SMS aus dem Grab
Freund meiner Mutter. Bis er plötzlich verschwand.«
Justus sah das Mädchen zweifelnd an. Ihm kam das alles sehr seltsam vor. Rubbish George war nicht wie verabredet in seiner Hütte. Stattdessen tauchte das Mädchen auf. Peter bekam eins über die Rübe. Plötzlich war dieses Fußballheft da und nun war Layla hier auf dem Schrottplatz und blätterte darin herum. Tischte sie ihnen irgendeine faustdicke Lüge auf? Seit der Begegnung mit Brittany, einem Mädchen, das ihn in einen dunklen Fall gezogen hatte, war er vorsichtig geworden. »Wir werden Georges Aufenthalt in Ägypten überprüfen«, sagte er kühl. »Wieso bist du in Kalifornien? Und vor allem: Was willst du von uns?«
»Ist das ein Verhör? Tut mir Leid, wenn ich euren Kuchen esse. Tut mir Leid, wenn ich auf deinem Stuhl sitze! Sorry, dass ich deine wertvolle Zeit stehle.« Die Sätze klangen merkwürdig neutral über das Sprechgerät, auch wenn sie die Betonung von Fragen hervorheben konnte. Sie ließ ihr Talky in einer Seitentasche verschwinden, schnappte sich das Fußballheft und sprang auf.
»Halt!«
Mit einer geschickten Drehung hatte sie sich an dem sichtlich überraschten Justus vorbeigedrückt und sprang bereits die Treppenstufen hinunter.
»Halt! Layla! Gib sofort das Heft her!« Als Justus ihr nachsetzen wollte, prallte er mit Peter zusammen.
»Platz da, Dicker! Ich bin schneller!«
Peter drängte sich vorbei, nahm drei Stufen auf einmal, spurtete über den Hof und passierte das große Tor. Er schaute die Straße rauf und runter. Wo war Layla? Das war doch kaum möglich! Da sah er sie. Layla rannte winkend neben einem Bus entlang, der gerade losrollte. Der Fahrer bremste noch einmal, öffnete die Türen und ließ sie einsteigen. Die Türen waren noch nicht zu, da gab er bereits wieder Gas.
Peter drehte sich um und flitzte zurück in den Hof. Justus und Bob stolperten ihm entgegen, doch Peter lief geradewegs zwischen ihnen durch, warf sich auf sein Fahrrad und trat in die Pedale. Layla würde er sich schon noch schnappen!
Als er die Straße wieder erreicht hatte, war von dem Bus nichts mehr zu sehen. Doch Peter kannte dessen Route. Er überholte einen langsam dahinrollenden Chevrolet und schaltete den Gang weiter hoch. Nach wenigen Minuten hatte er sein Ziel wieder im Visier. Hoffentlich war Layla noch nicht ausgestiegen. Wenn nicht, konnte er sich jetzt entspannen. Die Linie führte durch die Innenstadt und die Haltestellen lagen nah beieinander. Peter fuhr dicht auf. Als der Bus das nächste Mal stoppte, radelte er links an ihm vorbei. Da saß sie, auf der vorletzten Bank. Zufrieden nahm Peter das Tempo zurück und ließ sich wieder überholen. Der Bus verließ das Stadtzentrum und rollte in ein Wohnviertel. Plötzlich wusste Peter, wo Layla hinwollte. Tatsächlich stieg sie an der nächsten Haltestelle aus. Ohne sich umzusehen hastete sie die Straße entlang und verschwand in einem Hinterhof. Peter folgte ihr durch die Einfahrt. Er trat noch einmal in die Pedale und ließ dann das Fahrrad vor Rubbish Georges Behausung ausrollen. Wenige Sekunden später trat er ein. »Hallo, Layla!«
Sie saß auf dem Bett und hatte gerade das Heft aufgeblättert.
Als sie Peter bemerkte, legte sie es schnell zur Seite. Ihr Mund bewegte sich und sie nahm ihr Talky. Sie tippte ohne hinzusehen. »Du bist dem Bus gefolgt?«
Peter nickte.
»Dein Freund mag mich nicht!«
»Justus ist nicht immer einfach. Aber zusammen mit Bob ist er der beste Freund, den ich mir vorstellen kann!«
Layla lächelte. »Du bist mir lieber, Peter!«
Peter setzte sich neben sie. »Erzähle mir mehr über Rubbish George.«
Sie tippte eine Weile. »Es ist fast fünf Jahre her. Er hat in einer Bank gearbeitet und dort meine Mutter kennen gelernt. Sie ist Engländerin und lebte allein mit mir in Kairo. Mein Vater war Ägypter und ist früh in einem der Kriege umgekommen. Meine Mutter und George waren einige Zeit zusammen. Dann passierte etwas. Meine Mutter hat es mir nie genau erklärt. Irgendeine krumme Sache, in die George verwickelt war. Jedenfalls hat er die Bank um 100000 Dollar erleichtert. Plötzlich war das Geld weg, und George hatte ein Problem. Man hat sein ganzes Hab und Gut gepfändet. Danach ist er aus Ägypten abgehauen.«
»Und jetzt suchst du ihn?«
»Ich habe immer wieder versucht herauszubekommen, wo er sich aufhält. Meine Mutter wollte das nicht. Sie lebt jetzt mit jemand anderem zusammen und hat mit George längst abgeschlossen. Aber nun habe ich mich zu
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