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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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außer Sicht.
    »Du Mistvieh!«, rief Tom dem Vogel hinterher und kam sich sofort dumm vor. Enttäuscht sah er auf den Müsliriegel in seiner Hand. Auf irgendeiner Ebene war er sich sicher, dass der Rabe mit ihm gesprochen hatte. Vielleicht sind der Rabe und der komische Kerl im Nebel ja ein und dasselbe. Oh Mann, was denke ich da? Ich dreh noch durch! Er ging langsam weg vom Fenster und setzte sich auf die Bettkante.
    »Hast du gerade rumgeschrien?« Karo schlüpfte durch die einen Spaltbreit geöffnete Tür herein und schloss sie hinter sich. Ihr Blick fiel auf das offene Fenster und den Müsliriegel in Toms Hand. Sie sagte nichts, aber Tom konnte ihre Gedanken beinahe hören.
    »Da war ein Rabe«, versuchte er zu erklären. »Ich dachte … na ja, vielleicht mag er ja Nüsse.«
    Er hob den Müsliriegel hoch und musste grinsen. Karo lachte, als sie sich auf Alex’ Bett setzte und die Knie unter das Kinn zog.
    »Mochte er aber nicht?«
    »Nee, das Mistvieh ist einfach weggeflogen. Aber ich bin mir sicher … also, er hat mich angesehen. Und vorher, da habe ich ’ne Stimme gehört. Keine Ahnung«, fügte er schnell hinzu, um sich nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. »Dachte ich zumindest.«
    Sie fixierte ihn mit einem dieser Blicke, die sie draufhatte und die nicht wirklich zu einem kleinen Mädchen passten.
    »Klingt, als hättest du echt einen an der Waffel«, erklärte sie ernst. »Total bescheuert.«
    »Ja, stimmt«, erwiderte er zerknirscht.
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Ach, nichts«, wiegelte Tom ab. Nachdem er ihr bereits erzählt hatte, dass er vielleicht neulich von einem Raben gewarnt und später auch gerufen worden war, konnte er mit ihr zwar theoretisch über die Sache reden, aber die eigentliche Botschaft erschien ihm nun doch zu heftig.
    »Vielleicht holt dich bald der Zug ab, du weißt schon, auf ins Zaubererinternat. Oder auf in die Irrenanstalt.«
    »Na warte.«
    Tom sprang auf, Karo streckte ihm die Zunge heraus und lachte. Er nahm sein Kopfkissen und bewarf sie damit. Mit einem Aufquieken wich sie aus, aber dann war er schon auf Alex’ Bett und begann, sie ordentlich zu kitzeln. Sie wand sich unter seinen Fingern, doch er kannte keine Gnade, bis sie japsend darum bettelte.
    »Na gut«, sagte er großmütig. »Aber lass es dir eine Lehre sein. Das nächste Mal kitzel ich dich durch, bis dein Kopf so rot ist wie eine Tomate.«
    Erst als Karo verschwunden war, warf er den plattgequetschten Müsliriegel in den Müll und machte sich Gedanken über die Worte des Raben.
    Okay. Offenbar denkt der Vogel nicht so wie wir. Wär ja auch logisch, er ist ja ein Vogel, richtig? Er will, dass ich einen Ort finde, aber er sagt mir keinen Namen und keine Straße. Vielleicht, weil er sie nicht kennt? Oder weil Raben Sachen halt anders benennen?
    Die nächsten Tage verbrachte Tom jede wache Minute, die er nicht in der Schule oder auf der Straße war, auf der Suche nach einem Ort, der nicht nur von Wasser umgeben, sondern auch unter der Erde war und ein Haus der Gräber hätte sein können. Er erkundigte sich vorsichtig bei seinen Freunden, ob sie etwas in der Art kannten, und er recherchierte im Internet. Er fand eine Menge Sachen, aber nichts, was richtig zu passen schien. Das Ganze erschien ihm inzwischen immer mehr wie ein besonders seltsamer Traum, der einfach nicht aufhören wollte. Total unwirklich.
    Aber er wusste etwas, was ihm beweisen konnte, dass die Ereignisse im Garten und während der Osterfreizeit real waren: Wenn er sich die Münze wieder holte, dann hätte er einen Beweis. Ein kleines Stück Realität, das ihm zeigte, dass er nicht durchdrehte, sondern die Welt selbst langsam komisch wurde.
    Schließlich war ihm klar, dass er die Münze holen musste, sobald der Alte aus dem Haus war. Er grübelte eine Weile, ob er Alex in seinen Plan einweihen sollte, und entschied sich letztlich dafür.
    Jetzt blickte er Alex an, während er neben ihm her über den Nollendorfplatz trabte, wo sie auf dem Rückweg aus der Stadt Station gemacht hatten, um sich ein Stück Pizza zu holen. Die Arbeit war ihnen beiden an diesem Tag leicht von der Hand gegangen. Bei dem schönen Wetter waren sämtliche Cafés und Restaurants knüppelvoll gewesen, und es war ein Kinderspiel gewesen, ein paar Handtaschen unter den Bistrotischen hervorzuziehen und damit abzuhauen.
    »Ich muss in die Zimmer des Alten«, sagte Tom ganz ruhig.
    Alex sah ihn von der Seite an, als ob er den Verstand verloren hätte.
    »Klar, Junge. Und ich

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