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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Hebräisch noch Jiddisch sprach, begann er, mir den Begriff der
mitzvah
zu erklären,was »gute Tat« bedeutet. Offenbar war ich dabei, eine sehr wichtige
mitzvah
zu tun. »Das hoffe ich doch, Mister«, sagte ich in meinem knospenden, aber noch unvollkommenen Englisch. »Weil Schmerz von Schwanzschneiden muss sein unerträglich.«
    »Ist gar nicht so schlimm«, sagte mein neuer Freund. »Und du bist so groß, das merkst du gar nicht!« Als er mein noch immer furchtsames Gesicht sah, sagte er: »Während der Operation stellen sie dich sowieso ruhig.«
    »Stellen?«, sagte ich. »Stellen
wohin
? Oh nein, Mister. Ich muss sofort zurück in mein Hotel.«
    »Komm, komm, komm«, sagte der Chassid und rückte sich mit einem müden Zeigefinger die Brille zurecht. »Ich hab da was, das wird dir bestimmt gefallen.«
    Mit gesenktem Kopf folgte ich ihm ins Herz des Hauses. Im Vergleich mit der Freudlosigkeit der typischen sowjetischen Einraumwohnung mit ihrem monströsen Kühlschrank, der in seiner Ecke vibriert wie eine Interkontinentalrakete auf der Abschussrampe, schien mir das Heim der Chassidim ein wahres Feuerwerk aus Licht und Farben, besonders die gerahmten Plastikbilder des goldenen Felsendoms von Jerusalem und die zerdrückten blauen, mit gurrenden Tauben bestickten Kissen. (Später, auf dem Zufallscollege, lehrte man mich, auf solche Dinge herabzusehen.) Überall standen hebräische Bücher mit herrlichen goldenen Rücken, die ich irrtümlicherweise für Übersetzungen von Tschechow und Mandelstam hielt. Der Geruch von geröstetem Buchweizen und gebrauchter Unterwäsche erwies sich als einladend und heimelig. Als wir weiter ins Innere des Hauses vordrangen, liefen kleine Jungen zwischen den Baumstämmen meiner Beine umher, und aus einem Badezimmer trat eine großbusige junge Frau, den Kopf in ein Tuch gewickelt. Ich wollte ihr die nasse Hand schütteln, aber sie lief schreiend weg. Das war alles sehr interessant, und beinahe vergaß ich den schmerzhaften Anlass meines Besuchs.
    Und dann hörte ich ein tiefes kehliges Brummen, als würden hundert Greise auf einmal dumpf vor sich hin brüten. Langsam löste das Brummen sich in einen Chor aus Männerstimmen auf, die etwas sangen wie: »
A hummus tov, a tsimmus tov, a mazel-tov, a tsimmus tov,a hummus tov, a mazel-tov, a hummus tov, a tsimmus tov
, hey, hey,
Yisroel
.« Einige Worte erkannte ich wieder:
mazel-tov
ist eine Art Gratulation,
tsimmus
ein Gericht aus gestampften und gezuckerten Karotten, und
Yisroel
ist ein kleines Land am Mittelmeer mit vorwiegend jüdischer Bevölkerung. Ich hatte aber nicht die leiseste Ahnung, was diese Wörter hier miteinander machten. (Später fand ich sogar heraus, dass sie gar nicht zum Text gehörten.)
    Durch einen niedrigen Türrahmen duckten wir uns in den hinteren Anbau des Hauses, in dem lauter junge Männer unter steifen Hüten Plastikbecher schwenkten und sich an Schwarzbrotschnittchen und Senfgurken festhielten. Sofort drückte man mir auch einen Becher in die Hand, schlug mir auf die Schultern, rief
mazel-tov!
und wies mir den Weg zu einer alten Badewanne, die auf zwei Paaren geschwungener Füße in der Mitte des Raumes ruhte. »Was ist das?«, fragte ich meinen Freund mit der dicken Brille.
    »
A tsimmus tov, a mazel-tov
…«, sang er und stieß mich vorwärts.
    Wodka riecht nach nichts, aber ein 18-jähriger Russe wie ich brauchte nicht lange, um zu merken, dass es sich bei der Flüssigkeit in der Wanne genau darum handelte, nebst ein paar darin herumschwimmenden Zwiebelringen. »Fühlst du dich
jetzt
zu Hause?«, riefen mir die fröhlichen Chassidim zu, während ich den Plastikbecher leerte und eine saure Gurke nachwarf. »
A tsimmus tov, a hummus tov
«, sangen sie, die Männer verschränkten die Arme und traten mit den Füßen in die Luft, und ihre außergewöhnlich blauen Augen leuchteten betrunken aus ihrer schwarzen Kluft.
    »Dein Vater hat uns gesagt, dass du vor der
bris
vielleicht ein wenig Wodka brauchst«, erklärte der Anführer der Chassidim. »Deshalb die kleine Fete.«
    »Fete? Wo sind die Mädchen?«, fragte ich. Mein erster amerikanischer Witz.
    Die Chassidim lachten nervös. »Auf deine
mitzvah
!«, rief einer. »Heute wirst du einen Bund mit
Hashem
schließen.«
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Gott«, wisperten sie.
    Ich trank noch ein paar Becher, verblüfft, wie sehr die Zwiebeln denGeschmack verbesserten, und doch ging mir der Gedanke, einen Bund mit Gott zu schließen, nicht ganz so glatt runter wie

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