Smart Magic
muss auf den Mond.«
»Nee, ehrlich. Er hat mir was weggenommen, das will ich wiederhaben.«
»Dein Handy? Mann, wir besorgen dir ein neues. Enno kennt da jemanden …«
»Nicht mein Handy.« Tom suchte nach einer sinnvoll erscheinenden Erklärung. »Das hab ich schon wieder. Was anderes.«
»Deine Wichsvorlagen?«
»Mann, ey!« Tom seufzte. Dann setzte er zu einer Erklärung an. »Ich hab im Garten so ’ne Münze gefunden, sah ziemlich alt aus. Ist vielleicht wertvoll. Der Alte hat sie gesehen und mir sofort abgenommen. Die will ich wiederhaben.«
»Wofür denn?« Alex hielt inne und blickte Tom forschend ins Gesicht. »Klingt gar nicht nach dir, bei dem Alten einzubrechen.«
Tom sah zu Boden und zuckte mit den Schultern. Es klang nach niemandem, den er kannte. Vermutlich würde nicht mal Arnie auf so eine irre Idee kommen.
»Ist aber so«, brummte er. »Und der Alte ist weg am Wochenende. Genau die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe.«
Alex ging weiter. Er hatte die Hände in die Taschen seiner Jeans gesteckt und eine alberne Sonnenbrille in seine dunklen Haare geschoben. Er ging mit breiten, selbstbewussten Schritten voraus. Wer ihnen entgegenkam, wich dem Duo aus, auch wenn Tom weit weniger offensiv neben seinem Ziehbruder herlief.
»Wenn das Ding wertvoll ist, hat der Alte sie doch längst zu Geld gemacht«, wandte Alex ein. »Und wenn nicht, hat er sie irgendwo versteckt. Ist total bescheuert, deswegen einen Aufstand zu machen.«
Er hat Angst. Wow. Tom sah aus dem Augenwinkel zu dem Älteren hinüber, dessen Miene jedoch nichts preisgab.
»Ich will nicht, dass du mit reingehst, aber jemand muss Schmiere stehen. Nicht, dass er wiederkommt und mich da findet.«
»Das wäre gar nicht gut.« Alex lachte finster. »Vermutlich hätte ich danach ’n Einzelzimmer, bis ’n Neuer kommt.«
»Das ist nicht witzig«, entgegnete Tom heftiger als beabsichtigt. Er spürte ein Kribbeln in seinen Fingern, als er daran dachte, was wäre, wenn der Alte ihn erwischte oder auch nur davon erfuhr. Der würde mich grün und blau schlagen … oder Schlimmeres.
»Ja, schon gut. Schmiere soll ich stehen, ja? Und wie stellst du dir das vor? Wie willst du überhaupt da reinkommen?«
»Ich knack das Schloss.«
Erneut lachte Alex. Er legte seinen Arm um Toms Schulter und zog ihn zu sich heran.
»Kleiner, seit wann kannst du Schlösser knacken?«
»Man schnappt das eine oder andere auf«, entgegnete Tom und versuchte sich Alex zu entziehen. »Ich hab ein bisschen zum Spaß geübt. Wird schon schiefgehen.«
Doch Alex baute sich vor ihm auf und legte Tom auch die andere Hand auf die Schulter. »Ich mach das. Frag Karo, ob sie Schmiere stehen kann.«
»Nein, ich will sie da nicht mit reinziehen.« Tom wagte es kaum, sich vorzustellen, was alles schiefgehen konnte. Alex war erfahren genug, um zu wissen, worauf er sich einließ. Aber Karo? Das geht nicht, beschloss Tom. »Ich kümmere mich um das Schloss. Du passt auf, dass niemand uns überrascht.«
»Wie du meinst. Aber komm nachher nicht bei mir an und beschwer dich, wenn du nicht mal die Tür aufkriegst.«
»Keine Sorge«, erwiderte Tom selbstsicherer, als er sich fühlte. »Das klappt schon.«
Dass sein Plan darin bestand, die Münze zunächst nur zu fotografieren, sagte er nicht. Alex würde ihn für verrückt erklären, ein derartiges Risiko nur dafür auf sich zu nehmen. Aber wenn er einmal reinkam, würde es auch ein zweites Mal klappen. Und in der Zwischenzeit würde er die andere Münze irgendwie finden müssen, ohne die sowieso nichts lief. Bis dahin durfte der Alte bloß nichts merken.
Am Samstag stand Tom direkt nach dem Frühstück am Fenster und beobachtete die Straße vor dem Haus. Das Wetter war nicht ganz so gut wie in den letzten Wochen; Wolken hingen am Himmel, und es sah aus, als könnte es jeden Moment regnen. Die irrationale Angst, dass der Alte bei Regen entscheiden könnte, nicht zu gehen, erfasste von Tom Besitz. Er begann, an seinen Nägeln zu kauen – eine schlechte Angewohnheit, von der er geglaubt hatte, er hätte sie längst abgelegt. Aber manchmal fanden seine Finger wie von selbst einen Weg zu seinen Zähnen, wenn er nur nervös genug war.
Alex hingegen lag locker auf seinem Bett und sah sich Videos im Internet an. Hin und wieder lachte er leise. Seine Versuche, Tom für bestimmte Clips zu interessieren, hatte er bereits eingestellt, als er merkte, dass Toms Kopf zu voll dafür war.
Als Tom schon fast nicht mehr glaubte, dass der
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