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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Einwanderlitertur und sagt meine Story wie sie unser Haus in Morrisana abgebrannt haben, wird der Fokusspunkt vom ganzen buch. Mischa, ich liebe dich ganz Doll. Ich will dich nicht verlezen. Immer träume ich davon dass ich in Deinen Armen liege und deinen abartigen kui im Mund habe. (Ich habe ›kui‹ zu Proffessor Shteynfarb gesagt und, er hat gesagt dass russische Frauen so böse Wörter nicht in den Mund nehmen dürfen und ich ganz verdorben bin, hihihi!) Aber in wahrheit bist du in Rusland und ich in Amerika und sie lassen dich nie wieder Raus, also können wir nicht richtig intensiv, also richtig Zusammensein. Wenn du meine Studiengebüren nicht weiterbezahlen willst würde ich das verstehen, auch wenn ich dann wieder in der Titen-Bar arbeiten muss. Hoffentlich liebst du mich noch und willst dass es mir Gut geht, und nicht mehr schlecht für mein Selbstbewurstsein sein.
    Ich drücke dich ganz Fest & schick dir einen dicken schmatz
    Deine Rouenna
    P.S. Du sollst wissen dass die sache mit Proffessor Shteynfarb gegenseitig ist und dass er nicht versucht hat mich Abzuschleppen und dass nie mit seinen Studentinnen macht. Er sagt, dass er mir Gegenüber in einer Autritetsposition ist findet er doof und dass wir aber irgendwie gleich sind, weil ich ganz arm aufgewachsen bin und, er ist ein großer Einwanderer.
    Behutsam klappte ich den Laptop zu, hielt eine Sekunde inne und schmiss ihn dann mit voller Wucht an die Wand, wobei eines der Dr.-Levine-Wigwamfotos zu Bruch ging. Weil ich nichts mehr sehen wollte, begrub ich mein Gesicht in einem Kissen, und dann legte ich mir die Arme um die Ohren, weil ich nichts mehr hören wollte. Dabei gab es gar nichts zu hören und zu sehen – völlige Stille herrschte im Raum, vom Surren meines misshandelten Laptops abgesehen. Ich wanderte an der Bibliothek vorbei, wo Valentin der Künstler und die Nutten ineinander verschlungen dalagen, die leeren Wodkakaraffen faul zu ihren Füßen. »Ich bin der großzügigste Mensch der Welt«, sagte ich laut, wie ich so die schlafenden Russen betrachtete, die Mägen voll des teuren Mahls, für das ich berappt hatte. »Und wer das nicht merkt, ist ein dummer, undankbarer Arsch.«
    Ich walzte in den Keller hinab, wo ich meinen Diener Timofej schlafend auf einer Matratze neben meiner kostbaren deutschen Waschmaschine fand. Engelsgleich hatte er die Hände unter seinem großen, schnarchenden Kopf gefaltet; das Kabel des Daewoo-Dampfbügeleisens, das ich ihm zu Neujahr geschenkt hatte, war um sein Bein gebunden, damit kein anderer Diener es ihm stahl. Ich überlegte, ob ich einen Schuh nach ihm werfen sollte, aber dann trat ich ihm nur sanft in den Bauch. »Auf, auf, auf«, knurrte ich. »Timofej, erhebe dich!«
    »Bitte vergebt mir,
batjuschka
«, murmelte Timofej instinktiv, als er versuchte, den Schlaf abzuschütteln. »Timofej ist nur ein armer Sünder wie die anderen auch.«
    »Pasteten machen«, wies ich meinen Diener an, mein Körper gefährlich über seinem schwankend, so dass er sich vor Angst mit den Armen schützte. Murmelnd tat er seine Verständnislosigkeit kund. Ich versuchte, es ihm zu erklären: »Fleischpasteten, Kohlpasteten, Wildpasteten. Dass du mir ja nicht aufhörst, Pasteten zu machen, verstanden? Ich will sofort alles essen, was du in den Kühlschränken finden kannst. Enttäusche mich nicht, o Timofej.«
    »Sehr wohl,
batjuschka
!«, rief Timofej. »Pasteten, Pasteten, Pasteten.« Er sprang von seiner Matratze auf, weckte überall in den Kellergewölben die Dienerschaft und befahl sie nach oben. Vor lauter Geschäftigkeit wackelte das ganze Haus. Wie immer im Krisenfall ließendie Angestellten ihren Frust aneinander aus. Meine fette Köchin Jewgenia schlug ihren Lebensgefährten Anton, der seinerseits Lara Iwanowna eine verpasste, der hübschen jungen Dienerin. Ich zog mich in mein Analysezimmer zurück und sammelte den Laptop auf. Geistesgegenwärtig hatte Timofej auf meinem Tisch schon eine angebrochene Dose Lachs-
paté
und einen Kübel Artischockenherzen angerichtet. Mit zitternden Händen schlug ich mir den Wanst voll, während Rouennas Mail aus dem Drucker rauschte.
    Shteynfarb. Ich konnte ihn vor mir sehen: ein hässlicher kleiner Mann mit trockenen Lippen, ein struppiger schwarzer Irokesenschnitt, von jugendlichem Haarausfall gezeichnet, ledrige Tränensäcke unter den Augen, das Benehmen total künstlich, »locker«, gequält jovial, das Lachen falsch. Sobald er die eine Hälfte seines Schreibkurses geschwängert

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