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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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warum hast du mir das nicht direkt nach Harthill erzählt?« Eine Pause. » Weiß Shirley davon?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Seitdem hatten Sturrock und ich eine stillschweigende Abmachung. Ihm war klar, dass ich keine Sekunde zögern würde, wenn ich ihm was Größeres anhängen könnte. Aber mit Kleinigkeiten ist er durchgekommen, solange er uns dafür bei unseren Ermittlungen unterstützt hat.«
    Irgendwann musste Winter die Frage stellen. » Ihr seid also… in Verbindung geblieben?«
    » Ja.«
    » Wie?«
    Rachels Hände glitten von ihrem Gesicht. Endlich blickte sie ihm in die Augen. » Wir haben nicht oft geredet. Vielleicht ein paarmal im Jahr, wenn überhaupt.«
    » Ja, aber wie habt ihr geredet?«
    Sie sah ihn bloß an.
    » Übers Telefon?«, fragte er.
    Jetzt starrte sie auf den Boden. Und antwortete. » Ja.«
    Winter hob ihr Kinn an, bis sie ihm wieder in die Augen schauen musste. » Das heißt, deine Handynummer könnte in seinem Handy gespeichert sein?«
    Ein langsames Kopfschütteln. » Nicht könnte, Tony. Meine Nummer ist in seinem Handy gespeichert. Und deshalb habe ich Angst. Große Angst.«

34
    Dienstag, 20. September
    Bevor sie schließlich doch von ihrer Müdigkeit eingeholt worden waren, hatte Winter Rachel in aller Deutlichkeit aufgefordert, zu Shirley zu gehen, ihm alles zu sagen, was sie wusste, und danach zu Hause und damit aus der Schusslinie zu bleiben. Rachel hatte sich geweigert.
    Würde sie jetzt ihre Karten auf den Tisch legen, hatte sie ihm erklärt, würde Shirley sie nicht mal mehr in die Nähe des Scharfschützenfalls lassen, und vielleicht wäre sie gleich komplett arbeitslos. Sie hatte Sturrock nie als Informanten registriert, und was noch schlimmer war, sie hatte dem Boss nicht mal nach Sturrocks Ermordung von ihm erzählt. Warum auch, sie hatte ja eine weiße Weste, und was hätte es gebracht, plötzlich damit anzukommen? Jetzt war es zu spät.
    Außerdem sei es nicht ihre Art, sich zu verstecken. Es sei denkbar, dass der irre Massenmörder ihre Nummer im Handy des Dealers entdeckte und ihre Identität ermitteln könnte, aber das Risiko würde sie auf sich nehmen.
    Als sie am nächsten Tag in aller Frühe aufwachten, waren beide schlecht drauf. Vor ihnen lag ein Tag, von dem sie nur das Schlimmste erwarteten. Ohne ein Wort zu sagen, gingen sie duschen. Im Fernsehen und im Radio wurde der gestrige Horror erneut durchgespielt, dazu mussten sie nicht auch noch ihre eigenen Kommentare beitragen.
    Ein grässlicher Morgen, genauso grau, verregnet und düster wie ihre Stimmung. Sie fuhr in die Stewart Street, er in die Pitt Street, beide getrieben von immer größerer Rastlosigkeit, von immer größeren Sorgen. In beiden Köpfen spukten der schwer verletzte Addison und Sturrocks Telefon herum.
    Winter war schon vor acht im Büro, sodass er noch eine knappe Stunde lang ungestört bleiben würde. Er hatte sich etwas vorgenommen, das er lieber nicht vor Publikum erledigen wollte. Auf dem Weg hatte er eine Zeitung gekauft, die er nun auf den Tisch warf. DAS BLUTBAD stand in roten Riesenlettern auf der Titelseite der Sun. Fotografien vom Tatort im Dixon-Blazes-Industriegebiet hatten sie nicht, aber dafür hatten sie ihr Zielfernrohr-Logo in Übergröße auf die Seite geklatscht. Dazu ein paar wenige Absätze, die sich mit den nackten Tatsachen beschäftigten, und haufenweise Absätze mit wilden Mutmaßungen.
    Gott sei Dank kein Foto von Addy, dachte Winter, während er den Bericht überflog. Es wurden keine Anschuldigungen gegen seinen Freund erhoben. Stattdessen lauteten die Schlüsselwörter: » Kopfschuss«, » lebensgefährlich« und » kritisch, aber stabil«. Winter ging der Anblick des blutigen Addison nicht aus dem Kopf, und jetzt musste er auch noch die dazugehörigen Fotografien einpflegen. Unter anderem deshalb war er so früh in die Arbeit gefahren. Er wollte den Verwaltungskram abwickeln und wieder verschwinden, bevor ihn noch irgendein neugieriger Wichser mit Fragen belästigte, die er nicht beantworten wollte.
    Aber er war nicht nur deshalb in Eile, sondern auch, weil er heute noch etwas vorhatte. Kaum war er im Büro angekommen, hatte er eine Nachricht auf Cat Fitzpatricks Anrufbeantworter hinterlassen– ob er kurz bei ihr vorbeischauen könnte, je früher, desto besser. Keine Ahnung, was sie davon halten würde, aber im Vergleich zu seinen sonstigen Problemen war das völlig egal. Und wenn es ein bisschen kompliziert wurde, was soll’s.
    Auf seinem Bildschirm

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