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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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machen. Das ist das Einzige, was ich jetzt für ihn tun kann. Lass mich vorbei.«
    Nachdem der Constable ihm noch ein, zwei Sekunden lang fest in die Augen gestarrt hatte, wich er einen Schritt zurück, sodass Winter sich an ihm vorbeischieben konnte. Superintendent Shirley, der offenbar seine Schritte gehört hatte, drehte sich um und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Mit grimmigem, wütend-entschlossenem Gesicht kaute er auf der Unterlippe herum. Winter konnte seinen Blick nicht deuten– war das Ekel oder Verständnis? Egal. Ekel und Verständnis, so in etwa dachte er im Moment auch über sich selbst.
    Jan McConachie lag auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet, die Augen aufgerissen. Als Winter sie für die obligatorische Ganzkörperaufnahme ins Visier nahm, bebten seine Hände noch, doch mit dem ersten Klicken der Kamera beruhigten sie sich. Abgesehen von der Verwirrung, die der Telefonanruf ausgelöst hatte, verriet ihr Gesicht kaum ein Gefühl.
    Gedanken an Addison drängten sich in seinen Kopf, doch er schüttelte sie ab. Keine Zeit. McConachie war so tot, wie man nur sein konnte. Der blutige Kreis auf ihrer Stirn verfärbte sich bereits zu einem leuchtenden Feuerwehrrot, ihr vergeudeter Lebenssaft breitete sich unter ihr aus wie eine Decke. Schwarze Hose, flache Schuhe, eine grüne Bluse unter einer schwarzen, wasserfesten Jacke. Wasserfest, aber nicht blutfest– der Stoff war schon durchnässt. Ihr Telefon lag einen knappen Meter hinter ihrer rechten Hand.
    Winter kannte sie kaum, er hatte nur ein paarmal kurz mit ihr geredet. Ein hartes Mädchen, eine Frau in einer Männerwelt, die es mit jedem Typen aufnehmen konnte, die fluchte wie der letzte Straßenbulle, aber anscheinend auch eine gute Mutter war. Blond gefärbtes Haar, eine kleine Eitelkeit, die ihre kaum vorhandene Frisur wieder etwas wettmachte. Dazu schlichte, nicht besonders aufreizende Klamotten. Unter den männlichen Kollegen galt sie wahrscheinlich als ziemlich hart, unter den weiblichen als ziemlich unterkühlt. Winter umkreiste sie mit der Kugelkamera, bis er die gesamte Lagerhalle draufhatte, um die Lage der Leiche später im 3D-Tatort zu rekonstruieren. Dabei bekam er natürlich auch die Cops mit drauf. Rachel, Shirley, Corrieri, die Uniformträger. Obwohl sie wussten, dass er sie ablichtete, sagten sie nichts. Sie waren in dieselbe Schockstarre verfallen wie vorhin, als es Addison erwischt hatte. Der ernste Shirley mit seinem stechenden Blick, die besorgte, angespannte Rachel, die direkt in die Kamera starrte, und Boyle und Murray, die sich beide suchend umsahen, zwei starke, verstörte Wachposten.
    Was war daran noch schön? Als Winter einen halben Meter nach rechts schlich und erneut scharf stellte, bemerkte er eine Bewegung im Sucher. Nur Rachel schaute noch in seine Richtung, ansonsten hatten sich alle von ihm und McConachie abgewandt. Mit schnellen Schritten marschierten sie zur Tür der Lagerhalle, die nun offen stand, obwohl Forrest immer noch daran festgenagelt war. Neben der Tür wartete Baxter. Er sah mit restlos verwirrtem Gesicht zu, wie die Cops einer nach dem anderen an ihm vorbei in die Halle liefen. Sekunden später tauchte Andy Murray wieder auf und winkte Winter zu sich. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erwarten. Als hätte er einen Geist erblickt.
    Ohne sich noch einmal nach McConachie umzuschauen, gehorchte Winter Murrays Befehl. Mit der Tasche über der Schulter und der Nikon in der Hand drückte er sich in die dunkle Lagerhalle. Nach einem guten Meter stieß er mit Shirleys breitem Rücken zusammen, prallte zurück und stürzte fast auf die Knie. Und folgte Shirleys Blick– zu vier Männern, die an vier Stühle gefesselt und zu einem ungefähren Halbkreis arrangiert gegenüber der Tür saßen. Zu vier toten Männern.

32
    Der Erste war ein blutiges Etwas. Ein bis zur Unkenntlichkeit zerschlagenes Gesicht, eine geplättete Nase, geplatzte Lippen und gebrochene Wangenknochen. Die ursprüngliche Farbe des blutgetränkten Shirts war nicht mal mehr zu erahnen. Inmitten des ganzen Bluts wirkte das Weiß seiner leeren Augen wie ein doppeltes Leuchtfeuer, das ins Nichts starrte. Hinter der ganzen Schmiere war der Typ vielleicht neunzehn, vielleicht dreißig Jahre alt. Feuchte Jeans und Schuhe, in denen eine Flüssigkeit stand, die Winter lieber nicht näher kennenlernen wollte. Fast alles, was früher mal in ihm drin gewesen war, sickerte langsam raus.
    Zu seiner Rechten saß ein sehniger Rothaariger Mitte dreißig,

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