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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ging in den Raum und las einige Etiketten, aber es waren nur Folgen aus Buchstaben und Zahlen, die für ihn keinen Sinn ergaben. So kam er nicht weiter.
    Wieder griff er nach der Münze, doch diesmal holte er sie gleich aus der Tasche. Er schloss die Faust um sie und verließ sich auf den Lockruf, den er zu hören glaubte. Dies hier war der falsche Raum.
    Er kehrte in den Korridor zurück und öffnete vorsichtig die nächste Tür. Hohe Regale reichten dahinter bis zur Decke, gefüllt mit Papprollen und Karteikästen. Auch hier hatte er kein Glück.
    Aber zwei Türen weiter war es so weit. Tom betrat den Raum, ohne Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, so sehr drängte es ihn. Durch zwei kleine Oberlichter fielen ein paar Sonnenstrahlen und beleuchteten einen kahlen Betonfußboden. Er blieb vor einem kleinen Karteischrank stehen, der auf einem Schreibtisch ruhte, und seine Hand berührte die unterste Schublade. Mit zitternden Fingern öffnete er sie. Es lagen einige kleine Kästchen darin. Tom holte sie heraus, um sie schnell zu durchsuchen.
    Hier musste er richtig sein. Die Münze in seiner Faust fühlte sich warm an und fast so, als ob sie pulsierte. In den ersten beiden Kästchen lagen Metallteile, die vermutlich alle irgendwann einmal als Zahlungsmittel gedient hatten.
    Im dritten Kästchen prangte eine Münze auf schwarzem Stoff. Sie schien Toms eigener sehr ähnlich, war aber dunkler angelaufen und sah noch einmal deutlich älter aus.
    Einige Sekunden lang starrte Tom sie nur an, dann nahm er sie in die andere Hand.
    Wenn er ehrlich war, hatte er erwartet, nun irgendetwas Außergewöhnliches zu spüren. Doch das war absolut nicht der Fall. Hatte er gerade noch nichts sehnlicher gewünscht, als diese Münze zu besitzen, fühlte er nun nichts mehr. Außer vielleicht Erleichterung.
    Er schob die beiden Münzen in seine Hosentasche, klappte die Kästchen rasch zu und verstaute sie wieder in dem Karteischränkchen.
    Er wollte sich gerade aufrichten, als er draußen auf dem Flur etwas hörte. Toms Blick fiel auf die Tür. Sie war nur angelehnt. Mist. Ich hab den Wachmann ganz vergessen. Blitzschnell kroch er unter den Schreibtisch, da er auf dem Korridor Schritte hörte, die sich rasch näherten. Er zog sich ganz in den Schatten zurück, die Knie an die Brust gepresst. Die Tür wurde geöffnet. Von seiner Position aus konnte Tom lediglich Beine in Uniformhosen sehen. Sicherheitshalber hielt er den Atem an.
    Die Beine blieben einen Moment im Türrahmen stehen, als ob ihr Besitzer sich suchend im Raum umsehen würde. Dann wurde eine Hand ausgestreckt und die Tür geschlossen.
    Tom stieß den angehaltenen Atem aus. Als sich die Schritte wieder entfernten, zwang er sich, rückwärts von hundert bis eins zu zählen. Erst danach verließ er sein Versteck und schlich aus dem Lagerraum, zurück ins Treppenhaus und bis zur Tür zu den Ausstellungsräumen.
    Er drückte die Klinge herunter. Kein Alarm ertönte und auch keine Schreie. Niemand versuchte, ihn aufzuhalten.
    So schnell er konnte, schlüpfte er durch den Spalt hinaus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Ein älterer Herr, der vor einer Büste stand und mit zusammengekniffenen Augen versuchte, die Beschriftung zu lesen, sah kurz zu ihm herüber, runzelte die Stirn, schüttelte dann aber leicht den Kopf und widmete sich wieder der marmornen Frau.
    Den ganzen Weg über bis zum Ausgang fürchtete Tom, jeden Moment laute Stimmen zu hören oder gleich die Hand eines Wachmanns auf seiner Schulter zu spüren.
    Doch erst als er hinaustrat in den sonnigen Tag, begriff er wirklich, was er gerade getan hatte.
    Als sein Handy ihm am Montagmorgen neun Uhr anzeigte, rief Tom bei Frau Andresco-Müller im Amt an. Sie meldete sich, und Tom verstellte seine Stimme ein bisschen, in der Hoffnung, ganz normal und nicht nervös zu klingen.
    »Hallo, hier ist Tom Rabe. Entschuldigen Sie, dass ich so früh anrufe, aber ich würde Sie gern um einen Gefallen bitten. Ich weiß, Sie haben schon mal etwas für mich getan, aber vielleicht können Sie mir noch einmal helfen?«
    Er redete absichtlich einfach so drauflos. Auch wenn er sich kaum vorstellen konnte, dass der Alte beim Jugendamt anrufen würde, wenn er entdeckte, dass Tom verschwunden war – sonst würde man ja möglicherweise nach dem Grund fragen –, wollte Tom ihr keine Zeit zum Nachdenken geben.
    »Ja, sicher, Tom. Worum geht es denn?«
    »Sie haben mir ja gesagt, dass ich ein Findelkind war. Können Sie mir verraten, wo ich

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