Smart Magic
Befehl sofort Folge. Alex sah ihn neugierig an. Er müsste doch verdammt sauer auf mich sein. Aber da war nichts in Ajuns Augen, keine Wut, kein Hass und auch keine Fragen.
»Wie kommt das? Ich meine, wieso bist du …«
»Ein Sklave, Herr? Meine Familie gehört zu den Kianad. Die Magatai haben sie schon vor langer Zeit unterworfen. Nun müssen wir ihnen dienen.«
»Aber ich bin kein Magatai, wer immer die so genau sind. Mir müsstest du also nicht dienen.«
Der Junge legte den Kopf schief und sah ihn an, als wollte er abschätzen, ob Alex ihn gerade auf die Probe stellte. »Natürlich bist du ein Magatai, Herr.«
Es erschien Alex sinnlos, noch mal zu widersprechen.
»Es gab hier also so eine Art Krieg, ja?«, fragte er stattdessen.
Ajun nickte. »Es herrscht immer noch Krieg. Viele Völker wehren sich gegen die Armee des Sar’thosa, aber sie werden alle nach und nach besiegt.«
»Wenn sie sowieso alle besiegt werden, warum bin ich dann angeblich so wichtig für ihn?«
»Du bist von der anderen Seite gekommen, Herr, aber du wurdest hier geboren.«
Ich soll hier geboren worden sein? Das stimmt doch vorne und hinten nicht. Alex kannte seine Geburtsurkunde. Er war im Elisabeth-Krankenhaus in Berlin-Schöneberg auf die Welt gekommen.
»Das kann nicht sein, Ajun«, erklärte er leise. »Ich bin nicht von … hier.«
»Doch«, widersprach ihm Ajun. »Du hast die Grenze der geteilten Welt überwunden. Das könntest du sonst nicht. Magatai wie du sind sehr selten, Herr, weil sie große Macht haben. Das sagen alle. Deshalb sind sie für den Sar’thosa wichtig. Das ist der Lauf der geteilten Welt.«
Alex pfiff durch die Zähne. Ob es an dem Wein lag oder an der Wärme oder an dem ganzen verdammten Tag – im Moment wusste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
Sagen wir einfach, das hier ist wirklich eine fremde Welt. Wie Azeroth oder so. Durch irgendeinen Zufall bin ich hierhergeraten. Und die Leute hier halten mich für jemand anders, als ich bin.
Aber das bedeutet auch, dass es irgendeine Verbindung zu meiner eigenen Welt geben muss, oder?
» Ajun, wenn ich über eine Grenze hergekommen bin, dann muss die ja irgendwo sein. Kann ich wieder zurückgehen?«
Der Diener sah ihn aus seinen dunklen Augen an. Alex hätte nicht sagen können, ob der Junge sich über ihn amüsierte oder ob er ihm leidtat.
»Nein, Herr«, sagte er schließlich. »Du kannst nicht mehr zurück.«
Von Raben und Menschen
Von Raben und Menschen
Tom legte den Kopf schief und sah den Raben an. »Mir platzt echt langsam der Schädel«, murmelte er. »Eine geteilte Welt. Und ich bin seit einer Ewigkeit der Letzte, der hier herübergekommen ist. Das ist ganz schön heavy, weißt du?«
Der Rabe, der auf einem flachen Gatter saß, das Matanis Stamm dazu benutzte, die Pferdeweiden abzugrenzen, stieß ein Keckern aus.
Stimmt, sagte er spöttisch. Soo besonders bist du ja gar nicht, oder?
Noch bevor Tom dem Raben die Meinung sagen konnte, flog der schwarze Vogel bereits davon und ließ ihn allein zurück.
Tom lief jetzt schon eine ganze Weile ruhelos über die Weiden und durch das Zeltdorf und versuchte darüber nachzudenken, was Atin, Matani und ihr Vater ihm erklärt hatten. Zuerst hatten ihn fast alle von Matanis Leuten ziemlich seltsam angesehen, aber mittlerweile schienen sie sich an seinen Anblick gewöhnt zu haben und gingen einfach weiter ihren Beschäftigungen nach, wenn Tom an ihnen vorüberlief.
Als er ungefähr seine zwanzigste Runde durch das Dorf drehte, erkannte Tom plötzlich Atin, der auf einem Stapel Zeltplanen saß und sein Gesicht in die warme Nachmittagssonne hielt. Ob er sich gerade erst dort hingesetzt hatte oder ob er ihn vorher einfach nicht bemerkt hatte, hätte Tom nicht zu sagen gewusst. Wenn es hier überhaupt jemanden gibt, der mehr darüber weiß, wer ich bin und was das alles zu bedeuten hat, dann ist das Atin, dachte Tom. Er näherte sich dem alten Mann und sah ihn fragend an. Matani und ihr Vater haben ihn mit großem Respekt behandelt. Ob ich ihn einfach so ansprechen kann?
Atin sah ihn an und nickte: »Ja.«
»Ja?« Tom war völlig perplex. Konnte der alte Mann seine Gedanken lesen?
»Falls du dich fragst, ob ich bereit bin, weiter mit dir über die geteilte Welt zu reden, lautet die Antwort ›Ja‹«, erklärte Atin.
»Wussten Sie das wegen Ihrer Magie?« Die Frage war ausgesprochen, noch bevor Tom sie sich richtig überlegt hatte.
Der Alte lachte. »Nein, dafür brauche ich keine Magie. Nur
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