Snack Daddys Abenteuerliche Reise
Kinder alterten dieser Tage schnell. Ich sah eine Fünfjährige in einem gepunkteten Kleid mit Schleifchen zu den Klängen eines Akkordeons tanzen wie eine gealterte amerikanische Schlampe, vor der Kamera ihrer Eltern, die vom Akkordeonspieler laut eine lebhaftere Weise verlangten.
Wie sehr sich Nana von den anderen absurdischen Frauen unterschied! Ohne jeden Zweifel eine College-Studentin im Abschlussjahr, 21, flink, entschlossen und sorglos, ihr Körper ein deutlicher Ausdruck gesuchter und gefundener irdischer Freuden, während die Mädchen rundherum schon mit Erreichen der Pubertät brutal herausgeputzt und einem Erwachsenenleben in der Gewalt ängstlicher Verwandter und kackdummer, eifersüchtiger Ehegatten ausgeliefert wurden. Nana hatte das Privileg genossen, die ehemalige Sowjetunion zum richtigen Zeitpunkt in ihrer psychosexuellen Entwicklung verlassen zu können. Ihr Ehrgeiz war so groß wie mein Leibesumfang.
Am Ende der Esplanade warf der Sevo-Vatikan seine acht Tentakel aus, um Gläubige zu fangen; auf seiner Kuppel erstrahlte das drei Meter hohe Sevo-Kreuz wie die Antenne auf einer Satellitenschüssel. »Sieht aus wie eine Krake, das müssen Sie zugeben«, sagte ich zu Nana.
»Mehr wie ein Ei, finde ich«, gab sie zurück. »Wie ein Ei in einem dieser Dinger, wo sie drin sind. Wenn man pochierte Eier bestellt.«
»Wie im Diner.«
»Ja, wie in einem griechischen Diner«, sagte sie.
»Ja, wie in einem griechischen Diner in New York«, sagte ich.
Traurig lächelten wir einander an, von der Erinnerung an Amerika tief miteinander verbunden, und ich streckte meine großen Patschhände aus, in der Hoffnung, sie würde die Geste erwidern. Aber so weit war sie noch nicht. »Egal«, sagte sie, »ich bin eine Sevo und muss mich an die offizielle Sevo-Linie halten. Also …«
Und so, während ich ihren Körper mit meinen geilen männlichen Blicken liebkoste, erzählte Nana mir in der folgenden halben Stunde viel Wissenswertes über die Kathedrale von St. Sevo, dem Befreier. Ein paar Highlights möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten (habe ich schon die orangenen Highlights in Nanas samtigen braunen Haaren erwähnt?), zur Vertiefung der Kenntnisse über diese seltsame krakenartige Kirche empfehle ich jedoch das Internet.
Das Baujahr der Kathedrale ist entweder 1475, 1575 oder 1675; auf jeden Fall war da irgendwo eine 75. Um diese Zeit beugte sich ganz Absurdistan unter dem Joch der Perser (oder waren es die Ottomanen?), so dass die Svanï natürlich behaupten, die Kathedrale sei ursprünglich eine Moschee gewesen, keine Kirche, erbaut nicht aus Stein, sondern aus Lehmziegeln, dem Lieblingsbaumaterial der ruchlosen Mohammedaner. Aber nein! Nana zufolge (deren Popo bei jedem ihrer Ausrufe instinktiv einen kleinen Hüpfer machte) war sie schon immer eine Kirche, und überhaupt, wie konnten die Svanï es wagen, sich da einzumischen? Sie hatten sich im Dreihundertjährigen Fußstützen-Sezessionskrieg mit ihren persischen (oder ottomanischen) Herren schmählich arrangiert und mit Vorliebe Steinmauern um Sevo-Kirchen errichtet, um sie für sich zu beanspruchen. Ich weiß nicht, warum das wichtig war, aber Nana verkündete mir diese groteskenNeuigkeiten mit einem Ernst, der mich nur noch schärfer machte, denn wie sie so ihren Unsinn verzapfte, erinnerte sie an eine Schauspielerin, die entdeckt werden wollte, ein echtes amerikanisches Starlet mit Mondgesicht und ach so willigen Lippen.
Wir betraten die Kathedrale und waren der Hitze so für einen Augenblick entkommen. Das war schön; ansonsten war sie vor allem leer, nur ein paar alte Frauen bekreuzigten sich wütend vor Scharen von Kerzen und flüsterten zornig mit ihrem entschwundenen Gott. Kein Zweifel, die Kirche war ein Nebenschauplatz. Die wirkliche Action spielte sich auf der Esplanade ab, wo Kommerz und Laster regierten.
Den Kopf des Tintenfisches bildete eine kolossale Kuppel, umkränzt von einem Kreis aus Oberlichtern, aus denen die Strahlen der Sonne auf ein apartes, in die Kuppel eingelegtes Fresko fielen. »Das ursprüngliche Siegel des ersten Potentaten der Sevo«, erklärte Nana. »Ein Löwe mit einem Schwert, der auf einem Fisch reitet. Das soll zeigen, dass alle Macht vergänglich ist und noch dem mächtigsten Herrscher die Angelegenheiten des Staates entgleiten können.«
»Klingt hübsch«, gab ich zu.
»Mein Lieblingssymbol«, sagte Nana. »Das ganze Zeug mit der Fußstütze finde ich Mist, also trage ich stattdessen so eins.« Sie zog
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