Smart Magic
hineinsehen. »Leider ist es so«, begann er stockend, »dass ich mich kaum daran erinnern kann, wie ich hierhergekommen bin.«
Der Sar’thosa zuckte mit den Schultern. »Das ist wohl normal. Um den Übergang zu bewerkstelligen, braucht man mächtige Magie, und darauf reagiert jeder anders. Du hast vielleicht dein Gedächtnis verloren, aber ich vermute, dass die Erinnerungen zurückkehren werden. Falls sie es nicht tun, ist es nicht wichtig. Dein altes Leben zählt hier nichts mehr.«
Alex’ Gedanken rasten. Mächtige Magie? Mein altes Leben?
Doch bevor er den Mund aufmachen konnte, um zu widersprechen, hob der Sar’thosa gebieterisch die Hand. »Ich habe dich hierhergerufen, weil du über Macht verfügst. Eine Macht, die ich brauche, um einen Krieg zu gewinnen.«
»Macht … über die ich verfüge?«, fragte Alex schwach.
»Ich weiß nicht genug über deine Seite der geteilten Welt, um erahnen zu können, was man dir dort bereits beigebracht hat, aber das werden wir schnell herausfinden. Noch magst du unausgebildet sein, doch wir werden gleich morgen mit dem Training beginnen. Jarkas wird dein Lehrer sein. Und ich werde deine Fortschritte genau beobachten.«
Obwohl ihm das ganze Gespräch von Minute zu Minute absurder erschien, nickte Alex. Der Typ sah einfach nicht aus wie einer, mit dem man diskutieren sollte.
Lächeln, nicken, »Du kannst mich mal« denken. Dieses Spiel habe ich jahrelang gespielt, sagte er sich selbst. Das kann ich auch weitermachen.
»Wo ist dein Begleiter?«, fragte sein Gegenüber unvermittelt.
»Mein was?«
»Dein Seelentier.« Bei diesen Worten steckte der Sar’thosa die Hand unter den Tisch. Erst jetzt bemerkte Alex, dass zu Füßen des Mannes eine gewaltige schwarze Raubkatze lag. Ein Panther. Er hatte so still dagelegen, dass Alex ihn zuvor gar nicht bemerkt hatte. Jetzt hob er den Kopf, und Alex konnte seine schmalen, bernsteinfarbenen Augen erkennen. Der Panther rieb seinen gewaltigen Kopf an der Hand seines Herrn, die ihn kraulte, dann stieß er ein tiefes Knurren aus.
Alex’ Herzschlag setzte für einen Moment aus, und er musste mit aller Gewalt den Wunsch unterdrücken, aufzuspringen. Verdammt, noch abgedrehter geht’s ja wohl gar nicht.
Mit möglichst ausdrucksloser Miene schüttelte Alex den Kopf. »Ich erinnere mich an … kein Seelentier.«
»Nun, diese Erinnerung wird wiederkommen«, versicherte ihm der Sar’thosa. Er stand unvermittelt auf, so als habe er ein Geräusch gehört, das Alex jedoch entgangen war. »Geh jetzt.«
Alex erhob sich und wollte schon zur Tür gehen, als ihm plötzlich noch etwas einfiel. »Was ist mit Ajun?«
»Wenn du ihn haben willst, gehört er dir«, sagte der Sar’thosa mit einem Achselzucken. »Er ist nur ein Sklave. Wenn du mehr Diener brauchst, lass es Jarkas wissen.«
Alex war froh, als die mächtige Tür wieder hinter ihm ins Schloss fiel. Wenn er es genau nahm, wirkte dieser Typ mit seinem zentnerschweren Panther noch um etliches unangenehmer als der Alte. Möchte ja nicht wissen, was passiert, wenn der ausrastet.
Da weit und breit gerade niemand zu sehen war, überlegte Alex, ob er wirklich direkt zu dem Zimmer zurückkehren sollte, in dem er aufgewacht war. Dann entschied er sich dagegen. Niemand hatte ihm verboten, sich hier ein bisschen umzuschauen, oder? Und jede zusätzliche Orientierung war besser als keine.
Er wanderte den Flur hinunter, bis er zu einer breiten Steintreppe gelangte, die ihn ein Stockwerk tiefer führte. Auf dem Flur, in den sie mündete, waren, anders als im oberen Stockwerk, jede Menge Leute unterwegs. Frauen und Männer balancierten Körbe oder Flaschen auf dem Kopf, andere hasteten mit Pergamentrollen oder irgendwelchen Gerätschaften in der Hand durch den Gang. Die meisten waren zu beschäftigt, um sich um ihn zu kümmern, aber einige starrten ihn auch ganz ungeniert an. Wenn sie seinen Blick bemerkten, verbeugten sie sich rasch. Manche murmelten auch etwas zur Begrüßung.
Alex hatte keine Ahnung, was er erwidern sollte. »Hi« kam schon mal nicht infrage, aber er konnte sich auch nicht an das Wort erinnern, das Ajun ihm gegenüber benutzt hatte.
In Alex’ Kopf kreisten noch immer die Worte des Sar’thosa. Man braucht mächtige Magie. Magie. Natürlich kannte er Magie. Jedes zweite Computerspiel, das er je gespielt hatte, arbeitete mit Magie. Spruch auswählen, klicken, zack: Feuerball. Ob der Mann wirklich so etwas gemeint haben konnte? Galten hier andere Naturgesetze?
Erst als er um
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