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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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der so ziemlich geradewegs zur Hölle fuhr. Auf dem Svanï-Kreuz neigt sich die Fußstütze wie auf dem normalen christlich-orthodoxen Kreuz so nach rechts oben, dass Jesus sich dem guten Dieb zuwendet. Aber in der Mythologie der Sevo neigt Christus sich, nachdem der dreckige Armenier an der Fußstütze herumgehobelt hat, dem bösen Dieb zu. Das führt zu
allen möglichen unumstößlichen theologischen Implikationen
, die mir leider entfallen sind.
    Egal, zurück zur Story. Der Armenier wollte also mit seiner Beute, dem Stück von der Fußstütze, zurück nach Hause, um seine Landsleute mit dem Glorienschein der Fußstütze Gottes zu segnen. Aber mochten sie auch schlaue Schlawiner sein, dem Herrn waren die Armenier ein Dorn im Auge, und er führte den Knaben mit einer Spur aus Goldmünzen in die Irre, der unser gieriger Armenier natürlich folgte, bis an den Ort, den wir heute das Sevo-Plateau nennen. Dort wurde der Splitter von der Fußstütze im Sand am Kaspischen Meer vergraben, um auf den Tag zu warten, an dem ein gewisser zugekiffter Befreier erscheinen, das heilige Hölzchen nehmen, seine Posse zusammenrufen und das halbe Land mit großen Speeren durchficken würde. Und aus der auserwählten Posse und ihren frisch vergewaltigten Anverlobten sollte sich das heutige Volk der Sevo bilden.
    Ich habe die Geschichte vom Sevo-Svanï-Schisma hier in einer hoffentlich unterhaltsamen Hiphop-Manier ausgebreitet, aber von Nana wurde sie mir auf weniger freudvolle Weise überliefert. Sie benutzte zur Beschreibung der religiösen Unterschiede so komplexe Begriffe wie »Dyophysitismus« und »Monophysitismus« und machte dazu lauter Anspielungen auf einen gewissen Heiligen Rat der Erdferkel, der die ganze Religion im Jahr 518 auf den Kopf stellte, mal ganz abgesehen von der ganzen Nerverei mit dem guten und dem bösen Dieb. Ich will ihr beträchtliches Wissen über das hiesige Vorurteilsgeflecht hier nicht klein machen, auch nicht das Glaubensbekenntnis, dem sie nominell anhing. Ich finde, dass man nicht lachen darf, wenn man mit dem Irrationalen konfrontiert wird, und sei es auch noch so lächerlich.
    Wir traten auf eine ausladende Freitreppe, die von der Kathedrale von St. Sevo, dem Befreier, hinab zur halb nackten Esplanade davorführte. »Sehen Sie sich um«, sagte Nana. »Vergessen Sie den religiösen Quatsch. Sehen Sie sich die natürlichen Bedingungen an. Wir Sevo leben an der Küste und die Svanï leben in den Bergen, in den Tälern und in der Wüste. Die Svanï sind schon seit 1000 Jahren Bauern und Viehtreiber, und wir stellen traditionell die Kaufmannsklasse. Daher auch die Sache mit dem Armenier in der Geschichte von Jesu Fußstütze – weil schon lange die Armenier unsere eigentliche Konkurrenz sind, nicht die Svanï. Wir sind Kosmopoliten, die sich an den Westen anlehnen wollen, während die Svanï ihre Ziegen ficken und um Erlösung flehen. Deshalb sind unsere Kirchen leer und ihre voll. Deshalb haben wir die große Kohle, seit der Handel wichtiger ist als der Ackerbau.«
    »Schön für Sie«, sagte ich. »Ich bin stolz auf Ihr Volk. Handel ist fortschrittlicher als Ackerbau. Wissenschaftlich erwiesen.«
    Sie ignorierte meinen Kommentar und blickte weit über die Ölanlagen, die vom Rand der Esplanade bis hinaus zum zart gestrichelten Horizont den Meeresboden anzapften. Weiter reichte ihr Blick bis in die violett gesprenkelten Flure der New York University, und ich beschirmte meine blauen Augen mit einer riesigen Patschhand vor dem grellen Sonnenlicht und starrte mit ihr in die Seminarräume und Cafeterias, auf die modernen afrikanischen Tanzabende und Poetry Slams, vorbei am Getriebe auf Broadway und Lafayette Street, auf die Cast-Iron-Architektur von Astor Place.
    »Ihre Führung schließt ein traditionelles Sevo-Mittagessen ein«, sagte Nana. »Gibt es irgendetwas, was Sie nicht essen dürfen?«
    »Sie wollen mich wohl verarschen!«, sagte ich und wies auf meinen Wanst.

25
    Ein Stör für Mischa
     
    Wir spazierten die Esplanade hinunter, vorbei an einem aus der Türkei importierten Autoskooter, geschmückt mit unentzifferbaren türkischen Sinnsprüchen unter der Karikatur einer dunkelhäutigen jungen Frau, die von einem sabbernden, grauen, Messer und Gabel schwingenden Wolf verfolgt wurde. Ach, wie viel uns von der Welt verschlossen blieb. Achselzuckend gehen wir daran vorüber. Aber wäre ein Türke auf der Esplanade erschienen und hätte mir erklärt, was an dieser Karikatur so komisch sein sollte,

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