Smokeheads: Vier Freunde. Jede Menge Whisky. Ein höllisches Wochenende. Roman (German Edition)
kannte.
Roddy betrachtete sie noch einen Augenblick interessiert und marschierte dann mit den anderen im Gefolge hinein.
Im Gastraum drehten sich vier Einheimische um und glotzten. Ein älteres Pärchen mit eingefallenen Gesichtern und rotgeäderten Nasen wandte sich wieder ihrem trüben Bier zu, und zwei jüngere Typen mit Meatloaf- und Iron-Maiden-Sweatshirts tauschten wieder Belanglosigkeiten über chromblitzende Kawasakis aus. Adam schaute auf seine Armbanduhr und widerstand dem Bedürfnis, den Knopf zu drücken.
»Schnappt euch schon mal einen Stuhl, Amigos«, sagte Roddy. »Ich hol die Drinks.«
Sie setzten sich auf eine abgewetzte Holzbank mit glänzender grauer Kunstlederpolsterung.
»Und was haben wir heute so vor?«, wollte Luke wissen.
Adam grinste und rieb sich die Hände.
»Heute Nachmittag besuchen wir ein paar Brennereien«, sagte er. »Laphroaig, Ardbeg und Lagavulin liegen alle nicht weit von hier an der Küste. Ich dachte, wir könnten uns vielleicht zwei davon ansehen.«
Ethan nickte begeistert. »Habt ihr gesehen, dass der Uigeadail von Ardbeg in der neuen Whisky Bible von Jim Murray der World Whisky of the Year ist?«
Adam schnaubte: »Der alte Schreiberling Murray. In dem Buch hat er Ardbeg sage und schreibe acht Seiten eingeräumt. Versteht mich nicht falsch: Der Uigeadail ist ein sehr guter Malt, aber der einfache, zehnjährige ist besser, und das Gleiche gilt für den Corryvreckan, den sie im Programm haben.«
»Hast du den Lord of the Isles schon mal probiert?«, fragte Ethan.
Adam nickte. »Deutlich fruchtiger als die anderen. Kirschen und Tangerinen. Allerdings blödsinnig überteuert. Der kostet schon im Destillerieshop zweihundert Pfund.«
»Dieser Ardbeg in der Society, der war der Hammer, Mann«, bemerkte Luke gedehnt.
Lukes gutes Gedächtnis erstaunte Adam immer wieder, besonders, wenn man berücksichtigte, wie viel er kiffte. In Edinburgh waren alle vier Mitglieder der Scotch Malt Whisky Society . Alle paar Monate zogen sie zusammen um die Häuser, meistens hingen sie im alten The Vaults Bondhouse in Leith ab, hin und wieder auch in dem überteuerten Yuppie-Szene-Schuppen an der Queen Street. Vor ein paar Monaten hatten sie einen jungen Ardbeg First Fill Sherry Butt probiert, erst neun Jahre alt, aber komplex und anspruchsvoll.
Ihre Ausflüge zur Society waren eigentlich die einzigen Gelegenheiten, bei denen sie sich trafen, zwanzig Jahre, nachdem sie an der Uni von Edinburgh Mathe studiert hatten und Kommilitonen gewesen waren: vier Außenseiter, die weder mit den freakigen Cliquen noch mit den spießigen Strebern etwas am Hut gehabt hatten. Über die Jahre hatten sie sich zwar auseinandergelebt, aber die gemeinsame Liebe zum Whisky war es, die ihre Verbindung nie ganz hatte abreißen lassen; das und ein gemeinsamer Widerwillen, sich von den Hoffnungen und Erwartungen ihrer Teenagerjahre zu verabschieden.
Adam sah sich in der Bar um: Die niedrigen Decken und die kleinen Fenster vermittelten ihm das Gefühl, in einem Schiffsbauch zu sitzen; die holzgetäfelten Wände, die verschrammten Stühle, der maritime Kitsch und die billigen Fliesen kamen alle original aus den siebziger Jahren. Aus den Toiletten drang ein beißender Gestank. Adam hatte bei früheren Besuchen auf der Insel schon mehrmals auf einen Schlummertrunk hier hereingeschaut. Er hielt sich nicht gerne allein an einem Bier fest und schon gar nicht, während sich die übrigen Gäste allesamt die Kante gaben. Aus welchem Grund sollte er sich das antun, wenn doch im Zimmer seiner Pension eine Flasche mit gutem Malt auf ihn wartete?
In den letzten zehn Jahren war er sechs Mal hier gewesen, immer allein, quasi immer auf Geschäftsurlaub. Während dieser zehn Jahre hatte er ohne Unterbrechung für Edinburgh Whiskies gearbeitet und fast ebenso lange davon gesprochen, endlich zu kündigen. Der Whiskystore lag am oberen Ende der Royal Mile inmitten der Läden, die massenweise Schottenkaroplunder an Touristen verscherbelten. Das war auch der Grund dafür, dass er seinen Hauptumsatz mit Bell’s Miniaturfläschchen, Whiskytoffees und Seifen mit Malzduft machte, die er an Touristen verkaufte, denen jeder Sachverstand fehlte. Er hatte zwar ein paar der weltbesten Malts am Lager, doch hohlköpfige Touristen dafür zu interessieren, war ein meist erfolgloser Knochenjob. Adam genoss viele Vergünstigungen: kostenlose Tastings, Angestelltenrabatt und gelegentliche Vergnügungsreisen zu Branchenevents. Aber das konnte den
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