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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Matani. Resk hatte sich eine andere Stelle gesucht, und Tom konnte von seinem Platz aus nicht erkennen, wo der Troll auf der Lauer lag. Ich muss meinen Gegner nur lange genug beschäftigen, versuchte er sich einzureden. Aber unwillkürlich kehrten seine Gedanken zur letzten Nacht zurück. Er konnte den schwarzhaarigen Mann in seiner Rüstung wieder vor sich sehen, wenn er die Augen schloss. Was, wenn er dabei ist?
    Ein kleiner, brauner Käfer kroch den Grasstängel direkt vor Toms Nase hinauf. Das Insekt setzte einfach ein Bein vor das andere und schien sich nicht darum zu kümmern, dass der Weg bis zur Spitze noch weit war. Tom konnte die Augen nicht abwenden. Zu gern hätte er gewusst, ob es solche Käfer auch in Berlin gab, aber konnte sich nicht daran erinnern, schon einmal ein solches Exemplar gesehen zu haben. Andererseits hatte er bislang allerdings auch kaum Interesse an Käfern gehabt. Fast unwillkürlich warf er einen Blick zum Himmel. Der Rabe war immer noch dort oben und zog jetzt weite Kreise über ihnen. Ich bin hier. Tom hätte nicht zu sagen gewusst, ob er diesen Gedanken in Richtung des Raben gedacht hatte oder ob es andersherum gewesen war.
    Der Grashalm erzitterte, ehe die Hufe von Pferden in Toms Sichtfeld kamen. Der Käfer klammerte sich fest und stellte jeden Versuch ein, weiterzukrabbeln. Schlaues Kerlchen. Tom schloss die Augen und versuchte, seine Atmung zu beruhigen. Es gelang ihm nicht. Stattdessen sah er das unheimliche rote Leuchten vor sich und das wutverzerrte Gesicht des Schwarzgerüsteten.
    »Los!«, brüllte Matani, und Tom hauchte ein leises »Fuck«, bevor er aufsprang. Bis zum letzten Moment war er nicht sicher gewesen, ob er das hier können würde, aber als es so weit war, reagierte sein Körper ganz instinktiv. Er rannte die wenigen Meter auf den letzten Reiter zu und sprang ihn einfach von der Seite an. Der Krieger trug ein Kettenhemd mit metallenen Verstärkungen und einen Helm mit heruntergelassenem Visier. Tom erschien es in dem Sekundenbruchteil, in dem er einen genauen Blick darauf werfen konnte, als ob es das Gesicht des Reiters in eine grausame Fratze verwandelte.
    Tom bekam den Arm des Mannes zu fassen und ließ sich im vollen Lauf fallen. Kettenglieder glitten durch seine Hand, rissen kleine Wunden in seine Haut, und er glaubte schon, gänzlich abzurutschen. Aber dann erwischte er doch noch das Ende des Ärmels und krallte sich daran fest. Der Gerüstete schrie auf, als er aus dem Gleichgewicht geriet, und sie stürzten gemeinsam zu Boden, während das Pferd aufgeregt schnaubte.
    Tom rollte sich ab und drehte sich um. Er fürchtete, ein Schwert auf sich zurasen zu sehen, aber der Krieger war mit einem Fuß im Steigbügel hängen geblieben und wurde nun von seinem Pferd mitgeschleift, während er brüllend versuchte, sich zu befreien.
    Hastig sah Tom sich um. Matani war es gelungen, ihren Gegner vom Pferd zu werfen, und eben schlug sie ihm mit dem Ellbogen gegen die ungeschützte Kehle. Resk duckte sich gerade unter einem Schwerthieb hinweg – seinen Feind hatte der Troll offenbar nicht aus dem Sattel werfen können, bevor dieser seine Waffe zog –, und der Reiter nutzte Resks Ausweichen, um mit seinem Pferd einige Meter zwischen sich und den Hügeltroll zu bringen.
    Toms Gegner schaffte es doch noch, seinen Fuß aus dem Steigbügel zu ziehen, und er fiel zu Boden wie ein Sack Kartoffeln. Sein Pferd stob davon. Tom rannte zu ihm, bereit, sich auf ihn zu werfen, aber der Mann hatte ein Kurzschwert gezogen und rappelte sich bereits auf. Verdammt!
    Sofort wich Tom zurück, doch der Krieger setzte ihm nach. Seine Klinge beschrieb glänzende Bögen, durchtrennte Gräser und trieb Tom vor sich her. Hilfe suchend sah Tom sich um, aber Matani war noch mit ihrem Feind beschäftigt, und Resk musste sich der Reiterangriffe erwehren; von beiden war keine Unterstützung zu erwarten. Was hat Alex zu Messerstechereien gesagt? Tom versuchte fieberhaft, sich zu erinnern. Du musst den Arm erwischen.
    Wie gebannt starrte er auf die Klinge seines Feindes. Sie war nicht lang, kaum länger als sein Unterarm. Viel kleiner als die Schwerter aus den Filmen und Spielen, die er kannte. Aber in diesem Augenblick wirkte sie weitaus tödlicher. Denn dies hier war echter Stahl, scharf geschliffen.
    All die Helden, die Tom kannte, warfen sich immer ohne zu zögern in die Schlacht, kämpften mit funkelnden Schwertern gegen das Böse. Doch er stand hier in Jeans und Sneakern mitten im Nirgendwo einem

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