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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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seltsamer Junge. Und diese Faszination mit dem Tod hat auch auf alles andere übergegriffen und mich zu einem traurigen Einzelgänger gemacht.«
    » Aber ich habe einen ganz anderen Typen kennengelernt«, sagte sie.
    » Ja, die Universität war meine Rettung.« Ein kleines Lachen. » Ich habe alles Mögliche für mich entdeckt: Bier und Mädchen und Snooker. Ich hab kapiert, dass das Leben trotz allem Spaß machen kann, und als ich mich dann halb besoffen durch die Uni gevögelt hab, sah die Welt gleich ganz anders aus. Mit Algorithmen kannte ich mich hinterher zwar nicht viel besser aus als vorher, aber ich hab gelernt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ich bin nicht mehr rumgelaufen wie ein Totengräber.«
    » Aber es ist alles noch da?« Rachels Frage klang eher nach einer Feststellung. » Deshalb hast du dir den Job gesucht? Weil du den Tod fotografieren willst?«
    » Ja. Eigentlich steh ich immer noch auf dem Pausenhof und stochere an der Krähe herum. Ich suche immer noch nach Antworten, ich versuche immer noch, das alles zu begreifen. Auch das mit Addy. Es ergibt einfach keinen Sinn.«
    Rachel konnte sich nicht zurückhalten.
    » Okay, Tony. Ich sag dir jetzt etwas, was ich wohl lieber für mich behalten sollte. Ich sag es dir, weil das alles nicht deine Schuld ist. Weder das mit deiner Mum noch das mit deinem Dad noch das mit Addison. In Harthill hat Addy behauptet, er würde Mark Sturrock nicht kennen. Er hätte ihn noch nie gesehen.«
    Das wollte Winter jetzt nicht hören. » Er wurde von Sturrocks Telefon aus angerufen. Na und?«
    » Tony. Wir wissen, dass er von Sturrocks Telefon aus angerufen wurde, weil Sturrocks Name auf Addys Handy erschienen ist. Weil der Name und die Nummer in Addys Handy gespeichert sind.«
    Ein Satz wie ein Hammerschlag.
    » Okay«, sagte er. » Und was beweist das jetzt? Was habt ihr vor?«
    Das blau-weiße Absperrband wurde wieder zwischen ihnen entrollt.
    » Mach dir keine Sorgen. Wir wissen, was wir tun.«
    Winter nickte und ließ sich noch eine Weile im Arm halten, aber er war nicht mehr bei der Sache. Ganz und gar nicht. Unter anderem, weil Rachel sich irrte– was mit Addison geschehen war, war sehr wohl seine Schuld. Aber anders als bei seiner Mutter ging es nicht um etwas, das er getan hatte, sondern um etwas, das er unterlassen hatte. Und wenn er sich nicht noch mal schuldig machen wollte, musste er es wieder geradebiegen.
    Währenddessen dachte Rachel angestrengt nach. Sie überlegte, ob sie ihm noch etwas anvertrauen sollte, und entschied sich schließlich, es zu tun.
    » Da ist noch was, Tony.«
    Er bemerkte das leichte Zittern ihrer Stimme. » Was?«
    » Ich wollte es dir eigentlich nicht… aber es muss sein. Es ist besser so. Der Mörder hat die Telefone von Strathie und Sturrock an sich genommen…«
    » Ja.«
    Sie suchte nach den richtigen Worten. » Wie gesagt, es sieht so aus, als hätten Addy und Jan McConachie im falschen Telefonbuch gestanden.«
    » Was nichts zu sagen hat.«
    » Doch, Tony, es hat sehr viel zu sagen. Hör mir zu. Deshalb hat er auf sie geschossen, wegen ihren Nummern. Daran zweifelt niemand. Und…«
    Ein immer größerer Abgrund der Stille tat sich zwischen ihnen auf, während sie versuchte, die Worte herauszuwürgen, die in ihrer Kehle feststeckten.
    » Ich hab Angst, Tony.«
    » Du machst mir Angst. Was ist? Jetzt sag schon.«
    Rachel presste die Handballen an die Stirn und schloss die Augen. » Vor ein paar Jahren hab ich Mark Sturrock mit ein bisschen Stoff im Wagen erwischt. Kleinkram. Wir wussten, dass er normalerweise mit ganz anderen Mengen unterwegs war. Für das bisschen hätten wir ihn kaum hinter Gitter bringen können, aber Malky Quinn hätte es sicher nicht gerne gesehen, wenn wir ihn drangekriegt hätten. Damit hatte ich ein Druckmittel.«
    Winter sagte nichts, doch in seinem Inneren wuchs die Angst. Er sah zu, wie Rachel hinter ihren unmerklich bebenden Händen erzählte.
    » Ich habe ihm einen Vorschlag gemacht: Ich lasse es nicht zu einer Anklage wegen Drogenbesitz kommen, wenn er dafür mit mir zusammenarbeitet. Er hat eingeschlagen. Mit seinen Informationen konnte ich einen viel größeren Deal hochgehen lassen. Terry Gilmartin hatte einen Laster voll Skunk aus Manchester bestellt, den wir mit Sturrocks Hilfe abfangen konnten. Eine Krähe hackt der anderen eben doch ein Auge aus.«
    Winters Herz dröhnte immer lauter, sein Mund war staubtrocken. Er wollte nur noch, dass das alles ein Ende hatte. » Scheiße, Rach,

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