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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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seinen Schlafsack und den Rucksack und ging langsam zum Fenster. Noch kann ich es einfach sein lassen. Mich zurück ins Bett legen, schlafen. Und morgen ist alles wie immer. Tom schüttelte den Kopf. Es kann nicht mehr wie immer sein.
    »Was ist mit Karo? Benny? Willst du einfach so verschwinden?«, fragte Alex mit belegter Stimme. Tom blieb stehen. Er müsste die beiden jetzt wecken, mitten in den Zimmern mit den anderen. Karo würde es nicht verstehen, das wusste er, und sie würde versuchen, es ihm auszureden. Und wenn es jemanden gab, der das konnte, dann sie.
    »Sag du es ihnen. Sag ihnen, dass wir uns demnächst wiedersehen können. Wir machen einen Treffpunkt aus, irgendwo in der Stadt. Und sag ihnen, dass ich an sie denke.«
    Mit diesen Worten öffnete er das Fenster und kletterte hinaus in die laue Nacht.
    Die aufgehende Sonne weckte Tom viel zu früh. Er hatte sich nicht getraut, die Rollläden herunterzulassen, weil er nicht wollte, dass sich jemand fragte, wer dort oben in der leeren Wohnung unter dem Dach war. Er war schon früher manchmal hierhergekommen, nachdem er die Wohnung durch Zufall entdeckt hatte. Die Hausbewohner ließen das Tor zum Hof normalerweise offen, und die Eingangstür zum Hinterhaus war meistens nicht abgeschlossen, auch wenn innen ein vergilbter Zettel hing, auf dem jemand handschriftlich darum bat, nach 22 Uhr abzuschließen. An der Wohnungstür hatte Tom seine ersten Erfahrungen im Schlösserknacken gesammelt; es war ein altes Schloss, längst keine echte Herausforderung mehr.
    Er mochte die Wohnung, denn sie hatte einen großen Balkon, von dem aus man über die Dächer Berlins sehen konnte. Jetzt, da er die Nacht auf dem abgewetzten Parkett verbracht hatte, eingewickelt in seinen Schlafsack, fand er sie weniger toll. Sein schmerzender Rücken teilte ihm mit, dass er Betten klar bevorzugte.
    Tom warf einen Blick auf sein Handy und stellte fest, dass es noch keine sieben Uhr war. Die Nacht war zu kurz gewesen, aber zumindest hatte er ein wenig Schlaf gefunden.
    Im Bad gab es Wasser, immerhin, auch wenn es nicht warm wurde. Zum Waschen und Zähneputzen musste das reichen. Dann setzte sich Tom auf die blanken Dielen vor der Küchenbalkontür, genoss im Schutze der Scheibe die wärmenden Strahlen der Sonne und ging seine Besitztümer durch. Das Wichtigste war das Bündel Geldscheine, das er auffächerte und vor sich ausbreitete. Nach schnellem Zählen kam er auf knapp sechshundert Euro. Ein kleines Vermögen und genug für die erste Zeit. Danach würde er weitersehen müssen, aber irgendwie fühlte er sich optimistisch. Vielleicht liegt es an dem schönen Morgen? Oder an dem Raben, der auf dem Balkon sitzt?
    Tom wollte schon die Tür öffnen, als der Vogel träge seine Flügel spreizte und davonflog.
    Als Tom diesmal beim Museum ankam, war es früh und noch nicht besonders voll. Er stellte sich an der Kasse an, bezahlte die Karte, nahm sich einen Museumsführer und begab sich hinein. Es war ihm wichtig, nicht aufzufallen, also ging er mit langsamen Schritten durch die Ausstellungsräume und sah sich hier und da Exponate an, ohne jedoch wirklich etwas zu sehen. Ab und zu schaute er in den Führer, um herauszufinden, wo es hier wohl alte Münzen geben konnte. Der Lageplan war verwirrend, und Tom kannte sich zu wenig aus, also steckte er die Hand in die Tasche und umschloss seine eigene Münze mit den Fingern. Er blieb vor einer großen Vase mit einigen Figuren darauf stehen und tat so, als betrachte er sie, während er sich eigentlich auf die Münze konzentrierte.
    Es dauerte einige Sekunden, bis sich etwas tat. Das Gefühl, ganz in der Nähe zu sein, kehrte zurück, viel stärker als zuvor. Irre!
    Langsam ging Tom durch die Gänge und Säle und konnte dabei förmlich spüren, wie er sich seinem Ziel näherte. Bitte keine Vitrine, die mit einer Alarmanlage gesichert ist, flehte er innerlich. Am besten wäre es, wenn sie einfach irgendwo rumliegen würde.
    Aber natürlich tat ihm das Universum keinen Gefallen. Stattdessen landete er in einem kleinen Raum irgendwo im Erdgeschoss, in dem es einige Büsten zu sehen gab, die ihn herzlich wenig interessierten. Viel spannender war die Tür, die zwischen zwei Ausstellungsstücken versteckt lag. Tom ging ein Stück näher und besah sie genauer. Sie hatte keine Klinke, nur einen Knauf und ein Schloss. Ziemlich modern, so wie es aussah, aber Tom hatte ohnehin kein Werkzeug dabei.
    »Da geht es nicht weiter«, erklang eine Stimme hinter ihm. Ein

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