Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
Vom Netzwerk:
Ich hatte mich so an das Öl gewöhnt; fast hätte man sagen können, wir wären befreundet gewesen. Überall
njeft’
, alles aus
njeft’
. Erdöl bestimmte das moderne Leben.
    Ich bewegte mich fort von Jimbo-Dror und trat an sein Fenster, um einen Blick auf die stummeligen, meerumtosten orangenen Stützpfeiler der nahen Ölförderplattformen und ihrer skelettartigen Aufbauten zu werfen.
    »Alles weg«, sagte er.
    »Und Figa-6?«
    »Da muss ich weiter ausholen«, sagte der Mossadnik. »Angeblich enthält der absurdische Sektor des Kaspischen Meeres 50 Milliarden Barrel an Ölreserven. In Wahrheit gibt es nicht mal mehr
ein
Prozent davon. Ende des Jahres wäre Figa-6 trocken. Es lohnt sich nicht einmal, mit der Förderung anzufangen. Die Absurdis haben die Investoren von Anfang an beschissen. Sie haben die meisten ihrer fossilen Brennstoffreserven in der Sowjetzeit verbraucht.«
    »Aber wie kann das sein?«, fragte ich. »Was war mit dem Luau von KBR ? Mit der Pipeline nach Europa? War die nicht der Auslöser für den ganzen sevisch-svanïschen Krieg? Haben sie deshalb nicht Georgi Kanuks Flugzeug abgeschossen?«
    »Georgi Kanuks Flugzeug ist nie abgeschossen worden«, sagte Dror.»Der alte Herr lebt in einer Villa bei Zürich, ganz feudal, wie ich höre. Kellogg, Brown & Root haben ihn mit 2,4 Millionen Dollar bestochen und Nanabragov dasselbe gegeben. Und das war nur eine Anzahlung. Wenn der LOGCAP -Vertrag erst einmal in Kraft war, sollte es noch viel mehr geben.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Als sie merkten, dass ihnen das Öl ausging, mussten Kanuk und Nanabragov etwas Neues finden. Der Stör ist beinahe ausgerottet, und sonst gibt es hier nur saure Weintrauben. Nun, Exxon, Shell, Chevron, BP , die wussten, dass sie gelinkt worden waren, und fuhren langsam herunter, was an Produktion noch übrig war, ganz langsam, um ihre Aktionäre nicht zu verschrecken. Sieh dir nur all die hübschen Wolkenkratzer an, die sie hier hochgezogen haben.« Der Israeli wies auf die ausgelöschte Skyline. »Aber dann kam den Absurdis und ihren Freunden bei Golly Burton noch eine bessere Idee: Wir sorgen hier für US -Militärpräsenz. Wir treten als Dienstleister auf, bauen Marmorklos, stellen dem Verteidigungsministerium überhöhte Rechnungen. ›Cost-plus‹ bis dorthinaus, dann müssen wir nur unsere Öldienstleister rausholen und mit unseren Militärdienstleistern ersetzen.«
    »Aber wie –«
    »Klappe halten, Lauscher spitzen. Alles, was KBR , Kanuk und Nanabragov jetzt noch brauchen, ist ein Grund für die US -Army zum Einmarsch. Das Land ist von strategischer Bedeutung. Der Iran liegt nebenan. Wie wäre es mit einem Luftwaffenstützpunkt? Na, da gibt es ein Problem. Die Russen halten Absurdistan noch immer für ein Stück von ihrem Kuchen. Sie würden böse werden. Und überhaupt, mit so einem kleinen Stützpunkt kann man nicht groß absahnen. Ein dickes Ding muss her. Eine gigantische US -Militärpräsenz auf Friedensmission, ein humanitärer Einsatz. Nun, im Jahr 2002 wollte KBR sich einen LOGCAP -Zehnjahresvertrag sichern, aber was, wenn es dann um die Ecke keinen herzzerreißenden Völkermord gab? ›Modell Bosnien‹ wurde das allgemeine Motto. ›Wie können wir ein zweites Bosnien aus dem Laden machen?‹ Also, eins muss man Halliburton lassen. Wenn Joseph Heller noch leben würde, bekäme er wahrscheinlich einen Posten im Aufsichtsrat.«
    Ich atmete tief durch. Auf dem Büfett stand eine Flasche Hennessy, und ich schenkte mir einen ein, ohne zu fragen. Jimbo-Dror wollte auch ein Glas. »Und so«, fuhr er nach einem kleinen Schluck Cognac fort, »begann der so genannte Bürgerkrieg. Aber zweierlei ging schief. Der Krieg geriet außer Kontrolle. Die Klebstoff-Sniffer von der Posse der Wahren Fußstütze fingen an, alles in die Luft zu jagen. Für zivile Baufirmen wie Bechtel ist das gut, aber es schreckt die Arbeitskräfte aus dem Westen ab und vor allem das US -Verteidigungsministerium. Und dann kam es noch schlimmer. Die Welt verschloss ihre Augen.«
    »Sie meinen die westlichen Medien.«
    »Ich meine das amerikanische Volk. Wir waren natürlich darauf vorbereitet. Unsere Marktforscher –«
    »Der Mossad betreibt Marktforschung?«
    »Methodisch sind wir völlig offen. Und es interessiert uns sehr, wie Völkermorde vom amerikanischen Wahlvolk aufgenommen werden. Also haben wir die Vorstädte von Maryland getestet. Und wussten sofort, dass KBR schief lag. Wir haben Testfragen zu drei Problemländern ausgearbeitet:

Weitere Kostenlose Bücher