Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
Vom Netzwerk:
baumelten. Man hatte ihre gebrochenen Hälse an den verkohlten Überresten von vier Satellitenschüsseln aufgeknüpft und ihre Arme leicht ausgebreitet wie die Pfeilflügel eines Flugzeugs. Ein sehr schlechtes Bild. Die armen Ukrainer sahen viel dicker und gefährlicher aus als zu Lebzeiten, und in der Totale war der bäuerische Gleichmut ihrer blauen Augen nicht mehr auszumachen.
    »Du lieber Gott«, sagte ich und verlor das letzte bisschen Mitgefühl, das mir noch geblieben war.
    »Die Russen drohen uns Luftangriffe dafür an«, sagte Herr Nanabragov,»und die Ukrainer auch. Na, wenn uns die
Amerikaner
angreifen würden, wären wir ein Stück weiter.«
    »Was ist mit den UN ?«
    »Haben ein paar Zelte geschickt. Da lässt sich nicht viel klauen. Hör mal, Mischa, du solltest wirklich mit Israel reden. Es ist höchste Zeit. Wir wissen genau, wen du ansprechen musst. Im Intourist Hotel wohnt ein Mossad-Agent. Er gibt sich als texanischer Ölmanager namens Jimbo Billings aus. Seif ihn ordentlich ein. Als dein zukünftiger Schwiegervater flehe ich dich an. Auf Knien.« Er blieb aber stehen.
    »Ich würde alles für Sie tun, Herr Nanabragov«, sagte ich. »Aber ach, das Konzept für das Museum der sevisch-jüdischen Freundschaft ist auf meinem Laptop. Er wurde bestimmt zerstört, als die Svanï das Hyatt ausbombten.«
    »Zufällig haben wir den Laptop hier«, sagte Herr Nanabragov und zog das glatte graue Gerät unter seinem Stuhl hervor. »Nach dem Angriff haben ein paar von unseren Jungs in deinem Zimmer vorbeigeschaut. Ein paar Kleinigkeiten mitgenommen.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Herr Nanabragov«, sagte ich. »Aber Sie sollten wissen, dass Nana das Land verlassen möchte. Sie ist ein junges Mädchen. Sie muss an ihr Studium denken.«
    »Auf, auf!«, rief zuckend Herr Nanabragov. »Erst das DORSCH , dann unsere Nana.«
    Brav wuchtete ich mich zurück ins Intourist, wo mir mitgeteilt wurde, dass tatsächlich ein Jimbo Billings im Haus war. Ich fuhr hinauf in den obersten Stock, trickste die Flurwache aus und klopfte an Jimbos Tür. »Entschuldigung.« Ich hüstelte. Sofort wünschte mich eine Stimme in untadeligem Russisch zum
chuj
.
    »Ich heiße Mischa Vainberg«, sagte ich. »Ich komme in Frieden.«
    »Vainberg!«, zwitscherte die Stimme und schaltete dann auf texanisches Englisch um: »Oh Mann, komm rein, Kumpel!«
    Das Zimmer musste das sauberste im ganzen Hotel sein, frei von grünen Riesenspinnen und nervenden Absurdis, abgesehen von der Hotelnutte, die sich vor einem Kosmetikspiegel den Schnurrbart stutzte. Mr Jimbo Billings, ein kleiner, muskulöser Mann in Jeans und kurzärmligem Hemd, hatte einen leichten levantinischen oder griechischenEinschlag, sah blutleer und wettergegerbt aus, hatte ein grünes und ein blaues Auge und flinke Hände aus feinem Leder. Nach einer 50-Stunden-Sitzung vor der amerikanischen Kultserie
Dallas
würde man den Mossad-Agenten vielleicht als älteren Texaner durchgehen lassen. »
Darlin’
«, sagte Billings zur Nutte. »Tu mir einen Gefallen, ja? Mach dich vom Acker.« Die Dame zog eine Schnute und wackelte provokant mit den Hüften, ließ uns aber rasch allein.
    »Also«, sagte ich, »meine Informanten sagen mir, dass wir eine gewisse Religion gemeinsam haben. Obwohl ich eher vom Glauben abgefallen und modern bin. Jedenfalls,
schalom

    »Informanten?«, sagte Billings. »Scha-
luhm
? Mann, echt! Du hast aber eine blühende Fantasie, Junge.« Seine Stimmung verschlechterte sich rasch; er schüttelte den grauen Kopf und sagte: »Scheiße, was sollen wir nur mit dir machen, Vainberg?«
    »Aaaach, nichts«, sagte ich, wobei ich aus irgendeinem Grund seinen lächerlichen Akzent annahm. »Mir geht es hier saugut.«
    »Das ist aber komisch«, sagte Billings.
    »Ich habe etwas für Sie«, sagte ich. »Es ist gut für Israel, gut für die Juden. Ein Holocaust-Museum. Wegen der guten alten Synergieeffekte. Damit die Menschen wieder zum Glauben finden.« Ich hielt ihm mein Laptop zur Ansicht hin.
    »Kaspisches Institut für Holocaust-Studien«, las Jimbo, »beziehungsweise Museum der sevisch-jüdischen Freundschaft.« Er schürzte die dicken, sonnenverbrannten Sabre-Lippen und las ein wenig weiter. »Weißt du, was alles andere als gut für die Juden ist?«, sagte er nach einer Weile. »Du.«
    »Das ist doch Scheiße«, sagte ich. »Ich will nur helfen.«
    »Nanabragov und seiner Tochter willst du helfen, also mach mir hier nicht den Clown, Kleiner«, sagte Billings.
    »Na und?«,

Weitere Kostenlose Bücher