinahe-Bruder an: »Was? Ach Quatsch.«
    Kein Mädchen. Bloß Raben und unheimliche Gestalten nachts im Wald und Münzen, mit denen ich irgendeine Reise bezahlen soll, dachte er. Aber wieder blieb er still.
    »Was du nicht sagst. Pass auf, dass du nicht rot wirst.«
    Obwohl Tom genervt die Augen verdrehte, hörte Alex nicht auf zu grinsen. Der Ältere kam wahrscheinlich ganz gut bei den Mädchen im Camp an. Tom hatte ein paarmal mitbekommen, wie sie kicherten und begannen, mit ihren Haaren zu spielen, sobald Alex in der Nähe war.
    »Hast du schon gepackt? Heute Abend geht’s zurück nach B.«, sagte Alex, als sie das

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