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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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immer tief
     in ihrem Körper spürbar ist.
    Auch wenn der Geruch, die Stimme, die Wärme – wenn alles so sehr fehlt, sind es nämlich die Hände, die für Clara den übergroßen
     Verlust am deutlichsten symbolisieren. Sie sind einfach nicht mehr greifbar, sie sind nicht mehr zärtlich, sie geben keinen
     Halt mehr, und sie handeln auch |101| nicht mehr, obwohl sie sogar leblos noch von ähnlicher Sanftheit und Vertrautheit waren.
    Clara hatte Ben so oft dabei beobachtet, wie er mit seinen schönen, kräftigen, aber dennoch irgendwie zarten Fingern Gitarre
     spielte. Manchmal saß er stundenlang auf dem Fußboden im Wohnzimmer und spielte vor sich hin. Lieblingslieder aus dem Gedächtnis,
     schwierigere Stücke mit Hilfe von Noten und vor allem kleine Versatzstücke, die er durch stetes Variieren und Wiederholen
     schließlich immer zu einem eigenen, wundervollen Song umkomponierte.
    Clara muss lächeln, wenn sie jetzt daran denkt. Für das kommende Wochenende nimmt sie sich vor, sämtliche seiner CDs durchzuhören,
     zu sortieren und ein paar davon vielleicht an Knut und die Jungs weiterzugeben.
    Sie findet, es ist wieder an der Zeit, Ben ein wenig von ihrem schweren, aber doch auch schönen Tag zu berichten. Clara schaltet
     ihr Handy ein, das sie heute noch gar nicht gebraucht hat, und beginnt mit einem traurigen Lächeln zu tippen.

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    Sven 
    Es gibt kaum etwas, was Sven mehr verachtet als stickige Hotelzimmer. Deswegen ist er auch wenig begeistert, dass sein alter
     Studienkumpel Phillip aus Berlin ausgerechnet diese Woche verreist ist. Denn andernfalls wäre er trotz seines frühen Termins
     morgen sicher noch mit ihm um die Häuser in Friedrichshain gezogen und nicht hier in so einem piefigen Möchtegern-Sterneschuppen
     unweit des Ku’damms gelandet. Eigentlich müsste Sven sich noch |102| auf die beiden Interviews vorbereiten, die ihm sicher auch in der Nachbereitung die Woche vermiesen werden. Aber schon auf
     der Zugfahrt war es ihm unmöglich, sich konzentriert einer Sache zu widmen. Und auch jetzt ist er mit seinen Gedanken ständig
     woanders.
    Er ist ziemlich genervt und weiß nicht einmal genau, ob es an diesem kleinen Zimmer und dem viel zu fetten Abendessen liegt
     oder daran, dass es regnet und er sich nicht aufraffen kann, noch ein bisschen Berliner Luft zu schnuppern.
    Überhaupt ist seine Laune nicht die beste, weil er registriert, dass ihn die ausbleibenden Nachrichten von Lilime irgendwie
     nervös machen. Während der Zugfahrt war er schon kurz davor, einfach mal höflich nachzufragen, warum sie seit Tagen schon
     nichts mehr von sich hören ließe. Aber ihm fiel nichts Sinnvolles ein, womit er Lilime nicht sofort verschreckt hätte.
    Er fragt sich, was wohl inzwischen passiert sein mag. Vielleicht hat sie ihren Irrtum endlich entdeckt und weiß nun, dass
     die SMS gar nicht beim richtigen Adressaten angekommen sind. Vielleicht ist ihr Lover auch von seiner Reise zurückgekehrt,
     sodass es gar keinen Grund mehr gibt, ihn länger anzuschmachten. Vielleicht ist ihr auch was zugestoßen. Vielleicht hat sie
     sich entliebt. Vielleicht   …
    Vielleicht kann ihm dies alles auch absolut egal sein!
    Sven setzt sich aufs harte Bett, greift nach der Fernbedienung, um den Fernseher einzuschalten, und nimmt sich gleichzeitig
     seine Notizen und Recherchepapiere vor. Er ärgert sich ein wenig, dass er kein gutes Buch mitgenommen hat. Aber er wusste,
     dass er dann nicht mehr seinem eigentlichen Job nachgehen würde.
    |103| Nach zehn Minuten, in denen er vergeblich versucht, den Unterlagen seine volle Aufmerksamkeit zu widmen, schaltet er den Ton
     am Fernseher aus. Die Zeit verstreicht weiter, und Svens Unbehagen wächst.
    Er greift zu seinem i-Phone und klickt sich durch sein Adressbuch. Vielleicht sollte er sich mal wieder bei David melden,
     um ihn zu fragen, wie es mit seiner neuen Flamme läuft. Aber eigentlich interessiert es ihn überhaupt nicht. Und genau das
     mag er an sich selbst inzwischen am allerwenigsten: Egal, ob es um seinen Kumpel geht oder um Hilke – es fällt ihm schwer,
     sich für das Glück anderer Leute zu freuen. Früher ist er viel gelassener mit Neid umgegangen. Wenn einem anderen etwas wirklich
     Tolles widerfahren ist, war er natürlich auch ein wenig neidisch, aber ganz ohne Missgunst. Heute jedoch, wenn er David nach
     seiner neuen Liebe fragt, hofft er insgeheim, sie habe sich in Luft aufgelöst.
    Solche Gedanken sind doch krank, ermahnt er sich. Und

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