Snapshot
wollte?«
Winters Herz setzte einen Schlag aus. » Ja, das könnte ich mir sogar sehr gut vorstellen.«
Cat legte den Kopf schief und blickte versonnen nach oben. » Na gut. Es klingt nach einer wilden Theorie, aber die verschiedenen Spuren lassen au f W aterboarding oder etwas Ähnliches schließen. Schon mal davon gehört?«
» Das ist eine Foltermethode, oder? Haben sie in Guantánamo angewendet.«
» Sieh an, der Süße hat auch noch was im Kopf«, sagte Cat mit einem grimmigen Lächeln. » Ja, unter anderem in Guantánamo, aber nicht nur dort. Viele Spezialeinheiten stehen au f W aterboarding, die Methode wird von Bagdad bis Beirut und auf der ganzen Welt eingesetzt. Sie wird sogar als professionelle Verhörtechnik klassifiziert. Man legt dem Verdächtigen einen nassen Lappen oder ein Stück Plastikfolie aufs Gesicht und kippt Wasser drauf, bis er einem alles erzählt, was man hören will. Das Wasser löst den natürlichen Würgereflex aus, sodass der Verdächtige glaubt, er würde tatsächlich ertrinken. Das hält man durchschnittlich vierzehn Sekunden lang aus, dann gibt man auf. Und das Beste ist, dass es keinerlei Spuren hinterlässt. Nicht mal einen blauen Fleck.«
In Winters Gedanken verband sich ein Punkt mit dem anderen. » Und wer hätte das Wissen und die Erfahrung, so etwas durchzuführen? Was denkst du?«
» Die CIA , der MI 5 und MI 6, der SAS , die Pfadfinder von Barlanark. Die Auswahl ist groß.«
» Auch die Navy?«
» Ja, aber dann eher die Jungs vom Sondereinsatzkommando, vom SBS oder von den US Navy Seals. Scheiße, Tony, warum willst du das alles wissen? Was hat das mit Addison, McConachie und den anderen zu tun?«
Cat hätte eine Antwort verdient gehabt, aber Winter wollte sie nicht in Schwierigkeiten bringen. Seine eigenen Probleme reichten schon für zwei. » Ich mach dir einen Vorschlag, Cat. Ich tu uns beiden einen Gefallen und sag dir nichts. Und du sagst auch niemandem was. Ross war bloß ein zweitrangiger Drogendealer, der zufälligerweise abgestochen und längst zu den Akten gelegt wurde.«
» Was offensichtlich nicht der Wahrheit entspricht. Dir ist doch klar, dass mich das meinen Job kosten könnte? Du verlangst da eine ganze Menge von mir.«
» Ich weiß. Aber ich muss dich trotzdem darum bitten. Kann ich auf dich zählen, Cat?«
Eine Ewigkeit sah sie ihm nur in die Augen, als wollte sie seine Gedanken lesen oder ihre eigenen auf die Reihe kriegen. Schließlich schüttelte sie langsam den Kopf. » Bist du in einer Beziehung, Tony?«
» Was?« Mit dieser Gegenfrage hatte er am allerwenigsten gerechnet.
» Das ist eine ganz einfache Frage. Du musst nur mit Ja oder Nein antworten.«
» Na ja…«
» Das war eher ein Jein. Bist du in einer Beziehung oder nicht? Ich will gar nicht wissen, mit wem.«
Ist auch besser so, dachte er. » Warum fragst du das?«
» Sag’s mir einfach, Winter. Ja oder Nein.«
» Ja. Ja, ich bin in einer Beziehung.«
» Siehst du, war doch gar nicht so schwer.«
Wieder sah sie ihn an, bis sie endlich eine Entscheidung traf. » Okay, du kannst auf mich zählen. Und der junge Alastair hält auch dicht, dem ist es sowieso lieber, wenn niemand davon erfährt. Aber ich hoffe sehr, dass ich das nicht bereuen werde. Wenn du Mist baust, bist du dran. Verlass dich drauf.«
Er glaubte ihr jedes Wort. » Danke, Cat. Das ist wirklich nett von dir.«
» Mehr als nett.«
» Ich weiß. Wirklich. Aber warum fragst du… ich meine, was du da eben gefragt hast…«
» Mein Gott, red ich hier mit einem Zwölfjährigen? Wenn du in einer Beziehung bist, hattest du einen guten Grund, nicht noch mal mit mir in die Kiste zu springen. Kapiert? Dann muss ich nicht davon ausgehen, dass es dir nicht gefallen hat, was mich ziemlich beleidigt hätte.«
» Es hat mir doch… Ich meine…« Winter stolperte über seine Verlegenheit. Wahrscheinlich wäre es keine gute Idee gewesen, ihr zu verraten, dass er sich kurz nach ihrer Affäre in Rachel verknallt hatte. Aber das wollte sie jetzt bestimmt nicht hören.
» Lass es gut sein«, sagte sie, » und hör mir zu. Wenn du in einer Beziehung bist, schau mich bitte nicht mehr so an. Das läuft nicht, klar? Ich mag dich, Tony, und jetzt kann ich dir sogar verzeihen, dass du so dumm warst, ein verdammt gutes Angebot auszuschlagen. Aber bitte, starr mir nicht mehr auf den Arsch.«
» Das wird schwer.«
» Wenigstens hast du nicht gesagt, dass es hart wird. Dann hätte ich mir das mit Ross vielleicht noch mal anders
Weitere Kostenlose Bücher