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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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einfach unmöglich, das Schicksal für einen kurzen Moment bewusst zu
     verdrängen. Wahrscheinlich wird sie dieses neue «Lebensgefühl» bis zum Ende begleiten. Etwa wie das schrille Piepen eines
     Tinnitus, das nur in Ausnahmen übertönt wird und allenfalls während des Schlafs vermeintlich zur Ruhe kommt.
    Es muss einfach noch einen anderen Weg im Leben geben, denkt Clara. Und wenn Ben ihn schon nicht gefunden hat, muss ich eben
     alles dafür tun, dass sein Tod nicht noch sinnloser erscheint.
    Als sie klein war, hat sie sich an schlechten Tagen immer etwas Schönes ausgemalt. Sie kroch dann in ihre selbstgebaute Höhle
     unter der Dachschräge ihres Zimmers und träumte so lange von einem noch größeren Zimmer, einem Haustier, einem Rennrad oder
     einem Prinzessinnenkleid, bis die Tränen versiegten und sie Lust hatte, all ihre inneren Traumbilder mit Wachsmalstiften zu
     Papier zu bringen.
    Genauso wird sie es an diesem Wochenende machen. Sie wird ihr siebtes Bild fertigstellen, dabei sämtliche Musikstücke von
     Ben hören, sich nebenbei mit viel Sonnenschein und frischer Luft verwöhnen und ein bisschen recherchieren, ob es Wege gibt,
     wie sie ihre Malerei etwas professioneller angehen könnte.

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    |110| Sven
    «Wie romantisch!», ruft Hilke und blickt versonnen aus dem Fenster. Dann setzt sie noch einen ziemlich lauten Seufzer hinterher.
    «Was ist denn daran romantisch? Eine junge Frau, die ihre große Liebe verliert?», fragt Sven empört. Nachdem das Treffen mit
     David zwar sehr nett, aber in Sachen Lilime eben nicht besonders ergebnisreich verlaufen ist, hat Sven an diesem Freitag all
     seinen Mut zusammengenommen und Hilke um ihre Meinung gebeten.
    «Das ist ja mal wieder typisch, dass ich dir das erst erklären muss. Du hast einfach keine Ahnung. Das ist Romantik pur. Das
     wahre Leben!»
    «Ich weiß nicht, was der Tod jetzt so direkt mit dem Leben zu tun haben soll», entgegnet Sven in einem Ton, von dem er hofft,
     die leidige Diskussion über die Neuigkeiten aus Lilimes Parallelwelt nun zu Ende zu bringen.
    Doch offensichtlich fühlt sich Hilke dadurch nur noch mehr animiert, ihre klugen Weisheiten über das Leben und die Liebe loszuwerden.
     Sie lehnt sich zurück und holt tief Luft: «Svenni!»
    «Was denn, Hilki?!»
    «Blödmann! Also, Lilime ist so was von ultraromantisch. Überleg doch mal! Wie groß muss die Sehnsucht und der Schmerz sein,
     wenn sie sich nicht anders zu helfen weiß, als ihrer verlorenen Liebe Nachrichten ins Jenseits zu schicken?»
    «Durchgeknallt und kitschig, wenn du mich fragst.»
    «Nein, dich frage ich nicht! Denn du hast keinen Sinn für das Wesentliche. Und du hast Lilime auch gar nicht verdient!»
    |111| Sven fällt beinahe der Kaffeebecher aus der Hand. Er sieht Hilke fassungslos an. «Ich hab was nicht? Jetzt drehst du vollkommen
     durch!»
    «Merkst du denn nicht, dass dir das Schicksal eine Traumfrau auf dem Silbertablett serviert?!»
    «Eine Traumfrau, deren Herz ihr Leben lang an einem Verstorbenen hängen wird.»
    «Woher willst du das denn wissen? Meine Cousine ist auch wieder glücklich verheiratet, obwohl ihr erster Mann bei einem Unfall
     ums Leben kam. Solche Menschen gehen aber viel behutsamer mit ihrem neuen Glück um, weil sie wissen, wie kostbar es ist.»
    «Oh, oh. So große Worte an einem späten Vormittag   …»
    «Oh, oh. So viel Kleingeist in einem männlichen Hirn   …»
    Sven will etwas erwidern, weiß jedoch nicht, was. Also versucht er sich wieder auf die Ausarbeitung seiner Interviews zu konzentrieren.
     Und auch Hilke schaut mit strengem Blick auf ihren Bildschirm und hämmert wie wild auf die Tastatur ein.
    Obwohl er das Wichtigste von den MP 3-Dateien bereits transkribiert und in seinen Text als Zitate hat einfließen lassen, stöpselt Sven sich seine Kopfhörer erneut ins
     Ohr, um deutlich zu signalisieren, seine Kollegin möge ihn endlich mit ihrem Gelaber verschonen.
    Aber Hilke lässt nicht locker und meldet sich nun per E-Mail zu Wort. Sven versucht ein genervtes Stöhnen zu unterdrücken, als er das kleine Outlook-Fenster aufpoppen sieht.
     
    |112| Von: Hilke Schneider
    Betreff: Deal
    Lieber Svenni! ☺ Ok. Ich habe verstanden und schlage dir einen Deal vor: Ich mische mich ab sofort nie wieder in deine Herzensangelegenheiten
     ein, aber nur, wenn du zeigst, dass du überhaupt ein Herz hast!
    LG, H.
     
    Sven kann nicht anders. Sofort geht er auf Antworten:
     
    Von: Sven Lehmann
    Meine liebe Hilki! Perfekt

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