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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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das Kopfkissen ein Stück an. Der Lärm, der von der Straße hereindrang war … falsch. Er hörte lautes Rufen in einer Sprache, die er nicht verstand. Türkisch vielleicht.
    Und er hörte ein Pferd wiehern. Ganz eindeutig, da draußen musste ein verdammter Gaul stehen. Was er nicht hörte, waren Autos. Er lauschte einen Moment lang angestrengt, hielt sogar den Atem an, um sich zu konzentrieren, aber da war nichts. Das Pferd wieherte, noch ein weiteres Vieh schrie, vielleicht ein Esel, und er hörte deutlich die fremdartigen Stimmen, die einander anbrüllten. Aber kein Hupen, kein Reifenquietschen, kein Mopedgeknatter und keine Motorengeräusche. Nichts.
    In was für eine beschissene, gottverlassene Gegend haben die mich geschleppt?, fragte er sich benommen. Oh Gott, bin ich vielleicht im Knast?
    Er hatte in letzter Zeit zusammen mit Enno ein paar Sachen abgezogen, bei denen er sich sicher war, dass er im Jugendarrest landen würde, sollte man sie dabei erwischen. Da war die Tankstelle in der letzten Woche gewesen und dann der Bolle-Markt vor ein paar Tagen.
    Bei dem Überfall auf den Supermarkt hatte Enno sogar eine echte Knarre dabeigehabt und nicht nur eine umlackierte Spielzeugpistole wie an der Tanke.
    Die Pistole hatte Alex Respekt eingeflößt; sie in der Hand zu halten war ein ganz anderes Gefühl, als mit seinem Messer herumzuspielen.
    Hatten sie gestern Nacht total zugedröhnt versucht, irgendeinen Laden zu überfallen? Aber sollte er sich dann nicht trotzdem an irgendetwas erinnern? Zumindest daran, wie die Bullen ihn festgenommen hatten?
    Es gab nur eine Möglichkeit, herauszufinden, ob er wirklich im Gefängnis war. Er musste das verdammte Kissen vom Gesicht nehmen und nachsehen.
    Langsam schob er das Kissen auf die Seite. Der Stoff fühlte sich rau unter seinen Fingern an. Panik drohte ihn zu übermannen. Das Rauschen in seinen Ohren wurde laut wie ein Tsunami, und Übelkeit stieg in ihm auf.
    Ganz ruhig, Alter, ermahnte er sich selbst. Du packst das schon.
    Als sich sein Herzschlag wieder normalisiert hatte, zwang er sich, die Augen aufzuschlagen.
    Er war nicht im Knast. Und auch nicht im Haus des Alten. Oder bei Enno. Er war an einem Ort, den er noch nie zuvor gesehen hatte, da war er sich sicher.
    Das Bett, in dem er lag, war riesig. Ein massives, hölzernes Ungetüm mit kratzigen Laken. Helles Sonnenlicht fiel schräg durch die Öffnungen eines Fensterladens und malte Muster auf den groben Holzboden. Staubkörner tanzten in den Lichtstrahlen und ließen sie so fest aussehen, als könne er einen davon abbrechen.
    Außer dem gigantischen Bett gab es kaum Möbel, bloß noch einen irgendwie antik aussehenden Stuhl und ein Gestell mit so etwas wie einer Schüssel darauf.
    Alex hatte keine Ahnung, wie spät es sein mochte. Vergeblich schaute er nach rechts und nach links, um einen Nachttisch mit einem Wecker oder einem Radio zu entdecken. Nichts.
    Trotzdem sah das Ganze nicht aus wie eine Zelle. Die schwere Holztür musste mindestens hundert Jahre alt sein. So was verwendete man doch bestimmt heute nicht mehr, um Leute einzusperren.
    Wo war eigentlich sein Handy? Seit Jahren schon legte er es jeden Abend neben sein Bett, wenn er schlafen ging. Und überhaupt: Wo waren seine Sachen? Ein Blick unter die Decke zeigte ihm, dass er jedenfalls nichts mehr am Leib trug. Aber ihm war warm, heiß sogar, obwohl es im Raum keine Heizung zu geben schien, sondern nur eine Art offenen Kamin, der zudem leer war. Aber wir haben Mai, dachte er benommen. Es sollte nicht so heiß sein. Ihm brach der Schweiß aus, und er spürte, wie die Panik zurückkehrte.
    Die Klinke an der Tür bewegte sich. Die Holztür wurde aufgeschoben, und ein Junge betrat das Zimmer. Er war drahtig und dunkelhäutig und vermutlich etwa im selben Alter wie Tom. Als Alex an den Namen dachte, durchfuhr ihn blitzartig eine Erinnerung. Er war gestern mit Tom zusammen gewesen. Sie waren zusammen im Auto gefahren. Aber der Kleine war nicht mit ihm hier.
    Der fremde Junge trug echt seltsame Klamotten. Eine weite Stoffhose und eine Art T-Shirt ohne Ärmel. Schuhe hatte er gar keine an. Er sah aus, als hätte er sich irgendwelches Zeug auf dem Flohmarkt am Linke-Ufer gekauft und wäre dann überfallen worden.
    Als sich ihre Blicke begegneten, schlug sich der Junge rasch die Hand vor den Mund. Dann verneigte er sich. »Namikas, Herr. Du bist wach.«
    Alex starrte ihn verblüfft an. »Bin ich«, brachte er kopfnickend hervor. »Wer bist du?«
    »Ich bin Ajun,

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