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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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einen Anhänger mit dem Löwe-surft-auf-Fisch-Motiv zwischen ihren Brüsten hervor. Ich musste ihn einfach anfassen. Seine schwitzige Wärme, die sich aus der Hitze ihres Körpers speiste, ließ mich weich in den Knien werden. Ich wollte ihn mit meiner Nase küssen.
    »Ach bitte«, sagte ich, »können Sie mir nicht den Unterschied zwischen Sevo und Svanï erklären? Ihr seid beide so süß. Warum können wir uns nicht alle vertragen?«

24
    Warum Sevo und Svanï sich nicht vertragen können
     
    Einmal sind die Sevo und die Svanï ein einziges, schlecht beleumundetes Volk gewesen, im Schatten der Perser, Türken, Slawen und Mongolen, von denen es in regelmäßigen Abständen ausgeplündert und unterjocht wurde. Und dann kam St. Sevo (der Befreier, Sie erinnern sich!) und hatte, ganz in der bewährten Tradition so vieler anderer Gestalten der Religionsgeschichte, eine Erleuchtung. Was die Vision des Befreiers so komisch und außerdem seltsam zeitgemäß machte, war, dass sie über ihn kam, als er sich gerade mit einem örtlichen Kraut namens
lanza
zugedrogt hatte. Ein Fresko in einem der Prä-Tentakel-Alkoven zeigt einen drahtigen Bauern, der sich über ein Tongefäß beugt und sich drei Nudeln in die Nase steckt, die in Wahrheit die Dämpfe des
lanza
-Krauts darstellen sollen, die ihn vorübergehend in die nächste Welt versetzten, wo er logischerweise Jesus begegnete. (Der Ritus des
lanza
-Sniffens wird von den Sevo-Mönchen bis heute vollzogen.)
    Jesus, der auf dem Fresko als spektrale Gestalt mit verschleiertem Blick dargestellt wird, fast genauso
stoned
wie St. Sevo, erklärte unserem Visionär, dass mit dessen Volk etwas nicht stimme, insbesondere mit der Priesterkaste, die den Heiligen eben im letzten Jahr für den Beischlaf mit minderjährigen Priestertöchtern exkommuniziert und ins Exil auf jenen Salzwasser gebeizten Streifen Landes gezwungen hatte, der später unter dem Namen »Sevo-Plateau« bekannt werden würde. »Also ehrlich«, sagte Jesus. »Ich bin ein lieber Kerl, oder? Aber genug ist genug. Wenn du von dem
lanza
runterkommst, sollst du deine Posse zusammentrommeln und ihr sollt euch eure spitzesten Gegenständenehmen und all eure Feinde aufspießen, bis ich ihnen oben wieder rauskomme, und wenn ihr mit dem Aufspießen fertig seid, dann sollt ihr alle minderjährigen Süßen der Stadt durchvögeln. Und zwar so richtig. Und richtig schmutzig.
Capisci?
«
    »Mmmhmm«, erwiderte St. Sevo. »So sprach der Herr. Finde ich auch echt total geil. Aber,
jeez
, kannst du mir nicht ein Zeichen geben? Damit ich meiner Posse etwas vorweisen kann und sie nicht glauben, dass ich Scheiße erzähle?«
    »Nun gehe dahin«, sprach Jesus, »zur höchsten Erhebung auf dem niedersten Plateau deiner Stadt. Und dort grabe. Und grabe und grabe Tag und Nacht, morgens und abends und auch in der Mittagspause, und dann wirst du finden, was du da suchest.«
    Und so schüttelte Sevo der Befreier früh am nächsten Morgen seinen Kater ab und rannte zur höchsten Erhebung auf dem niedersten Plateau – genau dort steht heute übrigens die Riesenkrake des Sevo-Vatikans – und fing an zu graben. Viele aufreibende Tage lang: nichts. Und dann, heilige Scheiße! Ein kleines Stück Holz oder so. Aber eindeutig total heilig. Der Sanktus in spe kehrte in seine armselige Hütte zurück, pflückte in seinem Gärtlein einen Zweiwochenvorrat
lanza
, legte das Hölzchen vor sich hin und knallte sich tierisch zu.
Oy vei
, wie viele Visionen er da hatte! 18, um genau zu sein, die alle in der Kathedrale auf einem primitiven Fresko wiedergegeben werden (wie hat dieses arme, ständig ausgeplünderte Volk nur die Zeit für so viele Fresken gefunden?). In der wichtigsten Vision von allen, die den Grundstein für die Nation der Sevo legen sollte, hing Jesus blutüberströmt und völlig fertig am Kreuz und befahl St. Sevo flüsternd, vor ihm auf alle viere zu gehen wie ein kleines Hündchen und das Blut auf seiner Fußstütze aufzuschlabbern. Dem gab unser Jüngelchen sich eifrig hin, doch als er die heiligen Corpusculi aufleckte und sich die Splitter aus der Zunge zog, schlich sich ein dreckiger diebischer Armenier zum Kreuz und schnitt sich ein gutes Stück von Christi Fußstütze ab, wobei er es in die Schräglage versetzte, die sich von da an auf dem Kreuz der Sevo fand.
    Nun wurde Christus gemeinsam mit zwei so genannten Dieben gekreuzigt – dem guten Dieb, der ihn verteidigte und dem vom Sohndie Erlösung versprochen wurde, und dem bösen Dieb,

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